Archiv für die Kategorie ‘Biografien’

Goldine Samson

Veröffentlicht: 4. Dezember 1012 von westermayer in Biografien

Goldine SamsonGoldine SAMSON, geb. WALLHEIMER
geboren am 11. Juni 1879 in Aurich

 

 

 

Straße: Rudolph-Eucken-Allee 4
Todesdatum: 25. Oktober 1944
Todesort: Auschwitz
 Goldina Samson geb Wallheimer.....

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Goldine Samson Wallheimer ist eins von insgesamt 11 Kindern der Eltern Benjamin Levy Wallheimer und Eva Rosa geborene Herzberg. Zum Zeitpunkt der Geschichte hat Goldine sechs Schwestern und zwei Brüder. Goldine heiratet den Viehhändler Simon Samson. Das Paar bekommt fünf Kinder: Benni, Jonni, Johanna, Edith und Lotte. Die Verfolgungsgesetze der Nazis ruinieren die wirtschaftliche Basis der Samsons, so dass sie Ende 1938 ihr Haus verkaufen müssen. Jonni wandert am 7.02.1939 mit seiner Frau Rosi über Bremen nach Kalifornien aus. Zuvor flüchtet Goldine mit Ehemann Simon zu ihren anderen Kindern nach Nieuw Amsterdam, einer Moorkolonistensiedlung südlich von Emmen. Ihr Sohn Benni ist bereits am 18.10.1938 dorthin vorausgegangen. In dieser Moorkolonie, an der Straße Zijtak Westseite Nr. 26, ist die ganze Familie, mit Ausnahme von Lotte und Johanne, durch die Hilfe eines Nachbarn vom Dommerkanaal – Hielke Bos, untergekommen. Eines Tages im Herbst 1942 ist es soweit. Die Deutschen durchkämmen die Häuser und stehen eines morgens an der Haustür. Edith öffnet, „Wer ist dies?“ fragen sie. Die anderen „Oh das ist unser Nachbarmädchen“. Edith sieht nicht wie eine Jüdin aus. Sie wird beiseitegeschoben. Später schmuggelte Hielke Bos Edith in einer Ferkelkiste nach Amsterdam, wo sie mit ihrem Mann Siegfried in den Untergrund abtauchte.

Benni, der sich hinten im Garten aufhält und das Unheil von vorne gewahr wird, kann seine Mutter noch warnen und auffordern das vorbereitete Versteck aufzusuchen. Die beiden Alten wollen es jedoch nicht mehr.

Goldine wird mit ihrem Mann Simon nach Westerbork gebracht. Von dort schreibt Goldine am 27.10.1942 noch einen Brief an ihre Tochter Edith nach Amsterdam. Sie schreibt, dass es ihr gut geht und sie sich gut eingewöhnt hat. Auf der Straße (des Lagers) sieht es aus wie ein großer Kermes, wo es wimmelt und kribbelt von Tausenden Menschen. Nur die Karussells, Schießbuden fehlen.

Am 21.04.1943 werden Goldine und Simon Samson nach Theresienstadt deportiert. Simon stirbt bereits dort am 19.12.1943. Von ihren Kindern überleben nur Benni, Edith und Jonni. Die anderen Töchter mit ihren Kindern und Ehemännern werden in Belgien und den Niederlanden aufgegriffen und überleben nicht.
Goldine wird am 23.10.1944 weiter nach Auschwitz deportiert und sofort bei Ankunft ermordet.

Goldine ist in Aurich im Israelitischen Frauenverein. Dieser Verein pflegt die Wohlfahrt und Unterstützung mittelloser jüdischer Bürger: Eine Rolle, welche Ehefrauen in gebildeten Familien und bessergestellten Häusern, traditionell wahrnahmen.

Fotos von der Stolpersteinverlegung (Günther Lübbers)

Bennis Sohn Willi Samson aus Leusden / NL legt eine Rose für seine Oma Goldine nieder, beobachtet von seinem Freund Tito Wolff aus Buenos Aires.

Recherche: Jörg Peter (Stand: 19.09.2012)
Eingabe: Hans-Jürgen Westermayer
Foto: Goldine und Simon Joseph Samson
Haus Rudolph-Eucken-Allee 4
Goldine Samson, Kennkarte März 1939
Opfergruppe: Juden
Quellen: Staatsarchiv Aurich: Rep. 251 Nr. 15, 815 und 1158; Meldeblätter; Kennkarten; Korrespondenz mit Nachkommen
Literatur:
Patenschaft: Simone und Dirk Brehmer
Verlegetermin: 12. Juni 2012

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Simon Joseph Samson

Veröffentlicht: 4. Dezember 1012 von westermayer in Biografien

Simon SamsonSimon Joseph SAMSON
geboren am 5. Dezember 1877 in Wittmund

Straße: Rudolph-Eucken-Allee 4
Todesdatum: 19. Dezember 1943
Todesort: Theresienstadt
 Simon Joseph Samson.......

