David Hoffmann

Veröffentlicht: 13. Januar 2010 von westermayer in Verlegung

David HOFFMANN
geboren am 24. Februar 1877 in Aurich

Straße: Wallstraße 28
Todesdatum: Dezember 1942
Todesort: Minsk / Belarus

David Hoffmann 1939 (Foto der Kennkarte, StA Aurich)

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David Hoffmann wurde am 24. Februar 1877 in Aurich geboren. Er war der zweite von vier Söhnen von Zwi Aron Hoffmann (11. Juni 1839) und seiner ersten Frau Caroline de Vries. Der ältere Bruder Aron Zwi wurde am 7. Juli 1875 geboren, Lazarus am 14. Februar 1879 und Jacob Zwi am 21. März 1881. Der Vater ist 91 Jahre alt geworden, er starb am 17. November 1930 in Aurich, während die Mutter wenige Wochen nach der Geburt des jüngsten Sohnes mit knapp 30 Jahren gestorben ist. Der Vater heiratete noch ein zweites Mal. Aus dieser Ehe mit Susannah Sätje Moses Leers, geb. am 4. Juli 1845 in Aurich, verstorben am 23. Februar 1931 in Aurich, gingen Gertrude, geb. am 20. Februar 1885, verstorben am 29. März 1983 in Baton Rouge / USA, Stolperstein für sie verlegt am 23. Oktober 2017 Marktplatz 31 und Samuel Semmi, geb. am 5. März 1888, ermordet am 4. Mai 1944 in Auschwitz hervor.

David Hoffmann wird Viehhändler. Er heiratet am 25. November 1903 Selma Polak, die Tochter des Viehhändlers Arend Pollak aus Westerstede, und sie leben in Rastede in der Knoopstraße 120 (heute Raiffeisenstraße 16). Auch Selmas Schwester, die ebenfalls mit einem Viehhändler verheiratet ist,  Levie de Levie aus der niederländischen Provinz Groningen, lebt in Rastede. Neben dem Viehhandel versorgen sie (beide Familien) auch noch eine eigene Landwirtschaft. Sie unterscheiden sich damit keineswegs von anderen jüdischen Viehhändlern, wie Werner Vahlenkamp in seiner „Geschichte der Rasteder Juden“ hervorhebt. David Hoffmann und sein Schwager Levie de Levie genießen bei ihren damaligen Geschäftspartnern einen guten Ruf. Privat seien „die beiden Familienväter recht selbstbewusste und gläubige Juden“ gewesen. Die Kinder „besuchten die evangelische Volksschule in Rastede bzw. die Oberschule in Oldenburg. Zum jüdischen Religionsunterricht fuhren sie nach Oldenburg, oder der Lehrer kam ins Haus“. Beim christlichen Hauspersonal galten die Hoffmanns und die de Levies als „großzügige und verständnisvolle Arbeitgeber.“ (Vahlenkamp, S. 16) Wirtschaftlich soll es beiden Familien recht gut gegangen sein.

David und Selma Hoffmann haben vier Kinder:

Arend, geb. am 14. August 1904 in Nordhorn, wird Viehhändler und Haussohn in Rastede. Am 9. November 1937 meldet er sich von dort ab und geht nach Australien. Er wird dort erfolgreicher Viehzüchter und stirbt am 28. Juli 1972 in Berri bei Adelaide (Südaustralien).

Siegfried, geb. am 2. Februar 1906 in Rastede. Auch er wird Viehhändler in Rastede. Er stirbt am 22. Januar 1936 im Gerichtsgefängnis in Oldenburg, wo er wegen angeblicher „Rassenschande“ (Verlobung mit einer „Arierin“ ) einsitzen musste. Die Todesursache war angeblich Selbstmord, vermutlich aber Folge von Misshandlungen. Sein Grab ist auf dem jüdischen Friedhof Westerstede.

Carla, geb. am 3. September 1907 in Rastede. Sie arbeitet als Haustochter, meldet sich am 3. Juni 1938 ab nach den Niederlanden. Von dort emigriert sie nach Australien, wo sie durch Heirat den Familiennamen Rosenberg bekommt. Sie stirbt am 16. März 1984 in Adelaide (Südaustralien).

Hermann, geb. am 1. Dezember 1908 in Rastede. Auch er emigriert nach Australien, wo er am 8. August 1991 in Loxton (Südaustralien) verstirbt.

Bei Ausbruch des Krieges 1914 werden auch die Juden eingezogen, und David Hoffmann wird Soldat (s. Foto).

Seine Frau, Selma Hoffmann, stirbt am 11. Mai 1933 im Alter von 60 Jahren in Rastede. David Hoffmann selbst muss Rastede im Juni 1938 verlassen und geht zurück in seine Geburtsstadt Aurich. Er wohnt dort zunächst am Marktplatz 31 bei Gertrude Gidansky, geb. Hoffmann, seiner Halbschwester aus der zweiten Ehe seines Vaters. Da diese jedoch im Januar 1939 aus Aurich flieht bzw. ihre Flucht nach Amerika antritt, wohnt David Hoffmann ab dem 20. Januar 1939 in der Wallstr. 24 bei Hoffmann, der Familie seines 1935 verstorbenen Bruders Jacob Hoffmann. Seit dem 15. Juni 1939 ist er in der Wallstr. 28  als Untermieter gemeldet bei Rosa Wolffs geb. Wolff, der Witwe von Siegfried Wolffs, die wie David Hoffmann am 29. Februar 1940 nach Hamburg flieht, Großneumarkt 56. Vom 19. August 1940 bis zur Deportation wohnt er in der Poolstraße 41, wo zu seiner Erinnerung ein Stolperstein verlegt wurde.

Am 8. November 1941 wird David Hoffmann von Hamburg aus nach Minsk  deportiert. Der Transport umfasst  960 Juden. Mindestens 952 kommen um. David Hoffmann stirbt im Dezember 1942 im Ghetto in Minsk.

  Recherche: Irmtraut Schulze-Rodenberg
Eingabe: Hans Jürgen Westermayer(Stand 10.08.2016)
Foto: David Hoffmann als Soldat im 1. Weltkrieg
David Hoffmann 1939 (Foto der Kennkarte, StA Aurich)
Opfergruppe: Juden
Quellen: – Staatsarchiv Aurich: Rep. 248, Nr. 943
http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de938567
– http:/www.erinnerungsbuch-oldenburg.de
– Familiendatenbank Juden im nördlichen Teil des ehemaligen Deutschen Reiches: David Hoffmann
Literatur:

– Werner Vahlenkamp, Von der Achtung zur Ächtung – Die Geschichte der Rasteder Juden, 1989, S. 13, 15f

s. auch https://www.radeln-gegen-rassismus.de/radtouren/rastede/das-schicksal-der-rasteder-juden/haus-der-familie-hoffmann/

Patenschaft: Heimatverein Aurich
Verlegetermin: 3. Juli 2015

David Hoffmann als Soldat im 1. Weltkrieg

Diese Aufnahmen entstanden während der 9. Stolpersteinverlegeaktion vor dem Haus Wallstraße 28.
(Fotos Günther Lübbers)

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