Hugo KUSSEL
geboren am 16. Februar 1894 in Gruiten, Kreis Mettmann
| Straße: | Marktstraße 2 |
| Todesdatum: | unbekannt |
| Todesort: | Mittelbau-Dora |
| Hugo Kussel wird am 16. Februar 1894 in Gruiten, Kreis Mettmann geboren. Er ist der Sohn von Martin Kussel und dessen Ehefrau Henrietta. (Die Vornamen Martin und Henrietta nennt Hugos Tochter Netta, auf der Seite „Historisches Dorf Gruiten“ finden sich die Angaben „Herz“ und „Jeanette“.) Hugos Vater ist Schlachter und Viehhändler und auch Hugo ergreift diesen Beruf, er lässt sich jedoch nicht in Gruiten nieder, sondern zieht am 27. Mai 1920 nach Aurich um, denn er heiratet Marianne Wolff, deren Vater ebenfalls Schlachter und Viehhändler ist. Der väterliche Betrieb in Gruiten wird von Hugos jüngerem Bruder Walter fortgeführt, Hugo eröffnet in Aurich eröffnet einen eigenen Viehhandel.
Das junge Ehepaar lebt zunächst im Haus in der Wallstraße 10, das Hugos Schwiegervater gehört, und zieht 1930 in die Marktstraße 2 um. Hugos Geschäfte laufen gut, wovon beispielsweise die Dienstmädchen zeugen, die seine Frau im Haushalt unterstützen. Hugo bekommt zwei Töchter: Am 29. Juni 1922 wird Netta geboren, zweieinhalb Jahre später, am 18. Februar 1925, kommt Elfriede zur Welt. Die Mädchen verbringen eine recht unbeschwerte Kindheit in Aurich, die jedoch vom Machtantritt der Nationalsozialisten überschattet wird. So hat die Familie mehr und mehr unter den Boykotten und Repressalien zu leiden, Hugo muss schließlich auch seinen Betrieb schließen. Der Umzug in die Marktstraße 18 am 15. Januar 1938 ist vermutlich diesen finanziellen Schwierigkeiten geschuldet. Am 10. November 1938 wird er, wie alle übrigen arbeitsfähigen jüdischen Männer aus Aurich, verhaftet und im KZ Sachsenhausen interniert. Erst am 17. Dezember kann er zu seiner Familie heimkehren. Die Verhaftung sollte dazu dienen, die jüdischen Familien endgültig in den finanziellen Ruin zu treiben und die „Rearisierung“ jüdischen Besitzes voranzubringen. Hugo hat nach seiner Haftentlassung eine neue Arbeitsstelle: 1939 arbeitet er in Wilhelmshaven und wohnt dort auch – seine Frau sieht er nur noch gelegentlich an den Wochenenden. Seine Töchter Netta und Elfriede leben nicht mehr in Aurich: Netta war schon 1936 nach Mannheim verzogen, wo ihre Tante Auguste, Mariannes Schwester, lebt. Letztendlich gelingt ihr die Flucht nach Schweden. Elfriede, Hugos jüngere Tochter, versucht vermutlich ab 1939, eine Ausbildung zu machen, um nach Palästina auswandern zu können. Sie geht zunächst nach Oldenburg, später ist sie in Spreenhagen in Brandenburg gemeldet, wo es mehrere Lehrgüter gab, die auf die Auswanderung vorbereiteten. Als alle Juden die Aufforderung erhalten, bis zum 1. April 1940 Ostfriesland zu verlassen, zieht auch Hugo mit seiner Frau Marianne aus Aurich fort: Am 26. Februar unterzeichnetet er gemeinsam mit seiner Frau sowie Mariannes Schwester Regine und deren Mann Benno den Vertrag, mit dem sie das Haus Wallstraße 8/10 verkaufen. Am nächsten Tag melden sich alle vier aus Aurich ab und ziehen nach Düsseldorf. Rund eineinhalb Jahre später erhalten Hugo und seine Frau Marianne sowie ihre Tochter Elfriede, die inzwischen ebenfalls in Düsseldorf lebte, die Aufforderung, sich am 9. November 1941 in Düsseldorf am Schlachthof einzufinden. Am nächsten Tag werden sie von dort aus gemeinsam mit 994 anderen Menschen nach Minsk deportiert. Das Ghetto Minsk war im Juli 1941 eingerichtet worden: Man hatte einen rund zwei Quadratkilometer großen Stadtteil abgegrenzt und die Juden aus Minsk dort zusammengepfercht. Hinzu kamen nun mehrere tausend deportierte Juden aus Deutschland, Österreich und Tschechien. Als das Ghetto eingerichtet wurde, wurde ein Platzbedarf von 1,5 Quadratmeter pro Person berechnet, dementsprechend eng wurde es im Ghetto. Die Lebensbedingungen waren sehr schlecht – zur räumlichen Enge und schlechten hygienischen Bedingungen kam eine katastrophale Versorgung: Pro Bewohner wurden pro Tag rund 200 Gramm Brot kalkuliert; Juden, die als Zwangsarbeiter in den Fabriken eingesetzt waren, konnten allenthalben noch hoffen, in der Fabrik eine zusätzliche Suppe zu erhalten. Hugo wird zunächst wie seine Frau und seine Tochter in Minsk interniert, doch wird er von dort aus weiter deportiert: So ist er zunächst in den Konzentrationslagern Natzweiler und Ravensbrück, bevor sich seine Spur schließlich im Lager Mittelbau-Dora verliert. Auch seine Frau Marianne und seine jüngere Tochter Elfriede werden ermordet, einzig Hugos ältere Tochter Netta überlebt den Holocaust. |
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| Recherche: Dr. Sandra Weferling Eingabe: Hans Jürgen Westermayer (Stand 2.12.2015) |
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| Foto: | Günther Lübbers |
| Opfergruppe: | Juden |
| Quellen: | – Staatsarchiv Aurich: Meldekartei; Rep. 248, Nr. 943; Rep. 107, Nr. 1596; Rep. 107, Nr. 1535; – http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/directory.html http://db.yadvashem.org/names/nameDetails.html?itemId=5647148&language=en#!prettyPhoto%5Bgallery2%5D/0/ http://www.historisches-dorf-gruiten.de/15_1914-1945/a_1914_1945_Kristallnacht.htm – http://www.statistik-des-holocaust.de/OT411110-Duesseldorf29.jpg |
| Literatur: | https://de.wikipedia.org/wiki/Ghetto_Minsk http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/ns-polizeibericht-ueber-judendeportation-in-duesseldorf-entdeckt-a-832335.html http://duesseldorf.deutscher-koordinierungsrat.de/gcjz-duesseldorf-Von-Duesseldorf-nach-Minsk-2013 |
| Patenschaft: | Stefan Schewiola |
| Verlegetermin: | 17. Juli 2014 |