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Simon Samson ist das erste Kind von insgesamt vieren der Eltern Joseph (Joseph Marcus van Elkan, genannt Samson) und Johanna (Hendel Stein Hanchen) geborene Blitz. Am 12.11.79 wird die Schwester Jeanette, am 24. 2. 1881 Regina und am 6. 3. 85 Abraham in Aurich geboren. Simon Samson ist Viehhändler. Hinter dem Haus sind Stallungen und Weiden für das Vieh, das er aufkauft und wieder verkauft. Er heiratet Goldine aus der Familie Wallheimer, die ihren Familiensitz am Breiten Weg 1 hat. Im Ersten Weltkrieg ist Simon Frontkämpfer. Das Paar bekommt fünf Kinder: Benni, Jonni, Johanna, Edith und Lotte. Die Verfolgungsgesetze der Nazis ruinieren die wirtschaftliche Basis der Samsons, so dass sie Ende 1938 ihr Haus verkaufen müssen. Jonni wandert am 7. 2. 39 mit seiner Frau Rosi über Bremen nach Kalifornien aus. Zuvor flüchtet Simon Samson mit Ehefrau Goldine zu ihren anderen Kindern nach Nieuw Amsterdam, eine Moorkolonistensiedlung südlich von Emmen. Sein Sohn Benni ist bereits am 18. 10. 38 dorthin vorausgegangen. In dieser Moorkolonie, an der Straße Zijtak Westseite Nr. 26, ist die ganze Familie, mit Ausnahme von Lotte und Johanne, durch die Hilfe eines Nachbarn vom Dommerkanaal – Hielke Bos untergekommen. Eines Tages im Herbst 1942 ist es soweit. Die Deutschen durchkämmen die Häuser und stehen eines Morgens an der Haustür. Edith öffnet, „Wer ist dies?“ fragen sie. „Oh das ist unser Nachbarmädchen“. Edith sieht nicht wie eine Jüdin aus. Sie wird beiseitegeschoben. Später schmuggelt Hielke Bos Edith in einer Ferkelkiste nach Amsterdam, wo sie mit ihrem Mann Siegfried in den Untergrund abtaucht. Benni, der sich hinten im Garten aufhält und das Unheil von vorne gewahr wird, kann Simon noch warnen und auffordern, das vorbereitete Versteck aufzusuchen. Die beiden Alten wollen es jedoch nicht mehr.

Simon wird mit seiner Frau Goldine nach Westerbork gebracht. Von dort schreibt Simon am 27.10.1942 noch einen Brief an seine Tochter Edith nach Amsterdam.

Am 21.04.1943 werden Simon und Goldine Samson nach Theresienstadt deportiert. Simon stirbt dort am 19.12.1943. Von seinen Kindern überleben nur Benni, Edith und Jonni. Die anderen Töchter mit ihren Kindern und Ehemännern werden in Belgien und den Niederlanden aufgegriffen und überleben nicht. Goldine wird am 23.10.1944 weiter nach Auschwitz deportiert und sofort bei Ankunft ermordet.

Simon ist wie viele andere in einer ländlichen Kleinstadt dieser Zeit, ein observanter, aber gebildeter Jude, der die Wochen-, Jahres- und Speiserituale streng beachtet und auch dafür sorgt, dass dies in seiner Familie weitergegeben wird. Es zeigt sich in Inhalt und Stil o. g. Briefes. Er ist erstaunlich frei von gängigen Orthographiefehlern, vermengt jedoch mit vielen jiddischen Substantiven. Inhaltlich sind es religiöse, philosophische Fragen über das Volk Israel, seinen gegenwärtiger Leidensweg und die Schilderung des erlösenden Anstimmens des „Gut Schabbos“ und des „Schma Jisroel“ in der Westerborker Gemeinschaft. Zu Themen des eigentlichen, verzweifelten Daseins dürfen die Gefangenen nicht schreiben. Sind sie doch Zeugen der regelmäßig wöchentlich stattfindenden Deportationen nach Orten im Osten, von denen sie noch nie etwas gehört haben, und von denen nie eine Nachricht zurückkam.

In Aurich ist Simon Samson in der Agudas – Israel-Ortsgruppe, eine religiöse Vereinigung zur Erziehung der Jugend in strenggläubigem Sinne, Wiederbelebung des Judentums in gläubigem Sinne; Aufbauarbeit in Palästina in gläubigem Sinne (=Ablehnung des säkularen Zionismus).

Bennis Sohn Willi Samson aus Leusden / NL legt für seinen Opa Simon eine Rose nieder, beobachtet von seinem Freund Tito Wolff aus Buenos Aires

Fotos von der Stolpersteinverlegung (Günther Lübbers)

Recherche: Jörg Peter (Stand: 19.09.2012)
Eingabe: Hans-Jürgen Westermayer
Foto: Geburtsurkunde Simon Samson
Simon Samson
Goldine und Simon Joseph Samson
Haus Rudolph-Eucken-Allee 4
Brief Simon Samsons aus Westerbork
Opfergruppe: Juden
Quellen: Staatsarchiv Aurich: Rep. 251 Nr. 15, 815 und 1158; 360; 107, 2618 Digitaal Monument Joodse Gemeenschap in Nederland; Niederschrift der Erinnerungen der Resi Samson Cohen von Marietje Seulmann.
Literatur:
Patenschaft: Frauke und Hans-Heinrich Seger
Verlegetermin: 12. Juni 2012

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Fanni Hirschberg

Veröffentlicht: 4. Dezember 1012 von westermayer in Biografien

Fanni Hirschberg 1Fanni HIRSCHBERG, geb. WALLHEIMER
geboren am 11. November 1890 in Aurich

 

 

 

Straße: Breiter Weg 1
Todesdatum: 1. Oktober 1944
Todesort: Stutthof
Fanni Hirschberg wird am 11.11.1890 geboren. Sie ist Kind der Eltern Levy Baruch und Eva Wallheimer, die am 19.08.1877 heiraten. Sie hat 10 weitere das Erwachsenenalter erreichende Geschwister. Fanni heiratet in Recklinghausen den Kaufmann Willy Hirschberg. Das Paar hat eine Tochter, Ilse Johanna. Im August 1941 verstirbt ihr Mann als Folge einer Herzattacke während fortgesetzter Folter durch die örtliche Polizei in Recklinghausen. Fanni wird am 27.01.1942 von Dortmund nach Riga-Ghetto deportiert. Am 1.10.1944 wird sie in Riga-Stutthof ermordet.

