Archiv für die Kategorie ‘Biografien’

Recha Wolff

Veröffentlicht: 11. Dezember 1012 von Leon in Biografien

Recha WOLFF
geboren am 1. Oktober 1900 in Aurich

 

 

 

Straße: Krähennestergang 1
Todesdatum: Unbekannt (Deportation nach Tallin am 26.09.1942)
Todesort: Tallin
Recha wurde am 1. Oktober 1900 in Aurich/Ostfriesland geboren. Ihre Mutter, Amalie Wolff geborene Fromm, war die Besitzerin des Hauses im Krähennestergang1.Amalie Wolff war eine geborene Fromm und hatte Rahel Bamberger und Seligmann Fromm als Eltern. Seligman Fromm, der Großvater von Wilhelm Wolff, war somit höchstwahrscheinlich der Cousin des berühmten Psychoanalytikers Erich Fromm (1900-1980).Ihre Geschwister waren Abraham Wolff, der 1919 im 1. Weltkrieg fiel, und Wilhelm, geboren am 19.02.1896, für den ebenfalls am Krähennestergang 1 ein Stolperstein verlegt wird. Rechas Vater hieß Benjamin Wolff und ist am 5. Februar 1854 geboren und. Er war lange Lehrer an der jüdischen Volksschule Aurich und anschließend „Ruhelehrer“. Einer Anzeige kann man entnehmen, dass er am 28. August 1934 „plötzlich und unerwartet, aber sanft“ gestorben ist.

Wilhelm und Recha Wolff haben mit der Familie van der Wall zusammen im Krähennestergang1 gewohnt. Wilhelm war Kultusbeamter und blieb ledig. Zwischen dem 14.01.1927 und dem 1.04. 1929 war er in Leer am Standort der Synagoge gemeldet. Vom 1.01.1932 bis 1.10.1933 wohnte Wilhelm in Mayen in der Eifel.

Am 10.11.1938 wurde Wilhelm in das Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert. Das war eine häufige Strafaktion nach der Pogromnacht. Von dort kehrte er aber am 23.12.1938  noch einmal nach Aurich zurück.
Zum 1.04.1940 sollte Aurich „judenfrei“ sein. Deswegen verließen Wilhelm und Recha Aurich mit Ziel Berlin. Am 26.09.1942 wurden beide, ausgehend von dem in einer ehemaligen Synagoge eingerichteten Sammellager vom Güterbahnhof Putlitzstraße nach Raasiku, nahe dem heutigen Tallin deportiert. Dieses Lager war als Tötungsstätte eingerichtet.

Vermutlich wurden Wilhelm und Recha Wolff bald nach der Ankunft getötet. Von 1.049 Deportierten dieses Zuges haben nur 26 überlebt.

Fotos von der Stolpersteinverlegung (Günther Lübbers)

 

Recherche: IGS (Stand: 12.06.2012)
Eingabe: Hans-Jürgen Westermayer
Foto:
Opfergruppe: Juden
Quellen:
Literatur:
Patenschaft: Bettina Hoppe
Verlegetermin: 12. Juni 2012

Gerda van der Wall

Veröffentlicht: 11. Dezember 1012 von Leon in Biografien

Gerda von der WallGerda van der WALL
geboren am 18. September 1927 in Aurich

 

 

 

Straße: Krähennestergang 1
Todesdatum: unbekannt
Todesort: Warschau
Gerda von der Wall wurde am 18. September 1927 als zweites Kind ihrer Eltern Joseph und Eva von der Wall geb. Wolff geboren. Vorher war ihr Bruder Manfred am 21. Juni 1922 und nach ihr ihre Schwester Henriette am 4. März 1930 zur Welt gekommen.

Die drei Geschwister wuchsen zusammen im Krähennestergang 1 in Aurich mit ihren Eltern und den ebenfalls jüdischen Hauseigentümern auf. Nachdem Aurich zur Zeit des Nationalsozialismus „judenfrei“ werden sollte, mussten alle jüdischen Bewohner ihre Häuser verlassen, so auch die Familie von der Wall.

Eva flieht mit ihren jüngsten Kindern Gerda und Henriette nach Hildesheim, die Kinder verlassen Aurich am 22.02.1940, die Mutter folgt ihnen am 29.2.1940, in das jüdische Kinderheim Am Lappenberg. Eva blieb bei den Kindern, indem sie in der Küche aushalf.

Ab Oktober 1937 hielt sich Manfred in Hamburg Grindelalle 116, auf. Dieses wurde allerdings Ende 1937 geräumt. Auf Grund dessen kehrte Manfred am 6. Februar 1938 zurück nach Aurich. Noch im selben Jahr kam er erneut nach Hamburg,  Klosteralle 9. Am 27.September selben Jahres verzog er nach Neuendorf bei Fürstenwalde. Dort befand sich eine Einrichtung, gegründet von dem Verein der Jüdischen Arbeitshilfe e.V.. Diese Einrichtung war bekannt als eine Einrichtung zur Auswanderungsvorbereitung.
1941 wird die Einrichtung geschlossen und Manfred stößt wieder zur Mutter und den Geschwistern, nun in Hildesheim. Eva und ihre Kinder werden am 31. März 1942 nach Warschau deportiert. Dort verliert sich ihre Spur. Joseph war bereits am 16. Dezember 1938 in Buchenwald ermordet worden.

