Levy „Ludwig“ Salomons

Veröffentlicht: 5. Januar 2010 von westermayer in Verlegung

Levy „Ludwig“ SALOMONS
geboren am 14. August 1891 in Lage, Kreis Bad Bentheim

Straße: Wallstraße 4
Todesdatum: 9. März 1943
Todesort: Medemblik, Provinz Noordholland, NL
Levy Salomons, genannt Ludwig, wird am 14. August 1891 in Lage im Kreis Bad Bentheim geboren.   Zum Zeitpunkt seiner Geburt  lebt seine Familie in Deutschland. Sie  zieht später zur anderen Seite der deutsch-niederländischen Grenze, nach Denekamp in die Region Dinkelland in der Provinz Overijssel.

Seine Eltern Senetta ten Brink und Cumpert Levy Salomons stammen aus einer Familie, die als Kaufleute, Viehhändler und Schlachter arbeiten. Levy ist der Älteste, seine beiden Geschwister heißen  Jettchen und Alex. Jettchen arbeitet kurzzeitig in Aurich als sogenannte Stütze  im  Haushalt der Familie Wolff in der Julianenburger Str. 3. Der Cousin Isaak Salomons heiratet ebenfalls nach Aurich. Levys Vater stirbt früh im Jahre 1925, seine Mutter lebt bis zu ihrem Tod im September 1942 in Denekamp in der Nordhorsche Straat 70.

Im Alter von 23 Jahren zieht Levy nach Aurich und heiratet Georgina Wolff. Sie leben im Haus ihrer Eltern in Sandhorst. Dort wird sein Sohn Kurt geboren. Nach dem Tod seiner Frau heiratet Levy am 13. Juni 1919 Eva, die Schwester von Georgina, und zieht mit ihr und seinem Sohn in die Wallstr. 4.

Kurt Salomons kommt am 19. Februar 1917 zur Welt. Er  wird von seiner Stiefmutter Eva großgezogen. 1931 geht Kurt mit seinen 14 Jahren nach Köln. Er tritt nicht in die Fußstapfen seines Vaters, sondern wird Schlosser. Weitere Station ist laut Meldekartei  Düsseldorf. Über seinen Lebensweg konnte ich keine weiteren Spuren finden.

Eva Salomons, geborene Wolff,  wird am 5. Mai 1895 in Aurich geboren. Mit ihrer Mutter Regine Wolff geborene von der Wall, ihrem Vater  Joseph Levy Wolff  und den fünf Geschwistern Frieda (24.7.1892), Louis (4.9.1893), Adolf (13.5.1896), Georgina (3.2.1898) und Gustav (26.8.1902) wächst Eva in Sandhorst auf. Ihr Vater  betreibt  einen Viehhandel.  Die Familie hatte einen Hof mit Acker und Garten  in Sandhorst,  Am Tiergarten, zu der Zeit Sandhorst Nr. 7. genannt.

Der ältere Bruder Louis stirbt bereits 1900 im Alter von 6 Jahren.  Die älteren Schwestern Frieda und Georgina und die beiden jüngeren Brüder Adolf und Gustav heiraten und gründen eigene Familien. Georgina lebt mit ihrem Mann im elterlichen Haus. Ihre Eltern sterben 1920 bzw. 1929. Ihr Bruder Gustav erbt den elterlichen Hof, der aber 1935 zwangsversteigert werden muss und verkauft wird.

1918 stirbt Evas Schwester Georgina, knapp zwei Jahre nach ihrer Heirat mit Levy Salomons und hinterlässt  den einjährigen Sohn Kurt.

Als Viehhändler und Rossschlachter ist Levy Salomons, wie alle jüdischen Bürger dieses Berufsstandes  in der Fleischerzwangsinnung Mitglied, mit Mitgliedern christlichen Glaubens vereint. Aufgrund der Arbeitsteilung gibt es unter den Schlachtern und Viehhändler kaum Probleme. Auf einer  Aufstellung der beitragspflichtigen Mitglieder des Magistrats der Stadt Aurich von 1932 ist der Name Salomons unter der Nr. 16 noch aufgeführt.
Wie der Viehhandel seines Schwagers ist Levy telefonisch erreichbar und hat im Zusammenwirken mit den Familienmitgliedern sicher ein gutes Auskommen.