Für ihre Schwester Milli ist ebenfalls ein Stolperstein verlegt worden (Breiter Weg 1).

Foto Stolpersteinverlegung (Günther Lübbers)

Recherche: Jörg Peter (Stand: 22.11.2012)
Eingabe: Hans-Jürgen Westermayer
 Foto: Todesanzeige der Verwandten v. 11.10.1946
Opfergruppe: Juden
Quellen: Staatsarchiv Aurich: Rep. 251 Nr. 15, 815 und 1158; 360; 107, 2618
Literatur:
Patenschaft: Anna Alberts
Verlegetermin: 12. Juni 2012

Todesanzeige

Adolf Hartog

Veröffentlicht: 4. Dezember 1012 von kde in Biografien

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Edith Samson verh. Kaiser

Veröffentlicht: 27. November 1012 von westermayer in Biografien

Edith SamsonEdith SAMSON verh. KAISER
geboren am 30. März 1914

 

 

 

Straße: Rudolph-Eucken-Allee 4
Todesdatum: überlebt
Edith Samson wird am 30. März 1914 in Aurich geboren. Sie ist das vierte Kind von insgesamt fünf Geschwistern der Eltern Simon und Goldine geborene Wallheimer.

Ediths Vater ist Viehhändler. Hinter dem Haus sind Stallungen und Weiden für das Vieh, das er aufkaufte und wieder verkaufte.

Edith hat zwei ältere Brüder, Jonni und Benni, eine ältere Schwester Johanna, und zuletzt die jüngere Lotte. Jonni ist Verkäufer in einem Auricher Textilhaus. Er wandert am 7.02.1939 mit Rosi, seiner Frau, über Bremen nach Kalifornien aus.

Edith verlässt Aurich am 10.11.1935 und verzieht nach Enschede. Am 3.07.1936 meldet sie sich wieder in Hannover und am 5.10.1938 flüchtet sie nach Amsterdam.

Ihr Bruder Benni flüchtet darauf am 18.10.1938 nach Nieuw Amsterdam, einer Moorkolonistensiedlung südlich von Emmen. Bennis spätere Frau Resi Cohen, welche die niederländische Staatsbürgerschaft besitzt, ist schon 1937 mit ihrer Familie dorthin verzogen. Ihre Eltern folgen am 25.01.1939.

In dieser Moorkolonie, an der Straße Zijtak Westseite Nr. 26, ist die ganze Familie, mit Ausnahme von Lotte und Johanne, durch die Hilfe eines Nachbarn vom Dommerkanaal – Hielke Bos, untergekommen.

Am 3. Oktober 1942 ist es soweit. Die Deutschen durchkämmen die Häuser und stehen an der Haustür. Edith öffnet, „wer ist dies“? fragen sie. Die anderen „oh das ist unser Nachbarmädchen“. Edith sieht nicht wie eine Jüdin aus. Sie wird beiseitegeschoben.

Ihr Bruder Benni, der sich hinten im Garten aufhält und das Unheil vorne gewahr wird, kann seine Eltern noch warnen und auffordern das vorbereitete Versteck aufzusuchen. Die beiden Alten wollen es jedoch nicht mehr. Die Mutter Goldine wird mit Vater Simon nach Westerbork gebracht. Edith sieht sie nie wieder. Sie werden deportiert, zuerst nach Westerbork, dann nach Theresienstadt, wo ihr Vater am 19.12.1943 stirbt. Ihre Mutter wird am 23.10.1944 weiter nach Auschwitz deportiert und sofort bei Ankunft ermordet. Ihre anderen Schwestern, Johanna und Lotte werden jeweils mit ihren Kindern und Ehemännern in Belgien und den Niederlanden aufgegriffen und überleben auf gleiche Weise nicht.

Ihre Schwägerin Resi versteckt sich mit Benni im Hühnerstall des Hauses. Abends machen die beiden sich im dichten Nebel nach Klazienaveen auf, zu ihrem für diesen Fall angedachten Versteck beim Bauern Seulmann.

Edith wird später von Hielke Bos in einer Ferkelkiste nach Amsterdam geschmuggelt, wo sie mit ihrem Mann Siegfried in den Untergrund abtaucht.
Mit ihrem Mann Siegfried emigriert sie als Displaced Persons im November 1947 nach San Francisco, wo ihr Bruder Jonni seit 1939 schon ansässig ist. Ihr Mann baut einen koscheren Schlachterladen auf, den er mit Edith 15 Jahre betreibt.

Der Sohn Jack, ein späterer Anwalt für Immigrationsrecht, wird geboren.

Dann kaufen sie einen Kaffeeladen, wo sie wiederum beide ungefähr 10 Jahre arbeiten. Es folgten mehrere chemische Reinigungsgeschäfte, wo sie zusammen arbeiteten. Mit der Rente ziehen sie nach Tiburon, einem nördlichen Vorort.

Siegfried stirbt 1979. Edith heiratet nicht wieder und lebt glücklich und zufrieden bis zu ihrem Tod am 2. April 1990.
1989 schickt sie Johannes Diekhoff eine Sammlung selbst gesungener Couplets und westjiddische Sprechstücke aus dem jüdischen Kleinkunsttheater. In diesem spielt sie, wie ihr Vater Simon, in genretypischen Stücken Rollen über Brautwerbung, unpassende Schwiegersöhne, jüdische Sitten und Gebräuche. Die Linguistin Gertrud Reershemius hat über die Auricher Mauschelsprache – „Zur Rekonstruktion westjiddischer Sprachreste“ ein weithin beachtetes Werk verfasst.