Fotos der Stolpersteinverlegung (Günther Lübbers)

Recherche: IGS (Stand: 3.08.2012)
Eingabe: Hans-Jürgen Westermayer
Foto:
Opfergruppe: Juden
Quellen:
Literatur:
Patenschaft: Firma Pollmann & Renken
Verlegetermin: 12. Juni 2012

 

 

Henriette van der Wall

Veröffentlicht: 11. Dezember 1012 von Leon in Biografien

Henriette von der WallHenriette van der WALL
geboren am 4. März 1930 in Aurich

 

 

 

Straße: Krähennestergang 1
Todesdatum: unbekannt
Todesort: Warschau
Henriette von der Wall wurde am 4. März 1930 als jüngstes Kind ihrer Eltern Joseph und Eva von der Wall geb. Wolff geboren. Vorher waren ihr Bruder Manfred am 21. Juni 1922 und ihre Schwester Gerda am 18. September 1927 zur Welt gekommen.

Die drei Geschwister wuchsen zusammen im Krähennestergang 1 in Aurich mit ihren Eltern und den ebenfalls jüdischen Hauseigentümern auf. Nachdem Aurich zur Zeit des Nationalsozialismus „judenfrei“ werden sollte, mussten alle jüdischen Bewohner ihre Häuser verlassen, so auch die Familie von der Wall.

Eva flieht mit ihren jüngsten Kindern Gerda und Henriette nach Hildesheim, die Kinder verlassen Aurich am 22.02.1940, die Mutter folgt ihnen am 29.2.1940, in das jüdische Kinderheim Am Lappenberg. Eva blieb bei den Kindern, indem sie in der Küche aushalf.

Ab Oktober 1937 hielt sich Manfred in Hamburg Grindelalle 116, auf. Dieses wurde allerdings Ende 1937 geräumt. Auf Grund dessen kehrte Manfred am 6. Februar 1938 zurück nach Aurich. Noch im selben Jahr kam er erneut nach Hamburg,  Klosteralle 9. Am 27.September selben Jahres verzog er nach Neuendorf bei Fürstenwalde. Dort befand sich eine Einrichtung, gegründet von dem Verein der Jüdischen Arbeitshilfe e.V.. Diese Einrichtung war bekannt als eine Einrichtung zur Auswanderungsvorbereitung.

1941 wird die Einrichtung geschlossen und Manfred stößt wieder zur Mutter und den Geschwistern, nun in Hildesheim.  Eva und ihre Kinder werden am 31. März 1942 nach Warschau deportiert. Dort verliert sich ihre Spur. Joseph war bereits am 16. Dezember 1938 in Buchenwald ermordet worden.

Fotos von der Stolpersteinverlegung (Günther Lübbers)

Recherche: IGS (Stand: 3.08.2012)
Eingabe: Hans-Jürgen Westermayer
Foto:
Opfergruppe: Juden
Quellen:
Literatur:
Patenschaft: Meike Lauts
Verlegetermin: 12. Juni 2012

 

 

Manfred van der Wall

Veröffentlicht: 11. Dezember 1012 von Leon in Biografien

Manfred von der WallManfred van der WALL
geboren am 21. Juni 1922 in Aurich

 

 

 

Straße: Krähennestergang 1
Todesdatum: unbekannt
Todesort: Warschau
Manfred wurde als erster Sohn des jüdischen Ehepaares Joseph und Eva van der Wall geb. Wolff am 21. Juni 1922 geboren. Danach bekamen sie ihre Tochter Gerda, welche am 18. September 1927 geboren wurde. Ihr drittes Kind Henriette kam am 4. März 1930 zur Welt.

Die drei Geschwister wuchsen zusammen im Krähennestergang 1 in Aurich mit ihren Eltern und den ebenfalls jüdischen Hauseigentümern auf. Nachdem Aurich zur Zeit des Nationalsozialismus „judenfrei“ werden sollte, mussten alle jüdischen Bewohner ihre Häuser verlassen, so auch die Familie von der Wall.

Ab Oktober 1937 hielt sich Manfred in Hamburg, Grindelallee 116, bei seiner Tante Eva Hava Walden geb. von der Wall auf. Dieses Haus wurde allerdings Ende 1937 geräumt. Auf Grund dessen kehrte Manfred am 6. Februar 1938 zurück nach Aurich. Noch im selben Jahr kam er erneut nach Hamburg,  Klosterallee 9. Am 27.September selben Jahres verzog er nach Neuendorf bei Fürstenwalde. Dort befand sich eine Einrichtung, gegründet von dem Verein der Jüdischen Arbeitshilfe e.V.. Diese Einrichtung war bekannt als eine Einrichtung zur Auswanderungsvorbereitung. Vom 20. November 1939 bis zum 12. August 1940 befand sich Manfred nachweislich (lt. Dr. Wittstamm) zur Hachschara im jüdischen Umschulungslager Gehringshof in Hattenhof bei Fulda. Danach muss er wohl nach Neuendorf zurückgekehrt sein.

1941 wird die Einrichtung geschlossen und Manfred stößt wieder zur Mutter und den Geschwistern, nun in Hildesheim. Mit ihnen wurde er am 31. März 1942 nach Warschau deportiert. Dort verliert sich ihre Spur. Joseph war bereits am 16. Dezember in Buchenwald ermordet worden.

