Iwan Abraham WOLFF
geboren am 15. Februar 1913 in Aurich
| Straße: | Lilienstraße 12 |
| Todesdatum: | Unbekannt, Deportation nach Auschwitz am 30.04.1943 |
| Todesort: | Auschwitz |
| Iwan Wolff wird am 15. Februar 1913 in Aurich geboren. Er ist das sechste von neun Kindern von Abraham Levy und Hedwig Wolff, geb. von/van der Walde.
Hedwig bringt neun Kinder zur Welt, vier Töchter und fünf Söhne: Nachman geb. 6.Dezember 1903, Abraham Levy Wolff, der Vater von Iwan, betreibt in Aurich einen Viehhandel. Ihm gehören das Haus in der Lilienstraße 12, in dem die Familie wohnt, sowie Acker- und Weideland im Hammerkeweg. Die Lilienstrasse 12 – das Haus hat Abraham im Jahr 1907 erworben – ist Hedwigs Zuhause und bleibt es 37 Jahre lang. Das Ehepaar führt einen Rinderhof und betreibt Viehhandel. Aus der Meldekartei der Stadt Aurich ist zu entnehmen, dass mehrere, auch nichtjüdische Mieter in ihrem Haus zur Untermiete wohnten. Im Hammerkeweg 32 hatten sie Weide- und Ackerland. Am 23. Dezember 1923, wenige Tage vor seinem 58. Geburtstag, stirbt Hedwigs Ehemann Abraham Levy Wolff an einer Lungenentzündung. Hedwig ist erst 40 Jahre alt. Im selben Jahr bringt sie ihr jüngstes Kind Ruth Senathe zur Welt, das nun ohne Vater aufwachsen muss. Ganz auf sich gestellt, ist Hedwig nun gezwungen, allein die Arbeit im Kuhstall sowie den Viehhandel zu organisieren, teilt Lea, Hedwigs Enkeltochter in einem Brief mit. Vermutlich wird sie von ihren Söhnen bei der Arbeit unterstützt, die ebenfalls als Viehhändler tätig sind. Hedwigs Kinder sind zu dieser Zeit zwischen 19 Jahren und acht Monaten alt. Lea teilt weiter mit, dass ihre Mutter Erna (Hedwigs Tochter) für den Haushalt verantwortlich war. Hedwig beschäftigt eigene Hausangestellte und beherbergt weiterhin Untermieter. Das Haus wird 1926 auf Hedwigs Namen umgeschrieben. Im Verzeichnis des jüdischen Grundbesitzes in der Stadt Aurich ist sie bis 1941 als Besitzerin eingetragen. 1929 zieht als erste ihre Tochter Herta aus dem Elternhaus aus und heiratet Isaak ter Berg aus Delmenhorst, der gebürtig aus Zuidbroek in Holland stammt. Sie bekommen zwei Kinder – Sigmund wird im Dezember 1930 und Hedwig im Juni 1933 geboren. Es sind Hedwigs erste Enkelkinder. Tochter Erna heiratet 1930 Moses Meyer aus Groningen, wo sie fortan lebt. Erna bringt eine Tochter, Lea Leni, zur Welt. Seit 1935 wird das Leben der jüdischen Bürger Aurichs durch die antisemitischen „Nürnberger Gesetze“ erheblich erschwert. Ihre Entrechtung und die wachsende Feindschaft gipfeln vorerst in der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 durch die Zerstörung der Synagoge in Aurich. An diesem Tag wurden alle jüdischen Mitbürger jeden Alters von SS und SA aus ihren Häusern geholt und in die sogenannte Bullenhalle, eine landwirtschaftliche Viehauktionshalle getrieben, begleitet von Beschimpfungen, körperlicher Gewalt und Sachbeschädigungen ihrer Wohnungen und Geschäfte. (Diekmann 1993 S. 274 f.) Iwan Wolff muss diese Misshandlungen nicht mehr miterleben. Wie aus der Meldekartei zu entnehmen ist, war er bereits am 23. Juni 1938 nach Beilen in Holland zu seinem älteren Bruder Ludwig und dessen Familie in verzogen. Seine Geschwister Nachman, Jakob, Ludwig, Alfred und Ruth Senathe leben zunächst noch im Haus ihrer Mutter. Nachman und Jakob bleiben als einzige Kinder unverheiratet und verlassen als letzte das Elternhaus. Sie bleiben bis zu ihrer erzwungenen Abreise im Februar 1940 und gehören zu den letzten jüdischen Bürgern Aurichs. Ende Januar 1940 wurde die jüdische Gemeinde durch SS und Gestapo aufgefordert, alle Anstalten für einen Abzug der jüdischen Familien aus Aurich in andere Städte außerhalb des Regierungsbezirks zu treffen. Dies sollte bis zum 1. April 1940 geschehen sein. Zu diesem Zeitpunkt (27.06.1939) lebt Hedwig Wolff nicht mehr in Aurich. Sie fasst den Entschluss, mit ihrer 17-jährigen Tochter Ruth nach Holland zu emigrieren. Hedwig