Hier kann man Edith Kaiser Samson in Westjiddisch hören: Eine jüdische Hausfrau ist mit Sabbatvorbereitungen beschäftigt und wartet auf ihren Mann Itzig der irgendwann verspätet nach Hause kommt. Es soll ein Zwiegespräch sein, ihr Mann antwortet jedoch nur einwortsilbig. Ein Beispiel der jüdischen Lebensweise in Aurich, welche sich aber eigentlich gegenüber der nichtjüdischen wenig unterscheidet.

Willi Samson aus Leusden / NL legt Rosen bei den Stolpersteinen für seine Familie nieder, mit dabei Tito Wolff aus Buenos Aires

Recherche: Jörg Peter (Stand: 26.04.2013)
Eingabe: Hans-Jürgen Westermayer
Fotos: 

 

 

 

– Edith Samson, links mit Violine mit ihrer Kusine Irma Schanzer
später Fasenfest +28. 3. 2013,  an der Seite des  Elternhauses
Rudolf-Eucken-Allee 4
– Edith Samson und David Levy 1929 in Aurich als Akteure in einem
Zwiegespräch in Mauschelsprache: Eine Aufführung zum 125-
jährigen Bestehen des jüdischen Frauenvereins.
– Edith Kaiser geb. Samson mit Ehemann Siegfried

Fotos der Stolpersteinverlegung: Günther Lübbers

Opfergruppe: Juden
Quellen: – Staatsarchiv Aurich: Rep. 251 Nr. 15, 815 und 1158; 360; 107, 2618
– Digitaal Monument Joodse Gemeenschap in Nederland; Interview Johannes Diekhoff mit Resi Samson
ON 3. 11. 1981; Handapparat Johannes Diekhoff im Staatsarchiv Aurich                      Assignment for Oral History & Biography, VU 2021                                                                   Jantine Swagerman, Martijn Smeekes, Jelle Timmer, Dana Toorman & Anna van Velzen

Literatur:
Patenschaft: Mareka Hillerns
Verlegetermin: 12. Juni 2012
Edith Samson und David Levy 1929

Edith Samson und David Levy 1929 in Aurich als Akteure in einem Zwiegespräch in Mauschelsprache: Eine Aufführung zum 125- jährigen Bestehen des jüdischen Frauenvereins.

edith Kaiser Samson Irma Fasenfest Haus Rud_Euck_Allee_BW

Edith Samson, links mit Violine mit ihrer Kusine Irma Schanzer später Fasenfest +28. 3. 2013, an der Seite des Elternhauses Rudolf-Eucken-Allee 4

 

 

Dodo Cohen

Veröffentlicht: 27. November 1012 von westermayer in Biografien

Dodo COHEN
geboren am 10. November 1922 in Aurich

Straße: Breiter Weg 1
Todesdatum: 28. April 1943
Todesort: Auschwitz-Monowitz

Dodo Cohen (Foto der Kennkarte, StA Aurich)

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Dodo Cohen ist das zweite Kind der Familie Abraham und Auguste Cohen. Dodo hat noch einen älteren Bruder – Max.

Die Familie Cohen wohnt am Breiten Weg 1. Sein Vater Abraham betreibt mit den Brüdern Wallheimer, das sind Levy und Wilhelm, Viehhandel und Schlachterei. 1935 müssen Wallheimers das Haus verkaufen. Cohens ziehen nach Kirchdorf zu Karl Wallheimer an der Kreuzstraße. Sein Bruder macht derweil eine Lehre bei einem Maler in Mannheim.

Dodo geht 1938, nachdem es für ihn in Aurich keine schulische Perspektive mehr gibt, in ein landwirtschaftliches Lehrgut, Groß Breesen, Kreis Trebnitz in Niederschlesien. Dieses Lehrgut, eines von vielen in dieser Zeit und es begreift sich ausdrücklich als nichtzionistisch, bereitet junge jüdische Menschen beruflich auf die Emigration vor. Es werden landwirtschaftliche aber auch subsistenzielle handwerkliche Berufsfelder gelehrt. Geleitet wird dieses Gut von Curt Bondy, einem sehr ambitionierten und charismatischen Pionier der damaligen Lebenskunde- und Reformpädagogikbewegung. Ein Jahr später kommt sein Freund Bernie Wallheimer hinzu, nachdem ihm Dodo begeistert vom schönen Leben dort geschrieben hat.

Die meisten Schüler, besonders die der ersten Bewohner-Generation, haben begüterte akademische Eltern, welche die Auswanderung ihrer Kinder organisieren – und bezahlen können. Für Dodo besteht diese Möglichkeit kaum. Mit Kriegsbeginn zerschlagen sich diese Hoffnungen. Die Zeit in Groß Breesen soll trotzdem der einzige Lichtblick in diesen Jahren gewesen sein, so Berni. Beide arbeiten die meiste Zeit im Stall und sind sehr zufrieden, während die städtische Jugend, der körperlichen Arbeit ungewohnt, sich schwertut. Es werden sogar Schweine gezüchtet und verkauft.

In der Reichspogromnacht wird das Lehrgut überfallen, Schüler und Lehrer nach Buchenwald verschleppt. Mit der Erklärung und Verpflichtung zur sofortigen Emigration wird fast die gesamte Gruppe nach sechs Wochen entlassen.

Anfang Mai 1941 ist es vorbei. Die Gestapo verkleinert das Lehrgut, wandelt es in ein reines Arbeitslager um. Berni kommt nach Neuendorf bei Fürstenwalde. Im April 1943 löst die Gestapo es ganz auf. Dodo hat noch Briefkontakt zu seinen Eltern in Berlin und zu Max, welcher seit September 1941 in Kamp Hay in Australien als feindlicher Ausländer einsitzt.

