Henry Hoffmann 1939
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
|
Henry Hoffmann ist das dritte Kind der Eltern Friedrich Hoffmann und Rebekka geborene Wallheimer. Henry hat zwei ältere Schwestern – Eva und Helene. Sie können durch rechtzeitige Auswanderung der Shoah entgehen. Seine Eltern betreiben mit den Geschwistern seines Vaters ein großes Hotel auf Norderney – Hoffmanns Hotel Falk. Mit der Wirtschaftskrise und den anschließenden Boykottaufrufen gegen jüdische Gäste gerät der Betrieb 1935 in die Zwangsversteigerung. Ihre Eltern ziehen nach Aurich, dem Geburtsort der Mutter. Sein Vater arbeitet dann als Koch an vielen Orten in Deutschland und auch in der Seefahrt. Seine Eltern können zuerst Eva zu Verwandten nach Italien, dann Helene 1939 mit der Beth Aliyah ins sichere Ausland bringen: als sich die Ausweglosigkeit des weiteren Bleibens in Deutschland abzeichnet. Der Vater versucht mit allen Mitteln über die Reichsvereinigung ähnliches für seinen Sohn zu erreichen, wenigstens ein Vorbereitungslager. Aber es gelingt nicht. Henry versucht sich mit kleinen und größeren Diensten nützlich zu machen. Sein Vater beschreibt ihn als noch sehr kindlich und verträumt – und seine Rechtschreibung ließe zu wünschen übrig, wie der Vater schreibt. Aber er repariert für alle Juden die Fahrräder in Aurich. Es wäre zu schön, wenn er auch nach Erez käme, schreibt er an seine Tochter nach Palästina. Und …vielleicht könnte Henry nach Ahlem bei Hannover auf die Gartenbauschule. Hauptsache ist ja jetzt, dass er etwas lernt, was ist egal, nur damit er bald raus kann.
Am 14.08.1939 fängt er bei einem Bauern in Schirum als Gehilfe an, und der Vater hofft, er wird etwas Nützliches lernen. Später ist er bei einem anderen Bauern in Ludwigsdorf. Seine Altersgenossen Siegfried Samson und Menno Cohen sind mit dabei.
Im Frühjahr 1940 müssen alle Juden Aurich aus „militärischen Gründen“ verlassen. Seine Eltern ziehen in das jüdische Altersheim nach Emden in der Claas-Tholen-Straße. Und Henry geht am 20. 2. 40 zum Jüdischen Umschulungsgut Landwerk Steckelsdorf-Ausbau. (heute ein Kinderheim).
Der „Bund religiöser Pioniere“ betriebt dort die jüdische Ausbildungsstatte für jugendliche Auswanderer, die gärtnerische oder landwirtschaftliche Berufe erlernen sollten. Das Haus diente ursprünglich als Jagdvilla eines Berliner Industriellen, der seiner Jüdischen Gemeinde das Gebäude zur Einrichtung eines Erholungsheims (1936/37) schenkte. Da zum Anwesen auch eine Gärtnerei gehörte, eignete es sich gut für Umschulungszwecke. Nach dem Novemberpogrom 1938 und nachfolgenden Verschleppungen von Ausbildern, kann dieses Heim seinen Auftrag immer weniger erfüllen. Es gerät immer mehr zu einer Zwangsarbeiterunterkunft, dessen Insassen tagsüber 11-12 Stunden in umliegenden Betrieben der Landwirtschaft oder optischen Industrie zu Hungerlöhnen arbeiten müssen.
Am 21. Mai 1942 erhält das Landwerk ein Aufforderungsschreiben der Gestapo, alle hätten sich mit leichtem Gepäck zum Abtransport drei Tage später bereitzuhalten. Über den weiteren Verbleib der Gruppe und damit auch von Henry Hoffmann gibt es keine sicheren Angaben. Eine Gruppe agrarisch aussehender Jugendlicher soll in diesen Tagen in Berlin auf dem Weg in die zur Haftanstalt umfunktionierten Synagoge Levetzowstraße gesehen worden sein. Demnach wäre Henry Hoffmann mit dem nächsten Transport, das war der 2. Juni 1942, nach Theresienstadt gebracht worden. Es gibt keine weiteren Lebenszeichen, die weitere Deportation nach Auschwitz und damit der Todesort dort, ist aber wahrscheinlich.

Familie Zuntz mit Schülerinnen und Schülern der Klasse 9 E2 der Realschule Moordorf, den Paten des Stolpersteines für Heinz (Henry).

Die Stolpersteine für Familie Hoffmann an der Stelle, wo früher das Haus Wallstraße 19 stand, heute ist dort die Zufahrt zum Gebäude der Sparkasse Aurich-Norden.
Recherche: Jörg Peter
Eingabe: Hans Jürgen Westermayer
(Stand 12.09.2015) |