Fotos von der Stolpersteinverlegung (Günther Lübbers)

Recherche: IGS (Stand: 3.08.2012)
Eingabe: Hans-Jürgen Westermayer
Foto:
Opfergruppe: Juden
Quellen: https://www.stolpersteine-hamburg.de/index.php?MAIN_ID=7&BIO_ID=1292, Dr. Franz-Josef Wittstamm
Literatur:
Patenschaft: Firma Pollmann  & Renken
Verlegetermin: 12. Juni 2012

 

 

Joseph von der Wall

Veröffentlicht: 11. Dezember 1012 von Leon in Biografien

Joseph von der WallJoseph von der WALL
geboren am 16. Mai 1889 in Norden

 

 

 

Straße: Krähennestergang 1
Todesdatum: 16. Dezember 1938
Todesort: Buchenwald
Joseph von der Wall wurde am 16. Mai 1889 in Norden geboren und lebte gemeinsam mit seiner Frau Eva (Sara) von der Wall, geb. Wolff, die er im Jahr 1919 heiratete, und ihren Kindern Manfred, geb. 21. Juni 1922, Gerda, geb. 18. September 1927 und Henriette, geb. 4. März 1930 im Krähennestergang 1 in Aurich. Joseph von der Wall war Viehhändler von Beruf und war gläubiger Jude.

Am 30. Juni unbestimmten Jahres wurde ein Mietvertrag festgelegt, der besagt,  dass die Familie von der Wall die 4 Zimmer – Obergeschosswohnung besitzt. Als Mieterin ist  Frau Eva von der Wall verzeichnet. Auch sind die zwei Wohnräume im Erdgeschoss an die Synagogen – Gemeinde für Gottesdienste vom Hauseigentümer Amalie Sara Wolff geb. Fromm vermietet.

Nach den Novemberpogromen wird Joseph von der Wall im KZ Buchenwald inhaftiert. Dort wird er am 16.12.1938 ermordet. Seine Frau und die Kinder werden am 31. März 1942 nach Warschau deportiert. Dort verliert sich ihre Spur.

Foto von der Stolpersteinverlegung (Günther Lübbers)

Recherche: IGS (Stand: 12.06.2012)
Eingabe: Hans-Jürgen Westermayer
Foto:
Opfergruppe: Juden
Quellen:
Literatur:
Patenschaft: Bernd Arpke
Verlegetermin: 12. Juni 2012

 

 

Ruben Samson

Veröffentlicht: 11. Dezember 1012 von Lennart in Biografien

Ruben SAMSON
geboren am 27. März 1868 in Aurich

 

 

 

Straße: Zingelstraße 3
Todesdatum: Unbekannt (Deportation nach Theresienstadt 29.07.1942)
Todesort: Treblinka
Samson, Ruben, geb. 21.03.1868 in Aurich

Ruben Samson (Foto der Kennkarte, StA Aurich)

 

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Ruben Samson war das fünfte von sechs Kindern des Viehhändlers und Schlachters Joseph Hartog Samson und dessen Ehefrau Esther, einer Tochter von Benjamin Wolff. Seine Geschwister sind Raantje (oder Regina, geboren 18.04.1859), Bendit (geboren 06.12.1860), Herz (geboren 10.04.1863), Röschen (geboren 23.07.1864) und Abraham (geboren 15.09.1870). Raantje, die nie heiratete, verstirbt bereits am 12. Februar 1927. Alle übrigen Geschwister werden wie auch Ruben ein Opfer des Holocausts. Wie sein Vater wird auch Ruben Schlachter und Viehhändler. 1896 gründet er gemeinsam mit seinen Brüdern die Firma „Benjamin Samson und Co.“, die er am 17. Juli 1899 selbst übernimmt und in „Ruben Samson und Co.“ umbenennt. Teilhaber der Firma sind schließlich Ruben und Abraham Samson. Ruben arbeitet eng mit seinen Brüdern zusammen, die zum Teil eigene Schlachtereien betreiben. Der Betrieb der Gebrüder Samson ist außerordentlich erfolgreich und gehört in der Zeit des Ersten Weltkrieges zu den größten Schlachtereien der Region. Ruben betreibt spätestens ab 1926 erfolgreich den „Stadtschlachthof“, der in Aurich unter der Adresse „Breiter Weg 21“ eingetragen ist. Zudem gehört ihm gemeinsam mit seinen Brüdern das „Gut Coldehörn“ in Sandhorst, das aber ab 1926 allein vom jüngsten Bruder, Abraham, bewirtschaftet wird. Wie Herz und Bendit erhält Ruben im Gegenzug eine jährliche Nießbrauchszahlung in Höhe von 1200 Reichsmark von Abraham. Ruben ist mit Amalia Samson (geboren 14.04.1873), geborene Simon, aus Linn bei Krefeld verheiratet. Das Paar lebt nach der Eheschließung ab Oktober 1898 in der Wilhelmstraße 19 in Aurich und zieht erst am 06. August 1926 in den Breiten Weg 21. Ruben und Amalia haben zwei Söhne: Iwan wird am 11. Mai 1899 in Aurich geboren, Josef am 17. Dezember 1900. Beide Söhne werden wie ihr Vater, ihr Großvater und ihre Onkel Schlachter und Viehhändler. Iwan heiratet am 02. Mai 1926 Hanchen / Hannchen Wolff (geboren 12.03.1900) aus Norden. Das Paar zieht am 09. Mai 1926 in die Esenser Straße 14, wo Iwan einen eigenen Betrieb eröffnet. Bereits am 14. September 1926 wird die älteste Enkeltochter Rubens geboren: Marga. Am 30. Januar 1928 kommt Walter zur Welt, doch verstirbt er bereits rund 10 Monate später, am 20. November 1928. Fast genau ein Jahr darauf, am 07. November 1929, wird schließlich Hans Samson geboren. Auch Josef Samson, Rubens jüngerer Sohn, heiratet: Die Ehe mit Karla Samson, geborene Hoffmann (geboren am 26.08.1906) wird am 13. April 1928 in der Heimat der Ehefrau, Dillingen im Saarland, geschlossen. Anschließend lässt sich das Paar in Aurich nieder und wohnt im Haus Am neuen Hafen 2, das ihnen auch gehört. Ihre Tochter Sonja, Rubens drittes Enkelkind, kommt am 30. Januar 1931 in Aurich auf die Welt.

