Heimann Wolff WOLFFS,
geboren am 2. Juni 1884 in Aurich
| Straße: | Lindenstr. 12 |
| Todesdatum: | 22. Dezember 1938 |
| Todesort: | Aurich |
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Heimann Wolffs ist der Sohn des Viehhändlers Benjamin Wolffs und dessen Ehefrau Gusta, geb. von der Wall. Er wird am 2. Juni 1884 in Aurich geboren und wächst behütet mit seinen Geschwistern auf. 1914 übernimmt er gemeinsam mit seinen Brüdern Bendix, Julius und Moses den väterlichen Betrieb. Seine Adresse, die auf den Geschäftsunterlagen angegeben ist, unterscheidet sich jedoch von der seiner drei Brüder, die in der Leerer Landstraße 40 leben und arbeiten: Heimann hat das Haus in der Lindenstraße 12 (heute Georgswall 23) gekauft und lebt hier mit seiner Ehefrau Rosa: Das Paar hat am 1. März 1914 geheiratet. Als der Erste Weltkrieg ausbricht, meldet Heimann sich freiwillig und wird schließlich für seine Tapferkeit im Kampf ausgezeichnet. Noch während des Krieges wird er zum ersten Mal Vater: Seine Frau Rosa bringt am 16. Juni 1917 Zwillinge zur Welt, Wolff und Lazarus, genannt Lutz. Er sollte noch drei weitere Kinder bekommen: Julius, der 1920 geboren wird aber bereits wenige Tage nach der Geburt verstirbt, Otto, der 1926 geboren wird, und schließlich Töchterchen Guste Margrit, die 1928 auf die Welt kommt.
Heimann ist sehr religiös und legt größten Wert auf die Einhaltung der Gebote und Regeln. Ein Arbeiten am Sabbat beispielsweise kommt für ihn nicht in Frage. Von seinem Sohn Otto wird er als liebevoller, aber auch bisweilen strenger Vater geschildert. Otto erinnert sich insbesondere an ein Ereignis, bei dem er großen Ärger bekam: Otto hatte mit einem Schulfreund zusammen ein Bettlaken mit einem Hakenkreuz „verziert“ und als Fahne aus dem Fenster gehängt, weil an vielen Häusern diese Fahne wehte. Schlimmeren Ärger als hiernach habe er mit seinem Vater nie gehabt! Die Geschäfte von Heimann laufen gut, bis die Nationalsozialisten die Macht übernehmen: Er verliert schließlich seinen Gewerbeschein und muss den Betrieb schließen. Die Stadt Aurich setzt Heimann in der Folgezeit als Straßenbauarbeiter ein. Er arbeitet zunächst in Aurich und der näheren Umgebung, später muss er in Papenburg arbeiten. Dies hat zur Folge, dass er unter der Woche in Papenburg ist und seine Familie nur noch gelegentlich am Wochenende sehen kann. Trotz all der Schikanen und Probleme kommt eine Auswanderung für Heimann jedoch nicht in Frage. Selbst im September 1938 soll er noch erklärt haben: „Ich bin hier geboren und bleibe hier!“ Am 10. November 1938, dem Morgen nach der Pogromnacht, wird Heimann gemeinsam mit den anderen jüdischen Arbeitern in Papenburg verhaftet und im Konzentrationslager Buchenwald, interniert. Infolge der schlechten Versorgung und der Misshandlungen dort erkrankt Heimann schwer an einer Lungenentzündung. Am 17. Dezember 1938 darf er „vorzeitig, da er sich als Soldat im Ersten Weltkrieg ausgezeichnet hatte“, nach Aurich zurückkehren. Doch auch der eilig herbeigerufene Arzt kann Heimann nicht mehr retten: Er verstirbt nur fünf Tage nach seiner Rückkehr, am 22. Dezember, um 12:50 Uhr in seinem Haus. ![]() Zur Verlegung durften wir insgesamt 33 Angehörige und Gäste aus den USA, Israel, Großbritannien und Deutschland begrüßen, darunter alleine 21 Angehörige der Familie Zuns, die sich hier mit uns (Brigitte Weber ganz links, Günther Lübbers obere Reihe links) vor dem Hotel „Hochzeitshaus“ aufgestellt haben. ![]() Das Haus Lindenstraße 12, heute Georgswall 23, beherbergt Teile des Bauamtes der Stadt Aurich und liegt direkt neben dem Rathaus. |
| Recherche: Sandra Weferling Eingabe: Hans-Jürgen Westermayer (Stand 17.07.2014) |
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| Fotos von der Verlegung: | Günther Lübbers |
| Opfergruppe: | Juden |
| Quellen: | Staatsarchiv Aurich: Meldekartei; Rep. 248, Nr. 943; Rep. 248, Nr. 947; Rep. 16/1, Nr. 4155; Rep. 107, Nr. 1874; Rep. 107, Nr. 2676 http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/directory.html, 05.03.2014 Telefongespräch mit Bettina Schönfeld, Tochter von Otto und Enkeltochter von Heimann Wolffs, am 03. Juli 2014 Telefongespräch mit Margaret Silbermann, Tochter von Heimann Wolffs, am 27. Juni 2014 |
| Literatur: | Johannes Diekhoff: Die Auricher Judengemeinde, in: Aurich im Nationalsozialismus, hrsg. v. Herbert Reyer (Abhandlungen und Vorträge zur Geschichte Ostfrieslands, Bd. 69), 247-299 Jan Lokers: Boykott und Verdrängung der jüdischen Bevölkerung aus dem Wirtschaftsleben Ostfrieslands (1933-1938), in: Ostfriesland im Dritten Reich. Die Anfänge der national-sozialistischen Gewaltherrschaft im Regierungsbezirk Aurich 1933-38, hrsg. v. Herbert Reyer, Aurich 1999, S. 63-82 |
| Patenschaft: | Gymnasium Ulricianum Aurich |
| Verlegetermin: | 17. Juli 2014 |