Als 1933 das rituelle Schlachten verboten wird, kommt  der wichtigste Erwerbszweig der jüdischen Mitbürger in wirtschaftliche Bedrängnis.  Es folgen Boykottaufrufe und weitere sogenannte Rassegesetze, die den jüdischen Bürgern die  Lebensgrundlage entziehen sollen, sie nach und nach aus der Gesellschaft  ausgrenzt und ihnen ihre Rechte entzieht.  Die antisemitischen Feindseligkeiten gipfeln in den gewalttätigen Demütigungen  in der Reichspogromnacht am 9. November 1938.

Bereits im Dezember 1933 gibt die  Familie Salomons  ihr Zuhause nach 15 Jahren auf und meldet sich nach Sandhorst ab.  Sie wohnen zunächst kurz  bei Evas jüngsten  Bruder Gustav in Evas Elternhaus. Anschließend kommen sie von 1934 bis 1938 bei Verwandten in der Julianenburger Str. 3 unter.

Die letzte Station der Familie in Aurich ist ab dem 4. Januar 1938 die Emder Str. 16, das Haus der israelitischen Gemeinde.

Nach dem Schrecken der Pogromnacht versucht sich die Familie in Sicherheit bringen. Levy emigriert am 31. Dezember 1938 nach Holland, am 4. Januar 1939 kommt Eva nach. Ihr Ziel ist Middelburg in der Provinz Zeeland, im Vlissingenweg. Kurt ist bereits am 17. Juli 1938 dorthin geflohen.

Nach der Besatzung der Niederländer durch die deutsche Wehrmacht am 10. April 1940 beginnt auch hier die systematische Verfolgung der Juden. Ab 1941 müssen Juden den gelben Stern an ihrer Kleidung tragen. Am 21.Oktober 1942 wird die Familie aufgefordert Middelbourg zu verlassen und nach Amsterdam in die Jekerstr. 41 umziehen.

Nach sieben Monaten werden Eva und Kurt Salomons am 25. Mai 1943 dort abgeholt und in dem Sammellager Westerbork interniert. Am selben Tag werden sie mit weiteren 2.860 Menschen nach Sobibor in Polen deportiert. Eva und Kurt werden nach einer dreitägigen Fahrt noch am Tag  ihrer Ankunft  am 28. Mai 1943 ermordet.

Levy Salomons stirbt am 9. März 1943 in Medemblik in der Provinz Noordholland unter ungeklärten Umständen. Es bleibt offen, ob er noch versucht hat eine Fluchtmöglichkeit oder ein Versteck zu finden, oder ob er nicht mehr in der Lage war, die Verfolgung gesundheitlich und psychisch zu verkraften.

Die einzigen Überlebenden der  Familien von Eva und Levy sind Gustavs 1. Frau Gelly geb. Wolffs, die sich 1935 scheiden läßt und am 4. April 1937 mit ihren Kindern Ilana (23.05.27) und Joseph (10.03.1930) nach Palästina auswandert.

Und es überleben drei der vier Kinder von Evas Schwester Frieda Samson:  Josef, Hertha und  Grete. Ihr  Leben wird durch die Ausreise mit einem Kindertransport nach England gerettet.

Eine große Anteilnahme erfährt auch die Stolpersteinverlegung vor dem Haus Wallstr. 4

Gunter Demnig beim Einsetzen der drei Stolpersteine

Elfriede Lübbers verliest die Biographien

Die Stolpersteine für Familie Salomons mit drei weißen Rosen

Recherche: Christiane Meissner
Eingabe: Hans Jürgen Westermayer
(Stand 8.12.2015)
Fotos: Günther Lübbers
Opfergruppe: Juden
Quellen:
Literatur:
Patenschaft: Traugott Dusse
Verlegetermin: 5. Dezember 2015

 

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