Alma Wolf

Veröffentlicht: 28. Juni 1913 von westermayer in Biografien

alma-wolff-1Alma WOLFF
geboren am 26. April 1901 in Aurich

Straße: Lilienstraße 9
Todesdatum: 12.07.1942
Todesort: Berlin
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In der Lilienstraße 9 wohnte in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts die Familie von Henriette und Selke Levy gen. „Selly“  Wolff.  Das Haus gehörte Selly Wolff seit er es 1895 von Wolf Samson erwarb. Henriette und Selly Wolff  hatten zusammen 12 Kinder. Nur 3 ihrer Kinder überleben den Völkermord an den Juden. Henriette von der Walde (Lt. Geburtenregister 1844-1931: „van der Walde“) wurde am 24. Juli 1875 als einziges Kind von Magnus Abraham von der Walde (1848 – 1932) und Karoline Gütel Levy,  geb. Wolf (1853 – 1917) in Aurich geboren.
Henriette heiratete am 4.12.1894 im Alter von 19 Jahren den Schlachter und Viehhändler  „Selly“  Wolff (1863 -1930).

Selly Wolff war das jüngste von sieben Kindern von Levy (1818-1869) und Eva Wolff (1825-1901). Sein älterer Bruder Abraham wohnte mit seiner Familie gegenüber in der Lilienstraße 12.

Selly Wolff war ein nicht nur in der Stadt Aurich, sondern auch über die Stadtgrenzen hinaus  bekannter Viehhändler und Schlachter, der regelmäßig in den „Ostfriesischen Nachrichten“ sein „Ausstellungs- Fleisch, Das Beste vom Besten“ annoncierte.  Seine Enkeltochter, Hannelore Wolff, die heute in den USA lebende Laura Hillman, die den Völkermord überlebte, weil ihr Name auf Schindlers Liste gesetzt wurde, erzählt in ihrem Buch „I will plant you a lilac  tree“ /Ich werde Dir einen Fliederbaum pflanzen“, dass sie im KZ Brünnlitz  auf einen SS-Wachmann aus Moordorf traf, der sie zunächst schikanierte, dann aber, als ihr ein Plattdeutsches Wort herausrutschte,  freundlicher wurde und erzählte, dass er in Ostfriesland einen Viehhändler namens Selly Wolff gekannt habe.  Hannelore wagt es damals nicht, sich als dessen Enkeltochter erkennen zu geben.
In einer Mail  berichtet Laura Hillman über ihren Großvater, dass er immer hilfsbereit gewesen sei und anderen oft aus finanziellen Schwierigkeiten geholfen habe, oft so, dass diese nicht bemerken konnten, woher die Hilfe kam.
Kalli Gramberg erzählt im 3. Band seiner Rückblicke auf die Auricher Geschichte über den Schlachter Selly Wolff folgende Anekdote: „Als seine vielen Kinder noch klein  waren, saßen sie oft auf den Steinen des Bürgersteigs. Selly rief: “Jonni, Luti, Abi“ (usw.)“wollt ihr wohl mit de blode Moors von de kalte Schteine ab!“

Selly Wolff verstirbt  am 23. August 1930. Seine Söhne Ludwig ,  Magnus und Abraham, die schon 1926 als Schlachter und Viehhändler in der Lilienstraße 9 aufgelistet  werden, führen das Geschäft ihres Vaters unter seinem Namen  weiter.

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Alma Wolff 1939 (Foto der Kennkarte , StA Aurich)

Alma ist das 5. Kind von Henriette und Selly Wolff. Alma bleibt ledig und arbeitet als Haushaltshilfe von 1925-1931 in Halberstadt. Von dort kehrte sie wieder zu ihrer Mutter in die Lilienstraße 9 zurück.
Am 26.02.1940 muss sie wie alle noch verbliebenen Juden ihre Heimatstadt Aurich verlassen und zieht nach Berlin-Lichterfelde in die Straße Jungfernstieg 14, später in die Auguststr. 14-15 in Berlin-Mitte. Die Räumlichkeiten des früheren jüdischen Krankenhauses in der Auguststr. 14-15 dienten noch bis zum Ende des Krieges als Sammellager für alte und kranke jüdische Menschen, die von hier aus in die Konzentrationslager deportiert wurden.
Alma Wolff verstirbt dort am 12.07.1942. Als Todesursache werden „Knochenfraß der Wirbelsäule und zunehmende allgemeine Körperschwäche“ angegeben. Alma wird 41 Jahre alt.
Der Hinweis auf dem Stolperstein „Tot bei Bombenangriff“ beruht auf einer Fehlinformation.

Recherche und Eingabe: Hans-Jürgen Westermayer
(Stand 5.02.2022)
Foto: Alma Wolff, Kennkarte v. 16.05.1939
Opfergruppe: Juden
Quellen: Sterberegister Berlin-Mitte Nr. 3194/1942
https://de.wikipedia.org/wiki/Auguststra%C3%9Fe_(Berlin)
Literatur:
Patenschaft: Stadtführervereinigung Aurich
Verlegetermin: 9. November 2012

 

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