Hanchen Hoffmann
geboren am 29. November 1889 in Aurich
| Straße: | Wallstraße 24 |
| Todesdatum: | Unbekannt, Deportation nach Auschwitz am 4.09.1942 |
| Todesort: | Auschwitz |
| Hanchen Hoffmann geb. Wolff wurde am 29.11.1889 in Aurich als Tochter von Nathan Levy Wolff (1849-1934) und Friederike Jonas Wolff geb. Weinberg geboren. Sie heiratete den Möbelhändler Jakob Hoffmann, geb. am 21.03.1881. Sie wohnten in der Wallstr. 24. Am 07.07.1912 wurden ihre Tochter Friederike und drei Jahre später, am 14.08.1915, ihr Sohn Werner geboren. Jakob Hoffmann diente im 1. Weltkrieg. Er starb an den Spätfolgen seiner Kriegsverletzungen am 19.01.1935 im Alter von 53 Jahren. Er ruht auf dem jüdischen Friedhof in Aurich. 1938, nach der Pogromnacht, verließ Hanchen Hoffmann Aurich und zog zu ihrer Tochter Friederike und deren Ehemann Moritz nach Amsterdam. Laut Einwohnermeldeamt Aurich meldete sie sich am 27.03.1939 ordnungsgemäß ab. Auch die Eltern von Moritz Wildström, dem Ehemann ihrer Tochter Friederike, zogen nach Amsterdam. Hanchen Hoffmann blieb in der folgenden Zeit bei ihrer Tochter und begleitete sie auf der Flucht über Belgien nach Frankreich.
Ihre Tochter Friederike wuchs in der Wallstr. 24 auf. Ihr Beruf „Verkäuferin“ wurde in der Meldekarte durchgestrichen und durch Haustochter ersetzt. Im Jahr 1929 verließ sie im Alter von 17 Jahren Aurich und wohnte in Leer, Kassel und Emden. Friederike und Moritz wollten heiraten, aber die Papiere von Moritz wurden nicht anerkannt. Durch seine Eltern war er ja noch polnischer Staatsbürger. Sie gingen nach Brüssel und heirateten am 08.01.1936 in Schaerbeck, Belgien. Die sahen das damals nicht so eng. Am 10. Mai 1940, als die Deutschen Holland überfielen, begann die Flucht für Friederike, Moritz, James und ihre Mutter Hanchen. Sie hatten vom niederländischen Generalstab ein amtliches Papier: „Alle Dienststellen und Armee-Einheiten werden ersucht, den Inhabern dieses Dokuments – deutsche Juden – behilflich zu sein und ihnen freies Geleit zu geben.“ Das Papier wirkte tatsächlich Wunder. Eine niederländische Einheit brachte sie und ein zweites deutsch- jüdisches Paar mit einem Lastwagen nach Vlissingen. Sie fuhren weiter mit der Fähre nach Breskens, Belgien. Ihr Ziel war Frankreich. Aber auch Belgien war inzwischen von den Deutschen besetzt. Was nun? Moritz konnte fliehen. Wieder bei seiner Familie in Toulouse angekommen, wurden sie an die spanische Grenze nach Aspet gebracht. Hier kümmerten sie sich um jüdische Kinder in einem Kinderheim, deren Eltern in Frankreich deportiert waren. Es waren deutsche Kinder, die natürlich kein Französisch verstanden. Lebensmittel bekamen sie von französischen Bauern. Das war 1941/42. Friederike überlebte mit ihrer Familie. Mit fremder Hilfe konnten sie auch dieses Lager verlassen und ihre Flucht führte sie in die Schweiz. Sie hatten gehört, dass dort schwangere Frauen mit ihren Familien einreisen durften. So planten sie eine 2. Schwangerschaft während ihrer Flucht, um der rassistischen Verfolgung zu entkommen. 1943 wurde das zweite Kind in Genf geboren. Ihr Sohn James hat nach dem Krieg einen Gedenkstein für die Mutter von Friederike am Denkmal von Friederikes Vater, Jakob Hoffmann, anbringen lassen. Da steht unter ihrem Namen: “Umgekommen wegen ihres Glaubens“. Er wollte, dass keiner sagen kann, ich habe es nicht gewusst. Die Eltern und Großeltern von Moritz Wildstrom waren polnische Juden aus Oswiecim (Auschwitz). Alle, die in Deutschland blieben, wurden dort wieder hingebracht und ermordet. Hanchen Hoffmann, geb. Wolff wurde am 21.08.1942 aus dem Lager Drancy nach Auschwitz deportiert. Ihr Name stand auf einer Liste mit vielen anderen, die verlesen wurden. Am nächsten Tag wurden sie alle in Güterwagen abtransportiert. Ein letztes Mal im September 1942 wurde sie in Auschwitz gesehen. Sie starb dort mit 52 Jahren. |
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| Recherche: Lenchen Holthuis und Schüler der Förderschule Körperliche und Motorische Entwicklung Aurich Eingabe: Hans Jürgen Westermayer (Stand 27.10.2017) |
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| Foto: | Moritz Woldström und Friederike Wildström geb. Hoffmann Gedenkstein für Jakob Hoffman und Hanchen Hoffmann geb. Wolff |
| Opfergruppe: | Juden |
| Quellen: | |
| Literatur: | Volker Jakob/Annet van der Voort; Anne Frank war nicht allein. Lebensgeschichten deutscher Juden in den Niederlanden, Berlin-Bonn 1988, S. 67-75 |
| Patenschaft: | I. Rüttgens-Schlette |
| Verlegetermin: | 3. Juli 2015 |

Gedenkstein auf dem Auricher Judenfriedhof für Jakob Hoffmann und Hanchen Hoffmann geb. Wolff, gestiftet von ihrem Enkelsohn James Wildström