Amalia Samson wird bis 1933 im Haushalt von Hausmädchen unterstützt, danach findet das Ehepaar aber offensichtlich keine Haushaltshilfen mehr, denn ab 1935 dürfen jüdische Familien nicht länger „arische“ Frauen unter 45 Jahren als Hausmädchen einstellen. Amalia verstirbt bereits am 15. Oktober 1933 im Alter von 60 Jahren an Herzschwäche. Von diesem Zeitpunkt an wird das Leben für Ruben wohl auch finanziell schwieriger, da alle jüdischen Geschäftsleute unter den Boykottaktionen der Nationalsozialisten leiden. Bis in den Juli 1937 führt Ruben jedoch seinen Betrieb im Breiten Weg 21 fort, anschließend verkauft der den Schlachthof und zieht zu seinen Brüdern Bendit und Herz, die gemeinsam in der Zingelstraße 3 wohnen. Bis zu ihrer Abmeldung aus Aurich leben die drei Brüder gemeinsam in dem Haus, das auf Bendit Samson eingetragen ist. Den Haushalt der drei älteren Herren führt das Hausmädchen Gesine Peters.

Da Ostfriesland „judenfrei“ werden sollte, erhalten Ruben und seine Brüder im Frühjahr 1940 die Aufforderung, Aurich zu verlassen. Abraham, der jüngste Bruder, hatte sich mit seiner Frau Hedwig in Dortmund niedergelassen, vermutlich, weil ihre Tochter Emmi seit ihrer Heirat mit Siegfried Stern dort lebte. Am 08. März 1940 verlässt Ruben gemeinsam mit Herz Aurich und zieht ebenfalls nach Dortmund. Sein Bruder Bendit hatte Aurich bereits vier Tage zuvor verlassen und sich wie Ruben und Herz in der Museumstrasse 5 in Dortmund angemeldet. Für Ruben ist in Dortmund als Adresse schließlich auch der Ostenhellweg 41 eingetragen. Unklar ist, ob alle drei Brüder letztendlich dort wohnten. Abraham und seine Frau zumindest waren unter einer anderen Adresse gemeldet: Sie wohnten in der Saarlandstraße 71.

Am 29. Juli 1942 werden die Gebrüder Samson sowie Abrahams Frau Hedwig gemeinsam von Dortmund nach Theresienstadt deportiert. Der Aufenthalt in Theresienstadt ist für Ruben nur von kurzer Dauer: Bereits am 23. September 1942 wird er zusammen mit seinem Bruder Herz in das Vernichtungslager Treblinka deportiert, wo sich die Spur beider Männer verliert. Von den 1985 Menschen, die mit ihrem Zug nach Treblinka gebracht werden, überlebt kein einziger.

Bendit, der älteste Bruder, wird ebenfalls in Treblinka ermordet. Er wird nur drei Tage nach seinen Brüdern dorthin verbracht. Abraham, der jüngste Bruder, wird am 28. Oktober 1944 mit seiner Frau Hedwig nach Auschwitz deportiert und dort umgebracht. Auch die Söhne Rubens und deren Ehefrauen fallen dem Völkermord durch die Nationalsozialisten zum Opfer: Iwan und Hanchen Samson waren bereits 1938 nach Belgien geflohen. Vom Sammellager Malines aus werden sie am 04. April 1944 nach Auschwitz deportiert, wo sich ihre Spur verliert. Nach Kriegsende werden beide für tot erklärt. Josef und Karla Samson versuchen, über Luxemburg nach Frankreich zu entkommen. 1942 werden beide nach Auschwitz deportiert und letztendlich für tot erklärt. Rubens Enkelkinder, Marga, Hans und Sonja, konnten jedoch gerettet werden und überlebten den Holocaust. Marga (Marga van Geebergen) lebte in den Niederlanden, Hans Samson (dort „Henry“ genannt) in New York. Er verstarb 2006 in New Jersey. Im Jahre 2002 nahm er zusammen mit seiner Frau Esther an der „Woche der Begegnung“ teil. Für die Familie liegen vier Stolpersteine beim Breiten Weg Nr. 21. Auch Sonja Samson ist bereits verstorben. Sie lebte in Chicago. Nach dem Krieg bemühten sich Rubens Enkel z.T. erfolgreich um eine Wiedergutmachung bzw. die Entschädigung für das ihrer Familie angetane Unrecht.

