Benni (Benjamin) SAMSON
geboren am 24.10.1911 in Aurich
| Straße: | Rudolph-Eucken-Allee 4 |
| Todesdatum: | überlebt |
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Benni Samson ist das zweite Kind von insgesamt fünf Geschwistern der Eltern Simon und Goldine geborene Wallheimer. Benni Samson ist Viehhändler wie sein Vater. Hinter dem Haus sind Stallungen und Weiden für das Vieh, das er aufkauft und wieder verkauft. Benni hat einen älteren Bruder, Jonni. Danach folgen Johanna, Edith und Lotte. Jonni ist Verkäufer in einem Auricher Textilhaus. Er wandert am 7.02.1939 mit seiner Frau Rosi über Bremen nach Kalifornien aus. Benni flüchtet bereits am 18.10.1938 nach Nieuw Amsterdam, einer Moorkolonistensiedlung südlich von Emmen. Seine spätere Frau Resi Cohen, er lernte sie 1937 in Aurich kennen, besitzt die niederländische Staatsbürgerschaft von Vatersseite. Mit ihrer Familie ist sie schon 1937 nach Emmen verzogen. Bennis Eltern folgen am 25.01.1939. Am 1. September 1942 heiratet Benni Resi Cohen. In dieser Moorkolonie, an der Straße Zijtak Westseite Nr. 26, ist die ganze Familie, mit Ausnahme von Lotte und Johanne, durch die Hilfe eines Nachbarn vom Dommerkanaal – Hielke Bos, untergekommen. Eines Tages am 3. Oktober 1942 ist es soweit. Die Deutschen durchkämmen die Häuser und stehen eines Morgens an der Haustür. Edith öffnet, „wer ist dies“? fragen sie. Die anderen „oh das ist unser Nachbarmädchen“. Edith sieht nicht wie eine Jüdin aus. Sie wird beiseitegeschoben. Benni, der sich hinten im Garten aufhält und das Unheil vorne gewahr wird, kann seine Eltern noch warnen und auffordern das vorbereitete Versteck aufzusuchen. Die beiden Alten wollen es jedoch nicht mehr. Goldine wird mit ihrem Mann Simon nach Westerbork gebracht. Benni sieht sie nie wieder. Erst nach dem Krieg erfährt er, dass sie umgekommen sind. Benni versteckt sich mit Resi im Hühnerstall des Hauses. Abends machen sich Benni und Resi im dichten Nebel auf nach Klazienaveen, zu ihrem für diesen Fall angedachten Versteck. Edith wird später von Hielke Bos in einer Ferkelkiste nach Amsterdam geschmuggelt, wo sie mit ihrem Mann Siegfried in den Untergrund abtaucht. Vor dem Krieg hat Benni viel Kontakt zu einem Bauern der weiteren Nachbarschaft, Seulmann aus Klazienaveen, Derksweg 99. Dieser sagt: Wenn du nicht weißt, wohin du fliehen musst, dann kannst du hierher kommen. Keiner ahnt, dass es jemals Realität wird. So arbeiten nun Vater Seulmann und Benni die ganze Nacht am Versteck, einem Torfhaufen in der Ecke eines Stalls. Ein Strohballen als Sitzplatz, ein Strohballen mit Jutesack als Tisch. Das Versteck ist so klein, dass man kaum einen Schritt machen kann. Über das arme Häuschen wird Torf geworfen. Innen können sie gerade flüstern, husten dagegen nicht. Den Kindern der Seulmanns wird auf das Strengste verboten, auf den Torfhaufen zu steigen. Bennis Eltern werden deportiert, zuerst nach Westerbork, dann nach Theresienstadt, wo sein Vater am 19.12.1943 stirbt. Seine Mutter wird noch am 23.10.1944 weiter nach Auschwitz deportiert und sofort bei Ankunft ermordet. Seine anderen Schwestern, Johanna und Lotte, werden jeweils mit ihren Kindern und Ehemännern in Belgien und den Niederlanden aufgegriffen und überleben nicht. Benni und Resi können zwei Jahre und sieben Monate das Tageslicht nicht mehr richtig sehen. Abends, wenn es sicher ist, gehen sie nach draußen, um ihre Glieder zu bewegen. Denn