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Auguste Cohen ist Kind der Familie David Levy und Marianne Wolff geb. van Oss. Auguste hatte noch vierzehn Geschwister: fünf starben im Kindesalter, sieben wurden Opfer der Shoah, nur drei konnten durch Flucht in die USA, nach Australien bzw. nach Argentinien überleben.
Auguste Cohen ist mit Abraham verheiratet. Dem Paar werden zwei Kinder geboren, Max 7.11.1920 und Dodo 10.11.22. Augustes Ehemann ist Viehhändler. Dieser betreibt mit den Familien Wallheimer, das sind die Brüder Levy und Wilhelm, das Landwirts-, Viehhändler- und Schlachterhandwerk. Hinter dem Wohnhaus befinden sich Stallungen und Räume einer koscheren Fleischfabrikation. Die Waren werden in ganz Deutschland vertrieben. Die neuen antijüdischen Gewerbegesetze ruinieren alsbald die wirtschaftliche Grundlage des Betriebs, so dass Wallheimers 1935 das Haus verkaufen. Die Familie zieht um nach Kirchdorf Nr. 11, das ist das Haus des Karl Wallheimer an der Kreuzstraße hinter der Volksschule. In der Reichspogromnacht wird Abraham Cohen verhaftet und bis zum 15.12.38 im KZ Sachsenhausen inhaftiert.
Nach dem Verkauf des Karl-Wallheimer-Hauses in Kirchdorf an den Landgebräucher Harm Harms muss die Familie Cohen, Abraham ist nur Pächter des Hofs, Karl Wallheimer hat altersbedingt den Betrieb aufgegeben, erneut am 5.07.39 umziehen in das Haus Am Neuen Hafen 2.
Der Sohn Dodo ist zur landwirtschaftlichen Ausbildung nach Groß Breesen bei Breslau gegangen. Als das Lager von der Gestapo aufgelöst wird, deportiert man ihn nach Auschwitz. Dort stirbt er 1944 (s. Biografie auf dieser Homepage).
Sein Bruder Max flüchtet per Kindertransport nach England und kann von dort nach Australien auswandern (s. Biografie auf dieser Homepage). Mit dem geplanten Überfall Deutschlands auf die Nachbarn im Westen müssen alle jüdischen Bewohner Aurich räumen. Am 29.02.40 zieht das Ehepaar nach Berlin in die Alte Schönhauser Straße. Auguste muss wie ihr Mann Zwangsarbeit leisten. Sie haben noch brieflichen Kontakt zu ihren Söhnen.
Am 29.11.42 müssen Auguste und Abraham Cohen mit 992 weiteren Verhafteten am Gütergleis Grunewald einen Zug nach Auschwitz besteigen. Danach gibt es keine weiteren Lebenszeichen mehr.
Auguste gilt als warmherzig, fürsorglich. Sie engagiert sich im jüdischen Volkstheater in Aurich, so die wiedergegebenen Worten ihres Sohnes Max. In einem Brief von Auguste aus Berlin an ihn beschreibt sie ihre Not und Sehnsucht nach ihren Kindern und wem es von der Verwandtschaft gelungen ist, einen rettenden Hafen irgendwo in der Welt zu erreichen … [auch wenn es wie hier ein so hoffnungsloser Fluchtort wie die Dominikanische Republik ist – Anm. d. Verfassers]. Auguste erwartet für sich und ihren Mann dergleichen nicht mehr … Leider sind es ja vorerst alle Aussichten genommen… Der liebe Papa und ich arbeiten immer noch in der Fabrik und haben es beide gut.
Das Foto zeigt sie im Januar 1939.

 Foto der Stolpersteinverlegung (Günther Lübbers) |