Helene Hoffmann verh. Zunzt

Veröffentlicht: 2. Januar 2010 von westermayer in Verlegung

Helene HOFFMANN verh. Zuntz
geboren am 26. Juni 1923 in Norderney

Straße: Wallstraße 19
Todesdatum: 29.11.2003
Todesort: Kibbuz Sde Eliyahu

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Helene Hoffmann wird geboren am 26.06.1923 als das zweite Kind der Eltern Friedrich Hoffmann und Rebekka geb. Wallheimer. Helene hat eine ältere Schwester – Eva und einen jüngeren Bruder – Henry. Helene und Eva können durch rechtzeitige Auswanderung der Shoah entgehen. Ihre Eltern betreiben mit den Geschwistern ihres Vaters ein großes Hotel auf Norderney – Hoffmanns Hotel Falk. Mit der Wirtschaftskrise und den anschließenden Boykottaufrufen gegen jüdische Gäste gerät der Betrieb 1935 in die Zwangsversteigerung. Ihre Eltern ziehen nach Aurich, dem Geburtsort der Mutter. Ihr Vater arbeitet dann als Koch an vielen Orten in Deutschland und auch in der Seefahrt.

Als sich die Ausweglosigkeit des weiteren Bleibens in Deutschland abzeichnet, können ihre Eltern zuerst Eva zu Verwandten nach Italien, dann Helene 1939 mit der Jugend-Aliyah ins sichere Ausland bringen. Der Bruder Henry soll auch nach Erez kommen. Das versucht der Vater mit allen Mitteln über die Reichsvereinigung zu erreichen – wenigstens ein Vorbereitungslager.

Am 8.03.1939 kommt Helene mit der Bahn in Triest an und besteigt ein Schiff nach Palästina, wo sie am 11.03.1939 ankommt. Sie wohnt im Iwdi-Heim bei der Hauswirtschaftsschule Beth Zeiroth in der Raschistraße 60 in Jerusalem. In dieser Schule lernt sie alle Fertigkeiten der Hauswirtschaft für ein Pionierlebens beim Aufbau eines Kibbuz’s. Ihre Koch- und Backkünste werden noch heute von ihren Kindern und Enkeln hoch gepriesen.

Sie muss alle Umstände der Tropen wie Hitze, Durchfall und Hygiene durchleben. Sie hat sogleich Kontakt zu einigen anderen Aurichern, die bereits dort leben oder vorhaben dorthin zu kommen. Ihre Verwandten schreiben: Es sind ihre Cousinen und Cousins und Tanten und Onkel. Aus allen Briefen ist nicht zu erahnen, was den Zurückgebliebenen bevorsteht. Ihre Cousins Wolff und Benno Wolffs (+Irma) schreiben recht nonchalant über den Sprengstoffanschlag auf die PATRIA, dem sie unverletzt entkamen. Sie erzählen über die Kälte nachts im Lager Atlit und es würde durch undichte Fenster ziehen.

Ihr Vater schreibt stets im Sinn von – es ist alles gut, wir haben was zu essen und Deine Mutter (Rebekka) sieht hübsch aus wie eh’ und je. Zum Jahresende 1939 und Anfang 1940 werden die Briefe kürzer und die Frequenz geringer.

Als die Eltern im Frühjahr 1940 nach Emden in das Altersheim umziehen müssen, hören sie ganz auf. Möglich ist auch, dass die Reichspost sie nicht mehr befördert. Zuvor wurde per Gesetz verfügt: Juden dürfen keine Pakete senden oder empfangen.

Helene heiratet 1942 Walter (Meir) Zuntz. Ein Teil der Familie Zuntz, sie stammt aus dem Rheinland, emigriert vor dem Krieg noch nach Palästina. Das Paar bekommt fünf Kinder, es sind: Gabriel *1943, Efrat *1945, Amram *1949, Elon *1954 und Miryam *1961.  Helene Zuntz lebt bis zu ihrem Tod am 29. 11. 2003 im Kibbuz Sde Eliyahu. Einen Kontakt nach Deutschland nahm sie nie auf. Lediglich mit ihrer Schwester Eva ist sie nach dem Krieg noch einmal zusammengekommen. Aber es folgte nichts weiteres. Die heute in Israel lebenden Angehörigen wissen nicht warum.

Mitglieder der Familie Zuntz bei der Stolpersteinverlegung am 17. Juli 2014

Im Vorfeld dieser Stolpersteinrecherche ist ein Kontakt mit dem ersten Sohn von Helene, Gabriel, zustande gekommen. Es folgte die Einladung, bei der Stolpersteinlegung am 17.07. 2014 dabei zu sein. Es kamen 21 Familienmitglieder – und es waren nicht alle, es fehlten die Urenkel aus der Wurzel Leni und Meir Zuntz zu Besuch nach Aurich. Der Verfasser deklamierte in diesen Momenten der Wiederfindung den Psalm 126 über die Erlösung des Volkes Israel aus der Gefangenschaft, mit den Worten endend: Die mit Tränen sähen, werden mit Freuden ernten.

Familie Zuntz mit Schülerinnen und Schülern der Klasse 9 E2 der Realschule Moordorf, den Paten des Stolpersteines für Helenes Bruder Heinz (Henry).

Die Stolpersteine für Familie Hoffmann an der Stelle, wo früher das Haus Wallstraße 19 stand, heute ist dort die Zufahrt zum Gebäude der Sparkasse Aurich-Norden.

Recherche: Jörg Peter
Eingabe: Hans Jürgen Westermayer
(Stand 12.09.2015)

Fotos: 

 

– Leni Zuntz geb. Hoffmann – 1949 (Sammlung Zuntz)
– Leni Zuntz geb. Hoffmann – als Pionier im Kibbuz Sde Eliyahu, 1942 (Sammlung Zuntz)
– Kinder und Enkelkinder von Leni Zuntz bei der Stolpersteinverlegung  in Aurich am 17.06.2014- weitere Fotos der Stolpersteinverlegung (Günther Lübbers)
Opfergruppe: Juden
Quellen: – ehem. Melderegister Stadt Aurich Rep. Nds. Staatsarchiv
– Korrespondenz und Sammlung Gabriel Zuntz – Sde Eliahu.
Literatur:
Patenschaft: Hans-Gerd Meyerholz
Verlegetermin: 17. Juli  2014

Helene Zuntz im Kibbuz Sde Eliyahu

 

 

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