Edith SAMSON verh. KAISER
geboren am 30. März 1914
| Straße: | Rudolph-Eucken-Allee 4 |
| Todesdatum: | überlebt |
| Edith Samson wird am 30. März 1914 in Aurich geboren. Sie ist das vierte Kind von insgesamt fünf Geschwistern der Eltern Simon und Goldine geborene Wallheimer.
Ediths Vater ist Viehhändler. Hinter dem Haus sind Stallungen und Weiden für das Vieh, das er aufkaufte und wieder verkaufte. Edith hat zwei ältere Brüder, Jonni und Benni, eine ältere Schwester Johanna, und zuletzt die jüngere Lotte. Jonni ist Verkäufer in einem Auricher Textilhaus. Er wandert am 7.02.1939 mit Rosi, seiner Frau, über Bremen nach Kalifornien aus. Edith verlässt Aurich am 10.11.1935 und verzieht nach Enschede. Am 3.07.1936 meldet sie sich wieder in Hannover und am 5.10.1938 flüchtet sie nach Amsterdam. Ihr Bruder Benni flüchtet darauf am 18.10.1938 nach Nieuw Amsterdam, einer Moorkolonistensiedlung südlich von Emmen. Bennis spätere Frau Resi Cohen, welche die niederländische Staatsbürgerschaft besitzt, ist schon 1937 mit ihrer Familie dorthin verzogen. Ihre Eltern folgen am 25.01.1939. In dieser Moorkolonie, an der Straße Zijtak Westseite Nr. 26, ist die ganze Familie, mit Ausnahme von Lotte und Johanne, durch die Hilfe eines Nachbarn vom Dommerkanaal – Hielke Bos, untergekommen. Am 3. Oktober 1942 ist es soweit. Die Deutschen durchkämmen die Häuser und stehen an der Haustür. Edith öffnet, „wer ist dies“? fragen sie. Die anderen „oh das ist unser Nachbarmädchen“. Edith sieht nicht wie eine Jüdin aus. Sie wird beiseitegeschoben. Ihr Bruder Benni, der sich hinten im Garten aufhält und das Unheil vorne gewahr wird, kann seine Eltern noch warnen und auffordern das vorbereitete Versteck aufzusuchen. Die beiden Alten wollen es jedoch nicht mehr. Die Mutter Goldine wird mit Vater Simon nach Westerbork gebracht. Edith sieht sie nie wieder. Sie werden deportiert, zuerst nach Westerbork, dann nach Theresienstadt, wo ihr Vater am 19.12.1943 stirbt. Ihre Mutter wird am 23.10.1944 weiter nach Auschwitz deportiert und sofort bei Ankunft ermordet. Ihre anderen Schwestern, Johanna und Lotte werden jeweils mit ihren Kindern und Ehemännern in Belgien und den Niederlanden aufgegriffen und überleben auf gleiche Weise nicht. Ihre Schwägerin Resi versteckt sich mit Benni im Hühnerstall des Hauses. Abends machen die beiden sich im dichten Nebel nach Klazienaveen auf, zu ihrem für diesen Fall angedachten Versteck beim Bauern Seulmann. Edith wird später von Hielke Bos in einer Ferkelkiste nach Amsterdam geschmuggelt, wo sie mit ihrem Mann Siegfried in den Untergrund abtaucht. Der Sohn Jack, ein späterer Anwalt für Immigrationsrecht, wird geboren. Dann kaufen sie einen Kaffeeladen, wo sie wiederum beide ungefähr 10 Jahre arbeiten. Es folgten mehrere chemische Reinigungsgeschäfte, wo sie zusammen arbeiteten. Mit der Rente ziehen sie nach Tiburon, einem nördlichen Vorort. Siegfried stirbt 1979. Edith heiratet nicht wieder und lebt glücklich und zufrieden bis zu ihrem Tod am 2. April 1990. Hier kann man Edith Kaiser Samson in Westjiddisch hören: Eine jüdische Hausfrau ist mit Sabbatvorbereitungen beschäftigt und wartet auf ihren Mann Itzig der irgendwann verspätet nach Hause kommt. Es soll ein Zwiegespräch sein, ihr Mann antwortet jedoch nur einwortsilbig. Ein Beispiel der jüdischen Lebensweise in Aurich, welche sich aber eigentlich gegenüber der nichtjüdischen wenig unterscheidet. |
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| Recherche: Jörg Peter (Stand: 26.04.2013) Eingabe: Hans-Jürgen Westermayer |
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| Fotos:
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– Edith Samson, links mit Violine mit ihrer Kusine Irma Schanzer später Fasenfest +28. 3. 2013, an der Seite des Elternhauses Rudolf-Eucken-Allee 4 – Edith Samson und David Levy 1929 in Aurich als Akteure in einem Zwiegespräch in Mauschelsprache: Eine Aufführung zum 125- jährigen Bestehen des jüdischen Frauenvereins. – Edith Kaiser geb. Samson mit Ehemann Siegfried Fotos der Stolpersteinverlegung: Günther Lübbers |
| Opfergruppe: | Juden |
| Quellen: | – Staatsarchiv Aurich: Rep. 251 Nr. 15, 815 und 1158; 360; 107, 2618 – Digitaal Monument Joodse Gemeenschap in Nederland; Interview Johannes Diekhoff mit Resi Samson ON 3. 11. 1981; Handapparat Johannes Diekhoff im Staatsarchiv Aurich Assignment for Oral History & Biography, VU 2021 Jantine Swagerman, Martijn Smeekes, Jelle Timmer, Dana Toorman & Anna van Velzen |
| Literatur: | |
| Patenschaft: | Mareka Hillerns |
| Verlegetermin: | 12. Juni 2012 |

Edith Samson und David Levy 1929 in Aurich als Akteure in einem Zwiegespräch in Mauschelsprache: Eine Aufführung zum 125- jährigen Bestehen des jüdischen Frauenvereins.

Edith Samson, links mit Violine mit ihrer Kusine Irma Schanzer später Fasenfest +28. 3. 2013, an der Seite des Elternhauses Rudolf-Eucken-Allee 4