Dodo wird zusammen mit anderen nach Breslau transportiert. Mit dem Transport vom 4.03.43 kommt er nach Auschwitz. Die Lehrgut Jungen gelten durch Empfehlung der Gestapo als besonders arbeitsfähig und kommen deshalb gleich direkt nach Buna-Monowitz, einem Nebenlager und Industriekomplex der IG-Farben nahe bei Auschwitz. Die Arbeitsbedingungen sind sehr hart. Bei Krankheit erfolgt in der Regel die sofortige Überstellung nach Birkenau. Wer nicht gleich zu Anfang in ein leichteres Kommando kommen kann, bleibt beim Kabelkommando. Dessen Bedingungen sind nicht zu überleben. Dodo erkrankt und stirbt schon bald am 28.04.43 im Krankenbau des Lagers.

Foto der Stolpersteinverlegung (Günther Lübbers)

Recherche: Jörg Peter (Stand: 3.08.2012)
Eingabe: Hans-Jürgen Westermayer
Foto: Dodo Cohen, Kennkarte Januar 1939
Dodo Cohen in Groß Breesen, ca. 1941
Opfergruppe: Juden
Quellen:

Verweise:

Staatsarchiv Aurich: Rep. 251 Nr. 15, 815 und 1158; Meldeblätter; Kennkarten; Korrespondenz mit Nachkommen

Cohen Dodo

Dr. Franz-Josef Wittstamm
Sauerbruchstraße 29
44801 Bochum
fjwittstamm@gmx.de
http://www.spurenimvest.de

Literatur:
Patenschaft: Simone und Dirk Brehmer
Verlegetermin: 12. Juni 2012

Dodo Cohen auf Gut Breesen (ca. 1941)

Dodo Cohen bei der Arbeit auf Gut Breesen (ca. 1941)

 

 

 

 

Benni Samson

Veröffentlicht: 27. November 1012 von westermayer in Biografien

Benni SamsonBenni (Benjamin) SAMSON
geboren am 24.10.1911 in Aurich

 

 

 

Straße: Rudolph-Eucken-Allee 4
Todesdatum: überlebt
Benjamin Samson..

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Benni Samson ist das zweite Kind von insgesamt fünf Geschwistern der Eltern Simon und Goldine geborene Wallheimer.
Benni Samson ist Viehhändler wie sein Vater. Hinter dem Haus sind Stallungen und Weiden für das Vieh, das er aufkauft und wieder verkauft.
Benni hat einen älteren Bruder, Jonni. Danach folgen Johanna, Edith und Lotte. Jonni ist Verkäufer in einem Auricher Textilhaus. Er wandert am 7.02.1939 mit seiner Frau Rosi über Bremen nach Kalifornien aus.
Benni flüchtet bereits am 18.10.1938 nach Nieuw Amsterdam, einer Moorkolonistensiedlung südlich von Emmen. Seine spätere Frau Resi Cohen, er lernte sie 1937 in Aurich kennen, besitzt die niederländische Staatsbürgerschaft von Vatersseite. Mit ihrer Familie ist sie schon 1937 nach Emmen verzogen.
Bennis Eltern folgen am 25.01.1939. Am 1. September 1942 heiratet Benni Resi Cohen.
In dieser Moorkolonie, an der Straße Zijtak Westseite Nr. 26, ist die ganze Familie, mit Ausnahme von Lotte und Johanne, durch die Hilfe eines Nachbarn vom Dommerkanaal – Hielke Bos, untergekommen.
Eines Tages am 3. Oktober 1942 ist es soweit. Die Deutschen durchkämmen die Häuser und stehen eines Morgens an der Haustür. Edith öffnet, „wer ist dies“? fragen sie. Die anderen „oh das ist unser Nachbarmädchen“. Edith sieht nicht wie eine Jüdin aus. Sie wird beiseitegeschoben.
Benni, der sich hinten im Garten aufhält und das Unheil vorne gewahr wird, kann seine Eltern noch warnen und auffordern das vorbereitete Versteck aufzusuchen. Die beiden Alten wollen es jedoch nicht mehr. Goldine wird mit ihrem Mann Simon nach Westerbork gebracht. Benni sieht sie nie wieder. Erst nach dem Krieg erfährt er, dass sie umgekommen sind.
Benni versteckt sich mit Resi im Hühnerstall des Hauses. Abends machen sich Benni und Resi im dichten Nebel auf nach Klazienaveen, zu ihrem für diesen Fall angedachten Versteck.
Edith wird später von Hielke Bos in einer Ferkelkiste nach Amsterdam geschmuggelt, wo sie mit ihrem Mann Siegfried in den Untergrund abtaucht.
Vor dem Krieg hat Benni viel Kontakt zu einem Bauern der weiteren Nachbarschaft, Seulmann aus Klazienaveen, Derksweg 99. Dieser sagt: Wenn du nicht weißt, wohin du fliehen musst, dann kannst du hierher kommen. Keiner ahnt, dass es jemals Realität wird. So arbeiten nun Vater Seulmann und Benni die ganze Nacht am Versteck, einem Torfhaufen in der Ecke eines Stalls. Ein Strohballen als Sitzplatz, ein Strohballen mit Jutesack als Tisch. Das Versteck ist so klein, dass man kaum einen Schritt machen kann. Über das arme Häuschen wird Torf geworfen. Innen können sie gerade flüstern, husten dagegen nicht. Den Kindern der Seulmanns wird auf das Strengste verboten, auf den Torfhaufen zu steigen. Bennis Eltern werden deportiert, zuerst nach Westerbork, dann nach Theresienstadt, wo sein Vater am 19.12.1943 stirbt. Seine Mutter wird noch am 23.10.1944 weiter nach Auschwitz deportiert und sofort bei Ankunft ermordet. Seine anderen Schwestern, Johanna und Lotte, werden jeweils mit ihren Kindern und Ehemännern in Belgien und den Niederlanden aufgegriffen und überleben nicht. Benni und Resi können zwei Jahre und sieben Monate das Tageslicht nicht mehr richtig sehen. Abends, wenn es sicher ist, gehen sie nach draußen, um ihre Glieder zu bewegen. Denn die Hütte ist so klein, es kann nur einer stehen, der andere muss sitzen. Sie vertreiben die Zeit mit Spinnen, Lesen, Stopfen, Strohmatten machen, Nikolausgeschenke basteln.
In diesen Jahren müssen sie sich zweimal andernorts verstecken, weil ständig Nachsuchungen nach weiteren jüdischen Untergetauchten stattfinden. Sie verstecken sich bei einer anderen Unterstützerfamilie, den Nieters in Bargercompascuum, in einer noch kleineren Torfhütte. Einmal müssen sie im Freien und im Regen auf dem bloßen Boden eines Roggenfeldes ausharren. Aus einem Stück Segeltuch machen sie ein Dach. Nach sechs Wochen weicht die Gefahr und sie können in ihr altes Versteck. Benni kann abends heimlich eine Kuh im Stall melken.
Gegen Kriegsende wird es immer schlimmer, Hunger, Flöhe und Krätze überall. Eines Tages kommen abends Nachbarn auf den Hof, Benni und Resi kommen hinzu. Jeder tanzt und im Kreise aller wird die Befreiung und Errettung gefeiert. Für Benni und Resi ist es nach eigenem Bekennen die zweite Geburt.
Benni kann in Emmen, Molenstraat 7, wieder seinen Beruf als Viehhändler aufnehmen. Ebenfalls ist er wieder Vorsteher der jüdischen Gemeinde. Dem Paar werden drei Kinder geboren: Simon, Willi und Jonni. Die Familie kommt zu einigem Besitz und Wohlstand. Er besucht Aurich, kauft sein eigenes Haus wieder zurück und versucht die Schicksale seiner verschollenen Familie aufzuklären. In der amerikanischen Emigrantenzeitschrift ‚Aufbau’ muss er dann am 5. April 1946 das Schicksal seiner Familie erklären.
Leider lebt Benni danach nicht mehr lange. Er leidet an schweren Kreislaufstörungen, als Folge des jahrelangen Sitzens im Torfhaufen, in dem man nicht stehen konnte: Der eine nur sitzen, der andere nur liegen. Die Zehen eines Fußes werden schwarz, ein Bein muss ihm abgenommen werden. An diesem Leiden ist er dann einige Jahre später am 16.12.1957 gestorben.