Bürgermeister Heinz-Werner Windhorst legt weiße Rosen nieder

 

Recherche: Sandra Weferling (Stand: 12.06.2012)
Eingabe: Hans-Jürgen Westermayer
Fotos: Günther Lübbers
Opfergruppe: Juden
Quellen: Meldekartei; Kennkarten XX; Rep. 248, Nr. 943; Rep. 248, Nr. 947; Rep. 248d, Nr. 945; Rep. 107, Nr. 2846; Rep. 107, Nr. 2843; Rep. 107, Nr. 2867; Rep. 107, Nr. 2698; Rep. 251, Nr. 25; Rep. 251, Nr. 363; Rep. 251, Nr. 717; Rep. 251, Nr. 718; Rep. 251, Nr. 1275; Rep. 16/1, Nr. 5398; Rep. 16/1, Nr. 4160; Rep. 107, 2843; Rep. 121, Nr. 849; Rep. 121, Nr. 854; Dep. 34 C, Nr. 143; Adressbuch für die Stadt und den Kreis Aurich 1926.
http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/directory.html
http://www.holocaust.cz
Literatur: Teubner, Werner: Jüdische Viehhändler in Ostfriesland und im nördlichen Emsland 1871-1942. Eine vergleichende Studie zu einer jüdischen Berufsgruppe in zwei wirtschaftlich und konfessionell unterschiedlichen Regionen, Cloppenburg 1995;
Reyer, Herbert: Die Vertreibung der Juden aus Ostfriesland und Oldenburg im Frühjahr 1940, in: Collectanea Frisica. Beiträge zur historischen Landeskunde Ostfrieslands, hrsg. v. Hajo van Lengen, Aurich 1995, S. 363-390 (Abhandlungen und Vorträge zur Geschichte Ostfrieslands, Bd. 74).
http://www.dhm.de/lemo/html/wk2/holocaust/treblinka.index.html
Patenschaft: Klaus Ritzer
Verlegetermin: 12. Juni 2012

 

Eva van der Wall, geb. Wolff

Veröffentlicht: 11. Dezember 1012 von Leon in Biografien

Eva von der WallEva van der WALL, geb. WOLFF
geboren am 31. Dezember 1895 in Aurich

 

 

 

Straße: Krähennestergang 1
Todesdatum: unbekannt
Todesort: Warschau
Eva Wolff kam am 31. Dezember 1895 in Aurich zur Welt. Sie genoss keine Berufsausbildung und heiratete im Jahr 1919 Joseph van der Wall. Eva von der Wall bekam später zwangsweise ihren zweiten Namen Sara so wie jede andere Frau, die Jüdin war.

Eva gebar drei Kinder,  einen Sohn und zwei Töchter. Manfred wurde am 21.06.1922 in Aurich geboren, fünf Jahre  später am 18.09.1927 kam ihre erste Tochter Gerda Sara zur Welt. Ihr jüngstes Kind war Henriette Sara; sie erblickte am 30. März 1930 das Licht der Welt.

Eva flieht mit ihren jüngsten Kindern Gerda und Henriette nach Hildesheim. Die Kinder verlassen Aurich am 22.02.1940, die Mutter folgt ihnen am 29.2.1940, in das jüdische Kinderheim Am Lappenberg. Eva blieb bei den Kindern, indem sie in der Küche aushalf.

1942 wurden sie nach Warschau deportiert. Dort sind sie verschollen. Ihr Todesdatum ist unbekannt. Ihr Ehemann Joseph war bereits am 16. Dezember 1938 in Buchenwald ermordet worden.

Fotos von der Stolpersteinverlegung (Günther Lübbers)

Recherche: IGS (Stand: 12.0.2012)
Eingabe: Hans-Jürgen Westermayer
Foto:
Opfergruppe: Juden
Quellen:
Literatur:
Patenschaft: Werner Bruins
Verlegetermin: 12. Juni 2012

 

 

Herz Samson

Veröffentlicht: 11. Dezember 1012 von Lennart in Biografien

Herz SAMSON
geboren am 10. April 1963 in Aurich

 

 

 

Straße: Zingelstraße 3
Todesdatum: Unbekannt (Deportation nach Theresienstadt 29.07.1942)
Todesort: Treblinka
Samson, Herz, geb. 10.04.1863 in Aurich

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Herz Samson war das dritte von sechs Kindern des Viehhändlers und Schlachters Joseph Hartog Samson und dessen Ehefrau Esther, einer Tochter von Benjamin Wolff. Seine Geschwister sind Raantje (oder Regina, geboren 18.04.1859), Bendit (geboren 06.12.1860), Röschen (geboren 23.07.1864), Ruben (geboren 21.03.1868) und Abraham (geboren 15.09.1870). Raantje, die nie heiratete, verstirbt bereits am 12. Februar 1927. Alle übrigen Geschwister werden wie auch Herz ein Opfer des Holocausts.Herz tritt in die Fußstapfen seines Vaters und wird wie dieser Schlachter und Viehhändler. 1896 gründet er gemeinsam mit seinen Brüdern die Firma „Benjamin Samson und Co.“, die sehr erfolgreich ist und ab 1899 von Ruben geführt wird. Herz betreibt seine eigene Schlachterei in der Rudolf-Eucken-Allee 1, wo er auch mit seiner Ehefrau wohnt. Das große „Gut Coldehörn“ in Sandhorst gehört den Gebrüdern gemeinschaftlich. 1926 übernimmt Abraham, der jüngste Bruder, das Gut und zahlt für die Nutzung des Anwesens jährlich je 1200 Reichsmark an Herz, Ruben und Bendit. Wie lange Herz als Schlachter arbeitet, ist unklar – 1933 ist er 60 Jahre alt, doch scheint er auch in den folgenden Jahren noch berufstätig gewesen zu sein.

Herz ist mit Ida Schloss (geboren 08.05.1870) aus Auerbach in Unterfranken verheiratet. Die Ehe bleibt kinderlos. Im Haushalt wird Ida bis 1933 von Hausmädchen unterstützt, danach hatte das Ehepaar offensichtlich Schwierigkeiten, eine Haushaltshilfe zu finden, denn Juden durften ab 1935 nicht länger nichtjüdische Haushaltshilfen unter 45 Jahren einstellen. In Folge des Boykotts jüdischer Geschäfte dürften die Eheleute zudem im Laufe der Jahre immer geringere finanzielle Möglichkeiten gehabt haben, auch wenn die Samsons sicher zu den wohlhabenderen Familien zählten.