die Hütte ist so klein, es kann nur einer stehen, der andere muss sitzen. Sie vertreiben die Zeit mit Spinnen, Lesen, Stopfen, Strohmatten machen, Nikolausgeschenke basteln. In diesen Jahren müssen sie sich zweimal andernorts verstecken, weil ständig Nachsuchungen nach weiteren jüdischen Untergetauchten stattfinden. Sie verstecken sich bei einer anderen Unterstützerfamilie, den Nieters in Bargercompascuum, in einer noch kleineren Torfhütte. Einmal müssen sie im Freien und im Regen auf dem bloßen Boden eines Roggenfeldes ausharren. Aus einem Stück Segeltuch machen sie ein Dach. Nach sechs Wochen weicht die Gefahr und sie können in ihr altes Versteck. Benni kann abends heimlich eine Kuh im Stall melken.Gegen Kriegsende wird es immer schlimmer, Hunger, Flöhe und Krätze überall. Eines Tages kommen abends Nachbarn auf den Hof, Benni und Resi kommen hinzu. Jeder tanzt und im Kreise aller wird die Befreiung und Errettung gefeiert. Für Benni und Resi ist es nach eigenem Bekennen die zweite Geburt. Benni kann in Emmen, Molenstraat 7, wieder seinen Beruf als Viehhändler aufnehmen. Ebenfalls ist er wieder Vorsteher der jüdischen Gemeinde. Dem Paar werden drei Kinder geboren: Simon, Willi und Jonni. Die Familie kommt zu einigem Besitz und Wohlstand. Er besucht Aurich, kauft sein eigenes Haus wieder zurück und versucht die Schicksale seiner verschollenen Familie aufzuklären. In der amerikanischen Emigrantenzeitschrift ‚Aufbau’ muss er dann am 5. April 1946 das Schicksal seiner Familie erklären. Leider lebt Benni danach nicht mehr lange. Er leidet an schweren Kreislaufstörungen, als Folge des jahrelangen Sitzens im Torfhaufen, in dem man nicht stehen konnte: Der eine nur sitzen, der andere nur liegen. Die Zehen eines Fußes werden schwarz, ein Bein muss ihm abgenommen werden. An diesem Leiden ist er dann einige Jahre später am 16.12.1957 gestorben. ![]() Verlesung der Biographie von Benni Samson durch Brigitte Weber. Elfriede Lübbers zeigt ein Foto von Benni und Resi Samson, den Eltern von Willi Samson. ![]() Verlegung der Stolpersteine durch Gunter Demnig und Schüler der Berufsfachschulklasse Bautechnik der BBS Aurich II ![]() Willi Samson aus Leusden / NL legt eine Rose für seinen Vater Benni nieder, mit dabei sein Freund Tito Wolff aus Buenos Aires.
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| Recherche: Jörg Peter (Stand: 19. 09. 2012) Eingabe: Hans-Jürgen Westermayer |
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| Fotos: | Benny und Jonny Samson als Kinder Benny Samson, Berni Wallheimer und Joseph Wallheimer als Jugendliche Rekonstruktion der Torfhütte im Fehnmuseum Bargacompascuum Eheleute Seulmann Benni, Willi, Simon, Resi Samson April 1949 Benni und Resi in Riffelberg (Schweiz) anlässlich eines Besuchs bei Käthe Wallheimer Fotos der Stolpersteinverlegung: Günther Lübbers |
| Opfergruppe: | Juden |
| Quellen: | Staatsarchiv Aurich: Rep. 251 Nr. 15, 815 und 1158; 360; 107, 2618 Digitaal Monument Joodse Gemeenschap in Nederland; Interview Johannes Diekhoff mit Resi Samson ON 3. 11. 1981; Niederschrift der Erinnerungen der Resi Samson Cohen von Marietje Seulmann |
| Literatur: | |
| Patenschaft: | Volker Jürgens |
| Verlegetermin: | 12. Juni 2012 |









![Versteck%20Samson,%20Geert%20und%20Liede%20Suelmann[1]](https://stolpersteineaurich.com/wp-content/uploads/2012/11/versteck20samson20geert20und20liede20suelmann1.jpg?w=300&h=208)