Verlesung der Biographie von Benni Samson durch Brigitte Weber. Elfriede Lübbers zeigt ein Foto von Benni und Resi Samson, den Eltern von Willi Samson.

Verlegung der Stolpersteine durch Gunter Demnig und Schüler der Berufsfachschulklasse Bautechnik der BBS Aurich II

Willi Samson aus Leusden / NL legt eine Rose für seinen Vater Benni nieder, mit dabei sein Freund Tito Wolff aus Buenos Aires.

 

Recherche: Jörg Peter (Stand: 19. 09. 2012)
Eingabe: Hans-Jürgen Westermayer
Fotos: Benny und Jonny Samson als Kinder
Benny Samson, Berni Wallheimer und Joseph Wallheimer als Jugendliche
Rekonstruktion der Torfhütte im Fehnmuseum Bargacompascuum
Eheleute Seulmann
Benni, Willi, Simon, Resi Samson April 1949
Benni und Resi in Riffelberg (Schweiz) anlässlich eines Besuchs bei Käthe Wallheimer
Fotos der Stolpersteinverlegung: Günther Lübbers
Opfergruppe: Juden
Quellen: Staatsarchiv Aurich: Rep. 251 Nr. 15, 815 und 1158; 360; 107, 2618
Digitaal Monument Joodse Gemeenschap in Nederland; Interview Johannes Diekhoff mit Resi Samson ON 3. 11. 1981; Niederschrift der Erinnerungen der Resi Samson Cohen von Marietje Seulmann
Literatur:
Patenschaft: Volker Jürgens
Verlegetermin: 12. Juni 2012




Benni Jonny Samson Kinder

Auguste Cohen geb. Wolff

Veröffentlicht: 27. November 1012 von westermayer in Biografien

Auguste CohenAuguste COHEN geb. Wolff
geboren am 13. Juni 1894 in Aurich

Straße: Breiter Weg 1
Todesdatum: unbekannt
Todesort: unbekannt

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Auguste Cohen ist Kind der Familie David Levy und Marianne Wolff geb. van Oss. Auguste hatte noch vierzehn Geschwister: fünf starben im Kindesalter, sieben wurden Opfer der Shoah, nur drei konnten durch Flucht in die USA, nach Australien bzw. nach Argentinien überleben.