Am 23. April 1935 verstirbt Herz´ Ehefrau Ida in Aurich im Alter von 65 Jahren. Herz wohnt noch rund vier Monate im gemeinsamen Haus, zieht dann jedoch um zu seinem älteren Bruder Bendit, der in der Zingelstraße 3 lebt. Zwei Jahre später zieht noch ein dritter, ebenfalls verwitweter Bruder in diesem Haus ein: Ruben. Bis zu ihrer Abmeldung aus Aurich 1940 leben alle drei gemeinsam in dem Haus. Der Haushalt wird von dem Hausmädchen Gesine Peters geführt.

Als die jüdischen Einwohner Aurichs im Frühjahr 1940 die Aufforderung erhalten, Ostfriesland zu verlassen, ziehen auch Herz, Ruben und Bendit aus Aurich fort: Herz verlässt die Stadt am 08. März 1940 gemeinsam mit seinem Bruder Ruben, Bendit hatte sich bereits vier Tage zuvor aus Aurich abgemeldet. Die drei Brüder ziehen in Dortmund in die Museumsstraße 5 und leben fortan in die Nähe ihres jüngsten Bruders Abraham, der sich mit seiner Frau bereits in Dortmund niedergelassen hatte, vermutlich, weil ihre Tochter Emmi nach ihrer Heirat dorthin verzogen ist. Ob die drei Brüder in Dortmund durchgängig zusammen wohnen, bleibt unklar. Abraham lebt mit seiner Ehefrau Hedwig, geborene Goldschmidt, in der Saarlandstraße 71, rund zwei Kilometer entfernt von der neuen Adresse von Herz, Ruben und Bendit.

Am 29. Juli 1942 wird Herz gemeinsam mit seinen Brüdern Bendit, Ruben und Abraham sowie Abrahams Frau Hedwig nach Theresienstadt deportiert. Keine zwei Monate später, am 23. September 1942, werden Herz und sein Bruder Ruben in das Vernichtungslager Treblinka gebracht, in dem von Juli 1942 bis August 1943 rund 900 000 Menschen ermordet wurden. Auch Herz, Ruben und, nur wenige Tage später, Bendit Samson, werden hier getötet. Abraham Samson und dessen Ehefrau Hedwig werden am 28. Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert, wo sich ihre Spur verliert. Sie werden nach dem Krieg für tot erklärt.

Nach dem Krieg bemühten sich die überlebenden Enkelkinder Ruben Samsons, Sonja, Marga und Hans, z.T. erfolgreich um eine Wiedergutmachung bzw. die Entschädigung für das ihrer Familie angetane Unrecht.

Bürgermeister Heinz-Werner Windhorst legt weiße Rosen nieder

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Recherche: Sandra Weferling (Stand: 12.06.2012)
Eingabe: Hans-Jürgen Westermayer
Foto: Günther Lübbers
Opfergruppe: Juden
Quellen: Meldekartei; Kennkarten XXX; Rep. 248, Nr. 943; Rep. 248, Nr. 947; Rep. 248d, Nr. 945; Rep. 107, Nr. 2843; Rep. 107, Nr. 2698; Rep. 251, Nr. 717; Rep. 251, Nr. 718; Rep. 107, Nr. 2843; Rep. 121, Nr. 849; Adressbuch für die Stadt und den Kreis Aurich 1926.
http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/directory.html
http://www.holocaust.cz
Literatur: Teubner, Werner: Jüdische Viehhändler in Ostfriesland und im nördlichen Emsland 1871-1942. Eine vergleichende Studie zu einer jüdischen Berufsgruppe in zwei wirtschaftlich und konfessionell unterschiedlichen Regionen, Cloppenburg 1995;Reyer, Herbert: Die Vertreibung der Juden aus Ostfriesland und Oldenburg im Frühjahr 1940, in: Collectanea Frisica. Beiträge zur historischen Landeskunde Ostfrieslands, hrsg. v. Hajo van Lengen, Aurich 1995, S. 363-390 (Abhandlungen und Vorträge zur Geschichte Ostfrieslands, Bd. 74).

www.dhm.de/lemo/html/wk2/holocaust/treblinka.index.html

Patenschaft: Heinz-Werner Windhorst
Verlegetermin: 12. Juni 2012

Benjamin Samson

Veröffentlicht: 11. Dezember 1012 von Lennart in Biografien

Benjamin „Bendit“ SAMSON
geboren am 6. Dezember 1860 in Aurich

 

 

 

Straße: Zingelstraße 3
Todesdatum: 20. April 1943
Todesort: Treblinka
Samson, Bendit, geb. 06.12.1860 in Aurich

 

 

 

 

 

