Marianne KUSSEL geb. Wolff
geboren am 11. Juni 1891 in Aurich
| Straße: | Marktstraße 2 |
| Todesdatum: | unbekannt |
| Todesort: | Ghetto Minsk |
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Marianne Kussel wird am 11. Juni 1891 in Aurich geboren. Sie ist das zweitälteste Kind von Wolff Levy Wolff und Fanni Jakob Wolff: Schon 1890 war ihre Schwester Regine auf die Welt gekommen, ihre Schwester Augusta folgt 1893. Das Nesthäkchen der Familie ist Mariannes Bruder Ino, der 1896 das Licht der Welt erblickt. Mariannes Vater Wolff ist Schlachter und Viehhändler, und seine Geschäfte laufen gut: Ihm gehört sowohl das Haus Haus in der Wallstraße 8/10, in dem Marianne aufwächst und in dem später ihre Schwester Regine mit ihrer Familie leben sollte, als auch das Haus in der Marktstraße 18, in dem Marianne und ihre Familie ab Januar 1938 wohnen.1920 heiratet Marianne den Schlachter und Viehhändler Hugo Kussel aus Gruiten, Kreis Mettmann. Das Paar lässt sich in Aurich nieder und Hugo eröffnet einen eigenen Viehhandel. Auch die Geschäfte von Hugo laufen gut, wovon beispielsweise die Dienstmädchen zeugen, die Marianne im Haushalt unterstützen.
Marianne und Hugo bekommen zwei Töchter: Am 29. Juni 1922 wird Netta geboren, zweieinhalb Jahre später, am 18. Februar 1925, kommt Elfriede zur Welt. Die Mädchen verbringen wohl eine recht unbeschwerte Kindheit in Aurich, die jedoch vom Machtantritt der Nationalsozialisten überschattet wird. So hat die Familie mehr und mehr unter den Boykotten und Repressalien zu leiden, Hugo muss schließlich auch seinen Betrieb schließen. Am 10. November 1938 wird er, wie alle übrigen arbeitsfähigen jüdischen Männer aus Aurich, verhaftet und im KZ Sachsenhausen interniert. Erst am 17. Dezember kann er zu seiner Familie heimkehren. Die Verhaftung sollte dazu dienen, die jüdischen Familien endgültig in den finanziellen Ruin zu treiben und die „Rearisierung“ jüdischen Besitzes voranzubringen. Hugo hat nach seiner Haftentlassung eine neue Arbeitsstelle: 1939 arbeitet er in Wilhelmshaven und wohnt dort auch – seine Frau sieht er nur noch gelegentlich an den Wochenenden. Die Töchter Netta und Elfriede leben zu diesem Zeitpunkt bereits beide nicht mehr Aurich: Netta lebt seit 1936 in Mannheim, wo Mariannes Schwester Auguste wohnt. Elfriede geht im Juli 1939 zunächst nach Oldenburg und dann nach Spreenhagen, wo es mehrere Lehrgüter gibt: Vermutlich möchte sie eine Ausbildung machen, um einen der begehrten Plätze für eine Auswanderung nach Palästina zu bekommen. Als alle Juden die Aufforderung erhalten, bis zum 1. April 1940 Ostfriesland zu verlassen, ziehen auch Hugo und Marianne aus Aurich fort: Am 26. Februar melden sich Marianne, ihr Mann Hugo sowie ihre Schwester Regine und deren Mann Benno aus Aurich ab. Beide Paare ziehen nach Düsseldorf. Rund eineinhalb Jahre später erhalten Marianne und ihr Mann sowie ihre Tochter Elfriede, die inzwischen auch in Düsseldorf lebte, die Aufforderung, sich am 9. November 1941 in Düsseldorf am Schlachthof einzufinden. Am nächsten Tag werden sie von dort aus gemeinsam mit 994 anderen Menschen nach Minsk deportiert. Das Ghetto Minsk war im Juli 1941 eingerichtet worden: Man hatte einen rund zwei Quadratkilometer großen Stadtteil abgegrenzt und die Juden aus Minsk dort zusammengepfercht. Hinzu kommen nun mehrere tausend deportierte Juden aus Deutschland, Österreich und Tschechien. Als das Ghetto eingerichtet wurde, wurde ein Platzbedarf von 1,5 Quadratmeter pro Person berechnet, dementsprechend eng wurde es im Ghetto. Die Lebensbedingungen sind sehr schlecht – zur räumlichen Enge und schlechten hygienischen Bedingungen kommt eine katastrophale Versorgung: Pro Bewohner werden pro Tag rund 200 Gramm Brot kalkuliert; Juden, die als Zwangsarbeiter in den Fabriken eingesetzt waren, können allenthalben noch hoffen, in der Fabrik eine zusätzliche Suppe zu erhalten. Die Spur von Marianne verliert sich hier: Sie verschwindet wie ihre Tochter Elfriede im Ghetto Minsk – bis heute ist unklar, wann genau beide starben. Von den 997 Menschen, die am 10. November 1941 von Düsseldorf aus deportiert worden waren, überlebten lediglich fünf. Auch Mariannes Mann Hugo wurde ermordet, seine Spur verliert sich im Lager Mittelbau-Dora. Einzig Mariannes Tochter Netta überlebt den Holocaust, da es ihr gelingt, nach Schweden zu fliehen. |
| Recherche: Dr. Sandra Weferling Eingabe: Hans Jürgen Westermayer (Stand 2.12.2015) |
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| Foto: | Kennkarte v. 26.05.1939 |
| Opfergruppe: | Juden |
| Quellen: | Staatsarchiv Aurich: Meldekartei; Rep. 248, Nr. 943; Rep. 107, Nr. 1596; Rep. 107, Nr. 1535;
http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/directory.html http://www.historisches-dorf-gruiten.de/15_1914-1945/a_1914_1945_Kristallnacht.htm http://www.statistik-des-holocaust.de/OT411110-Duesseldorf29.jpg |
| Literatur: | https://de.wikipedia.org/wiki/Ghetto_Minsk
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/ns-polizeibericht-ueber-judendeportation-in-duesseldorf-entdeckt-a-832335.html |
| Patenschaft: | GfA – Gemeinsam für Aurich |
| Verlegetermin: | 17. Juli 2014 |