Auguste Cohen ist mit Abraham verheiratet. Dem Paar werden zwei Kinder geboren, Max 7.11.1920 und Dodo 10.11.22. Augustes Ehemann ist Viehhändler. Dieser betreibt mit den Familien Wallheimer, das sind die Brüder Levy und Wilhelm, das Landwirts-, Viehhändler- und Schlachterhandwerk. Hinter dem Wohnhaus befinden sich Stallungen und Räume einer koscheren Fleischfabrikation. Die Waren werden in ganz Deutschland vertrieben. Die neuen antijüdischen Gewerbegesetze ruinieren alsbald die wirtschaftliche Grundlage des Betriebs, so dass Wallheimers 1935 das Haus verkaufen. Die Familie zieht um nach Kirchdorf Nr. 11, das ist das Haus des Karl Wallheimer an der Kreuzstraße hinter der Volksschule. In der Reichspogromnacht wird Abraham Cohen verhaftet und bis zum 15.12.38 im KZ Sachsenhausen inhaftiert.
Nach dem Verkauf des Karl-Wallheimer-Hauses in Kirchdorf an den Landgebräucher Harm Harms muss die Familie Cohen, Abraham ist nur Pächter des Hofs, Karl Wallheimer hat altersbedingt den Betrieb aufgegeben, erneut am 5.07.39 umziehen in das Haus Am Neuen Hafen 2.
Der Sohn Dodo ist zur landwirtschaftlichen Ausbildung nach Groß Breesen bei Breslau gegangen. Als das Lager von der Gestapo aufgelöst wird, deportiert man ihn nach Auschwitz. Dort stirbt er 1944 (s. Biografie auf dieser Homepage).
Sein Bruder Max flüchtet per Kindertransport nach England und kann von dort nach Australien auswandern (s. Biografie auf dieser Homepage).
Mit dem geplanten Überfall Deutschlands auf die Nachbarn im Westen müssen alle jüdischen Bewohner Aurich räumen. Am 29.02.40 zieht das Ehepaar nach Berlin in die Alte Schönhauser Straße. Auguste muss wie ihr Mann Zwangsarbeit leisten. Sie haben noch brieflichen Kontakt zu ihren Söhnen.

Am 29.11.42 müssen Auguste und Abraham Cohen mit 992 weiteren Verhafteten am Gütergleis Grunewald einen Zug nach Auschwitz besteigen. Danach gibt es keine weiteren Lebenszeichen mehr.

Auguste gilt als warmherzig, fürsorglich. Sie engagiert sich im jüdischen Volkstheater in Aurich, so die wiedergegebenen Worten ihres Sohnes Max. In einem Brief von Auguste aus Berlin an ihn beschreibt sie ihre Not und Sehnsucht nach ihren Kindern und wem es von der Verwandtschaft gelungen ist, einen rettenden Hafen irgendwo in der Welt zu erreichen … [auch wenn es wie hier ein so hoffnungsloser Fluchtort wie die Dominikanische Republik ist – Anm. d. Verfassers]. Auguste erwartet für sich und ihren Mann dergleichen nicht mehr … Leider sind es ja vorerst alle Aussichten genommen… Der liebe Papa und ich arbeiten immer noch in der Fabrik und haben es beide gut.

Das Foto zeigt sie im Januar 1939.

 

Foto der Stolpersteinverlegung (Günther Lübbers)

Recherche: Jörg Peter (Stand: 2.08.2012)
Eingabe: Hans-Jürgen Westermayer
Foto Foto der Kennkarte (1939),
Familie Cohen im Garten in Lirchdorf Nr. 11 (1938)
Opfergruppe: Juden
Quellen: Staatsarchiv Aurich: Rep. 251 Nr. 15, 815 und 1158; Meldeblätter; Kennkarten; Korrespondenz mit Nachkommen
Literatur:
Patenschaft: Andrew Cohen
Verlegetermin: 12. Juni 2012

Abraham Cohen

Veröffentlicht: 27. November 1012 von westermayer in Biografien

Abraham CohenAbraham COHEN
geboren am 30. 12. 1887 in Aurich

 

 

 

Straße: Breiter Weg 1
Todesdatum: unbekannt
Todesort: unbekannt

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Abraham Cohen ist Kind der Familie Moses Jakob und Minka Levy Cohen geb. Wolff. Abraham hat noch zwei Geschwister: Levy Hermann Moses und Leni verh. Valk. Abraham Cohen ist mit Auguste geb. Wolff verheiratet. Dem Paar werden zwei Kinder geboren, Max (*7.11.1920) und Dodo (*10.11.22). Abraham Cohen ist Viehhändler. Zusammen mit den Familien Wallheimer, das sind die Brüder Levy und Wilhelm, betreibt er das Landwirts-, Viehhändler- und Schlachterhandwerk. Hinter dem Wohnhaus befinden sich Stallungen und Räume einer koscheren Fleischfabrikation. Die Waren werden in ganz Deutschland vertrieben. Die neuen antijüdischen Gewerbegesetze ruinieren alsbald die wirtschaftliche Grundlage des Betriebs, so dass die Wallheimers 1935 das Haus verkaufen. Die Familie zieht um nach Kirchdorf Nr. 11, das ist das Haus des Karl Wallheimer an der Kreuzstraße hinter der Volksschule. In der Reichspogromnacht wird Abraham Cohen verhaftet und bis zum 15.12.38 im KZ Sachsenhausen inhaftiert. Nach dem Verkauf des Karl-Wallheimer-Hauses in Kirchdorf an den Landgebräucher Harm Harms muss die Familie Cohen, Abraham ist nur Pächter des Hofs, Karl Wallheimer hat altersbedingt den Betrieb aufgegeben, erneut am 5.07.39 umziehen in das Haus Am Neuen Hafen 2. Der Sohn Dodo ist zur landwirtschaftlichen Ausbildung nach Groß Breesen bei Breslau gegangen, Max flüchtet per Kindertransport nach England. Mit dem geplanten Überfall Deutschlands auf die Nachbarländer im Westen müssen alle jüdischen Bewohner Aurich räumen. Am 29.02.40 zieht das Ehepaar nach Berlin in die Alte Schönhauser Straße. Abraham Cohen muss wie seine Frau Zwangsarbeit leisten. Sie haben noch brieflichen Kontakt zu ihren Söhnen. Am 29.11.42 müssen Abraham und Auguste Cohen mit 992 weiteren Verhafteten am Gütergleis Grunewald einen Zug nach Auschwitz besteigen. Danach gibt es keine weiteren Lebenszeichen mehr. Abraham gilt als streng und geradlinig, so die wiedergegebenen Worten seines Sohnes Max. In einem Brief von Abraham aus Berlin an ihn klingt die deutliche Sorge durch, dass sie sich nicht mehr wiedersehen … Hoffentlich gibt uns der Allmächtige… Dein sorgenreicher Papa. Untenstehendes Foto zeigt ihn Januar 1939. Der kurzgeschorene Kopf ist eine Folge zuvor erlittener KZ-Haft, Abraham hat sonst volles helles Haar.
Recherche: Jörg Peter (Stand: 2.08.2012)
Eingabe: Hans-Jürgen Westermayer
Foto: Foto der Kennkarte (1939),
Familie Cohen im Garten in Kirchdorf Nr. 11 (1938)
Opfergruppe: Juden
Quellen: Staatsarchiv Aurich: Rep. 251 Nr. 15, 815 und 1158; Meldeblätter; Kennkarten; Korrespondenz mit Nachkommen
Literatur:
Patenschaft: Dale Cohen
Verlegetermin: 12. Juni 2012