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Bendit Samson wurde am 06. Dezember 1860 in Aurich geboren. Er war das zweite von sechs Kindern des Schlachters Joseph Hartog Samson und dessen Ehefrau Esther, geborene Wolff. Seine Geschwister sind Raantje (oder Regina, geboren 18.04.1859), Herz (geboren 10.04.1863), Röschen (geboren 23.07.1864), Ruben (geboren 21.03.1868) und Abraham (geboren 15.09.1870). Raantje, die nie heiratete, verstirbt bereits am 12. Februar 1927. Alle übrigen Geschwister werden wie auch Bendit ein Opfer des Holocausts. Joseph Hartog Samson, Bendits Vater, ist Schlachter und Viehhändler in Aurich. Die Familie ist zunächst in der Wallstraße 60 ansässig, später in der Marktstraße 16. Bendit erlernt den Beruf seines Vaters und gründet mit seinen Brüdern, die ebenfalls Schlachter und Viehhändler werden, 1896 eine eigene Firma: „Benjamin Samson und Co.“ Das Unternehmen der Gebrüder Samson, das am 17. Juni 1899 in den Besitz von Ruben und Abraham Samson übergeht, ist sehr erfolgreich und gehört in der Folgezeit unter dem Namen „Ruben Samson und Co.“ zu den größten Schlachtereibetrieben der Region. Erst 1938 endet die Geschichte der Firma, die nun zwangsaufgelöst werden muss; die Handelserlaubnis war den Gebrüdern Samson zu diesem Zeitpunkt bereits entzogen worden.

Allen vier Brüdern gehört gemeinschaftlich das große „Gut Coldehörn“ in Sandhorst. Ab 1926 übernimmt Abraham, der jüngste der Brüder, gegen die Zahlung eines Nießbrauchs an Bendit, Ruben und Herz das Gut. Bendit, inzwischen sechsundsechzig Jahre alt, zieht sich vermutlich zu diesem Zeitpunkt aus dem Geschäft zurück und lebt fortan als „Rentier“ in seinem Haus in der Zingelstraße 3. Seine ältere Schwester Raantje bzw. Regina, die ebenso wie Bendit nie geheiratet hat, wohnt bis zu ihrem Tod 1927 bei ihm. 1935, kurz nach dem Tod seiner Ehefrau, ziehen sein jüngerer Bruder Herz und 1937 schließlich auch Ruben in die Zingelstraße 3. Gesine Peters ist als Untermieterin im Haus angemeldet – sie führt den Haushalt der drei Brüder bis zum 08. März 1940, dem Tag, als auch Herz und Ruben Samson Aurich verlassen. Bendit hatte sich bereits vier Tage zuvor aus Aurich abgemeldet. Alle drei Brüder gehen gezwungener Maßen aus Ostfriesland fort, das „aus militärischen und staatspolizeilichen Gründen“ „judenfrei“ werden sollte. Sie ziehen nach Dortmund, wo ihr Bruder Abraham Samson bereits mit seiner Frau lebt: Abrahams Tochter Emmi hatte Siegfried Stern aus Dortmund geheiratet. Bendit meldet sich wie seine Brüder um in die Museumsstr. 5. Unklar bleibt, ob er durchgängig unter dieser Adresse in Dortmund lebt.

Am 29. Juli 1942 wird Bendit gemeinsam mit seinen drei Brüdern nach Theresienstadt deportiert. Sein Aufenthalt im Ghetto ist jedoch nur von kurzer Dauer, denn bereits rund zwei Monate später, am 26. September, wird er gemeinsam mit 1997 anderen Menschen nach Treblinka verbracht. Hier verliert sich seine Spur. Für Bendits Transport „BR“ nach Treblinka sind jedoch keine Überlebenden gemeldet. Auch die Brüder Bendits, Ruben und Herz, wurden nach Treblinka deportiert, und zwar bereits drei Tage vor Bendit. Auch sie gelten als verschollen und wurden wie Bendit nach dem Krieg für tot erklärt.

In den 1950er Jahren bemühten sich die überlebenden Enkelkinder Ruben Samsons, Sonja, Marga und Hans, z.T. erfolgreich um eine Wiedergutmachung bzw. die Entschädigung für das ihrer Familie angetane Unrecht.

Bürgermeister Heinz-Werner Windhorst legt weiße Rosen nieder.

 

Recherche: Sandra Weferling (Stand: 12.06.2012)
Eingabe: Hans-Jürgen Westermayer
Foto:  Kennkarte Staatsarchiv Aurich

Fotos von der Stolpersteinverlegung: Günther Lübbers

Opfergruppe: Juden
Quellen: Meldekartei; Kennkarten XXX; Rep. 248, Nr. 943; Rep. 248, Nr. 947; Rep. 248d, Nr. 945; Rep. 107, Nr. 2843; Rep. 107, Nr. 2698; Rep. 251, Nr. 718; Rep. 251, Nr. 717; Rep. 107, Nr. 2843; Rep. 121, Nr. 849; Dep. 34 C, 143; Adressbuch für die Stadt und den Kreis Aurich 1926; Adressbuch der Stadt Aurich 1897; Adressbuch für Ostfriesland 1880/1881.
http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/directory.html
http://www.holocaust.cz
Literatur: Teubner, Werner: Jüdische Viehhändler in Ostfriesland und im nördlichen Emsland 1871-1942. Eine vergleichende Studie zu einer jüdischen Berufsgruppe in zwei wirtschaftlich und konfessionell unterschiedlichen Regionen, Cloppenburg 1995;
Reyer, Herbert: Die Vertreibung der Juden aus Ostfriesland und Oldenburg im Frühjahr 1940, in: Collectanea Frisica. Beiträge zur historischen Landeskunde Ostfrieslands, hrsg. v. Hajo van Lengen, Aurich 1995, S. 363-390 (Abhandlungen und Vorträge zur Geschichte Ostfrieslands, Bd. 74).
www.dhm.de/lemo/html/wk2/holocaust/treblinka.index.html
Patenschaft: Sigrid Krause
Verlegetermin: 12. Juni 2012

Max Cohen

Veröffentlicht: 11. Dezember 1012 von Leon in Biografien

Max CohenMax COHEN
geboren am 7. November 1920

Straße: Breiter Weg 1
Todesdatum: 31.12.1996
 Max Cohen Max Cohen ist das erste Kind der Familie Abraham und Auguste Cohen geb. Wolff. Er hat noch einen jüngeren Bruder – Dodo. Die Familie Cohen wohnt am Breiten Weg 1. Sein Vater Abraham betreibt mit den Brüdern Wallheimer, das sind Levy und Wilhelm, Viehhandel und Schlachterei. 1935 müssen Wallheimers das Haus verkaufen. Cohens ziehen nach Kirchdorf zu Karl Wallheimer an der Kreuzstraße. Sein Bruder Dodo geht 1938, nachdem es für ihn in Aurich keine schulische Perspektive mehr gibt, in ein landwirtschaftliches Lehrgut, Groß Breesen, Kreis Trebnitz in Niederschlesien.

Max beginnt am 20. Juni 1935 in Mannheim eine Lehre als Maler und lebt dann bis zum 20.06.1939 in Essen. Er will nach Amerika auswandern, hat bereits die Papiere, kann dann aber zum 11.10.38 nicht die Passage bezahlen. Der Hilfsverein Essen ermöglicht ihm, obwohl kein Kind mehr, mit einem Kindertransport nach England auszureisen. Nach dem aktiven Kriegseintritt Großbritanniens am 10. Mai 1940 wird Max, am 26.05.1940 in Kitchener Camp (Kent) als „enemyalien“ interniert.

Am 10.06.1940 werden im Zuge der zunehmenden Kriegsangst in England 2.542 dieser Enemy aliens in Liverpool auf dem Truppentransporter DUNERA eingeschifft. Von diesen sind allerdings 451 regulär in England lebende Deutsche und andere Kriegsgefangene der Achsenmächte. Mit an Bord ist auch Abraham Cohen aus Aurich, Lilienstr. 9. Während der Seereise werden die politischen und jüdischen Emigranten aus Deutschland und Österreich heftig von der englischen Bordmannschaft und den anderen Deutschen, richtigen Nazis eben, drangsaliert und misshandelt. Die Mannschaft plündert das Gepäck und wirft den Rest über Bord. Später in Australien, reklamiert Max den Verlust seines Gepäcks im Wert von 29 Pfund, darunter eine Geige von 1930, diese war aber nicht mehr bespielbar.

Am 6.09.1940 läuft die DUNERA in Sydney ein. An der Pier werden Schiff und Crew mit Militärmusik empfangen, die Enemy aliens dagegen mit Müll, welches der wartende Mob auf sie wirft. Max wird in Camp Hay (New South Wales) interniert.

Am 17.09.1941 erklärt Max auf Befragen vor dem  australischen Internierungskomitee welchen besonderen Grund er nennen könne, um entlassen zu werden:  Ich möchte die Kriegsanstrengungen [Englands und seiner Alliierten] unterstützen.

Nach 18 Monaten Internierung in Hay und auch Tatura wird er im Frühjahr 1942 entlassen, mit dem Angebot in die australische Armee einzutreten. Er dient in einer Versorgungseinheit, zuletzt als Gefreiter.

In Hay errichten die jüdischen Gefangenen schnell ein reiches kulturelles Leben, Theater, Musik, eine Camp-Universität, eine camp-interne Währung. In Australien erkennt man nach und nach den Fehler der Verfolgung dieser Gruppe. Sie bekommen ein Angebot nach England zurückzukehren. Auch Max erwägt dies, verwirft es dann aber.

In Australien hat Max noch brieflichen Kontakt mit seinen Eltern in Berlin und Dodo in Groß Breesen. Es sind zwölf Briefe seiner Eltern erhalten.

Nach dem Krieg eröffnet Max ein Malergeschäft in Benowa Waters (Queensland), heiratet Doris, Tochter Kim und Sohn Dale werden geboren.

Das Hay-Abenteuer wird später in Australien unter dem Titel „The Dunera Boys“ verfilmt und wird Teil des Gründungsmythos becoming a nation. Die Gruppe der Internierten trifft sich jedes Jahr – „Reunion“ genannt. Auch Max ist immer dabei. Er begreift dies als herausfordernde kathartische Aufgabe um über den Verlust seiner Familie hinwegzukommen. 1992 besucht er Aurich im Rahmen der „Woche der Begegnung“.

Über seine Zeit damals schreibt er jedoch nichts. Am Tisch erzählt er wenig. Er erinnert sich an das Eislaufen auf dem Kanal und den See, und dass die Tiere zum Winter in den Stall gebracht wurden. Als er jünger war beklagt er manchmal die immer-grau-blaue trockene australische Landschaft und erinnert sich wehmütig an das saftige Grün in Europa. Als er jedoch älter wird, mag er den australischen Busch, und er akzeptiert zufrieden seine Aufnahme in dieses neue Land.

Max Cohen stirbt am 31. Dezember 1996 in Surfers Paradise in Queensland, Australien. Sein Sohn Dale wohnt mit Familie in Sandrinkham, Victoria, Australien.

Foto der Stolpersteinverlegung (Günther Lübbers)

Recherche: Jörg Peter (Stand: 3.08.2012)
Eingabe: Hans-Jürgen Westermayer
Foto: Max Cohen
Opfergruppe: Juden
Quellen: Staatsarchiv Aurich: Rep. 251 Nr. 15, 815 und 1158; Meldeblätter; Kennkarten; Korrespondenz mit Nachkommen
Literatur:
Patenschaft: Kim Nurse
Verlegetermin: 12. Juni 2012