Foto der Stolpersteinverlegung (Günther Lübbers)

Artur Jakob Hoffmann

Veröffentlicht: 26. Juni 1012 von Lennart in Biografien

Arthur HoffmannArtur Jakob HOFFMANN
geboren am 15. Februar 1910 in Aurich

 

 

 

Straße: Fockenbollwerkstraße 7
Todesdatum: 28. Februar 1943
Todesort: Auschwitz
Artur Jakob Hoffmann wurde am 15. Februar 1910 in Aurich als zweites von zwei Kindern von Jakob Feibelmann Hoffmann (1874-31.10.1918) und Goldine Vera Hoffmann, geb. Wolffs, (10.03.1879-25.01.1942) geboren. Sein zwei Jahre älterer Bruder hieß Feodor Jakob Hoffmann (29.07.1908 -28.02.1942).Der junge Artur verliert bereits mit acht Jahren seinen Vater, der als Schlachter in der Stadt tätig war. Nach dem jüdischen Geburtsregister stirbt der Vater am 31. Oktober 1918 mit nur 44 Jahren an einer Lungenentzündung. Die Mutter muss die beiden acht und zehn Jahre alten Geschwister allein durchbringen – und das in einer Krisenzeit, als der 1. Weltkrieg gerade zu Ende war und es zunehmend politische Verwerfungen und später die Weltwirtschaftskrise gibt. Die beiden Schwestern der Mutter, Clara und Betti, ziehen 1936 zu ihr und den Söhnen in die Fockenbollwerkstraße 7. Am 4. Mai 1938 verlässt Artur Jakob Hoffmann mit 28 Jahren zusammen mit seinem Bruder seine Heimatstadt Aurich in Richtung Holland. Auch wenn der Pogrom gegen die Juden zu diesem Zeitpunkt noch nicht stattgefunden hatte, so wird die Auswanderung mit den zunehmenden Schikanen gegen die jüdische Bevölkerung zu tun gehabt haben. Er zieht nach Musselkanaal.

Nur eine Woche vor dem Umzug nach Holland meldete er sich am 25. April 1938 bei der Meldebehörde ab, um nach Bornheim (Kreis Bonn) zu gehen. Was er dort machte, ist unklar. Möglicherweise stammt seine Ehefrau Henriette Hildegard Cahn (geb. 15.6.1915 in Roschdorf) von dort. Im holländischen Mussel kommt am 12.12.1941 die Tochter Goldine zur Welt.

Seine verwitwete Mutter, Goldine Hoffmann, bleibt in Aurich und zieht erst zusammen mit den letzten Auricher Juden am 29.02.1940 nach Berlin. Von dort wird sie 1942 nach Riga deportiert und ermordet.

Artur Jakob Hoffmann wird Anfang Oktober 1942 im Lager Westerbork interniert, am 26.10.1942 nach Auschwitz deportiert und dort am 28.02.1943 (genauso wie sein Bruder) ermordet. Scheinbar sind beide Familien der Brüder gleichzeitig deportiert worden. Jedenfalls wurden deren Frauen am 29.10.1942 offensichtlich gleich nach der Ankunft ermordet. Auch für Arturs zehn Monate altes Kind ist dieses Todesdatum verzeichnet.

Schüler der Berufsfachschulklasse Bautechnik der BBS Aurich II bei der Verlegung der drei Stolpersteine

Für Arthur Jakob Hoffmann, seine Ehefrau Henriette und die kleine Tochter Goldine werden am 7.09.2015 weitere Stolpersteine in Mussel / NL vor dem Haus Zandtangerweg 10 verlegt.

 

Recherche: Bernd-Volker Brahms (Stand: 12.06.2012)
Eingabe: Hans-Jürgen Westermayer
Ergänzungen am 04.01.2024: Günther Lübbers
Foto: Fotos der Auricher Verlegung: Günther Lübbers
Opfergruppe: Juden
Quellen: http://www.stolpersteinegemeentestadskanaal.nl/
Literatur:
Patenschaft: Bernd-Volker Brahms
Verlegetermin: 12. Juni 2012