verlässt ihr Haus in der Lilienstraße, ihren Viehhof und lässt zwei ihrer Söhne zurück. Die erste Station im Ausland ist Winschoten, wohin sie laut Eintragung in der Meldekartei der Stadt Aurich am 8. März 1939 zusammen mit ihrer Tochter Ruth Senathe emigriert. Später wohnt sie mit ihrer Tochter und ihrem Sohn Iwan in der Stationslaan 24 in Beilen. Hedwig Wolff unternimmt den Versuch, sich ein neues Leben aufzubauen, in der Nähe ihrer Kinder und nunmehr sechs Enkelkinder. In Groningen lebt bereits seit 1930 ihre Tochter Erna mit Ehemann Moses und Tochter Lea. Auch ihre Tochter Herta ter Berg mit ihrem Ehemann Isaak, ihren Kindern Hedwig und Siegmund aus Delmenhorst sind am 9. Mai 1936 nach Holland geflohen und leben in Hoogeveen, südlich von Beilen (Gedenkbuch). Ludwig Wolff lebt mit seiner Frau Johanna Wolff-Samson und den drei Kindern Albert (*1937), Simon (*1938) und Hedwig (*1941) seit ihrer Emigration am 25. März 1938 in Beilen, wo die beiden jüngsten Kinder zur Welt kommen (Gedenkbuch). Alfred Wolff lebt mit seiner Frau Resi Wolff-Mildenberg ebenfalls in den Niederlanden. Beilen liegt 7,5 Kilometer von der Ortschaft Westerbork entfernt. Zu dieser Zeit befindet sich bei Westerbork ein Flüchtlingslager. Es wurde von den Niederlanden im Jahr 1939 errichtet, um die vielen geflüchteten und verfolgten Juden, Sinti und Roma und Widerstandskämpfer aus Deutschland und Österreich aufzunehmen. Am 10. Mai 1940 beginnt die Besetzung der Niederlande durch deutsche Truppen. Am 1. Juli 1942 wird aus dem Zentralen Flüchtlingslager Westerbork offiziell ein Durchgangslager unter direkter deutscher Verwaltung (KZ-Sammellager) für die Deportation der niederländischen und deutschen Juden in die Vernichtungslager. Iwan Wolff wurde zusammen mit seiner Mutter Hedwig, Schwester Senathe Ruth und seiner Schwester Herta und ihrer Familie am 3.10.1942 in Westerbork interniert. Am 12.11.1942 wird auch sein Bruder Alfred dort interniert. Iwan Wolff wurde (lt. Gedenkbuch Bundesarchiv) am 30. April 1943 (lt. Liste Westerbork am 16.02.1943) im Alter von 30 Jahren nach Auschwitz deportiert. Sein genaues Todesdatum ist unbekannt. Herta ter Berg (34 J.) wurde zusammen mit ihren Kindern Siegmund (12 J.) und Hedwig ( 10 J.) am 23. Oktober 1942 von Westerbork nach Auschwitz deportiert und am 26.Oktober 1942 in Auschwitz ermordet. Ihr Ehemann Isaak (51 J.) wurde am 24. März 1945 in Auschwitz ermordet. Alfred Wolff (24 Jahre) und seine Frau Resi Wolff-Samson (24 Jahre) wurden am 18. Mai von Westerbork nach Sobibor deportiert und beide am 21.Mai1943 in Sobibor ermordet. Ludwig Wolffs Frau Johanna (29 J.) wurde mit ihren Kindern Albert (5 J.), Simon (3 J.) und Hedwig (1 J.) am 9. November 1942 in Auschwitz ermordet. Ludwig Wolff (38 J.) wird am 31. März 1944 ermordet. Nachman und Jakob Wolff wurden nach der Liste der aus Berlin Deportierten, beide am 26.Oktober 1942 mit dem Transport 22 von Berlin mit 796 weiteren Menschen nach Riga in Lettland deportiert. Dort wurden sie nach der Ankunft am 29.Oktober 1942 umgebracht. (Gedenkbuch Bundesarchiv) Erna Meyer ist das einzige Kind Hedwigs, das den Holocaust überlebte. In ihrem Brief teilt mir Lea, die Tochter von Erna mit, dass sie sich während des Krieges dreieinhalb Jahre versteckt hielten. Ihre Eltern wurden von einem Bauern versteckt, Lea von einem Pastor. Nach der Befreiung der Niederlande gingen sie zurück nach Groningen. Leas Eltern adoptierten einen 10-jährigen Jungen, dessen Eltern im Holocaust umgekommen sind. 1951 wanderten sie nach Israel aus. Weiter schreibt Lea, dass ihre Mutter Erna 2006 im Alter von 98 Jahre gestorben. Lea ist Ernas einzige Tochter. Sie hat fünf Kinder und acht Enkelkinder. In Beilen / Niederlande sind drei Stolpersteine in der Stationslaan 24 verlegt worden, für Hedwig Wolff, Iwan Wolff und Ruth Senathe Wolff. Fünf Stolpersteine wurden im Eursingerweg 1 für die Familie Ludwig, Johanna, Albert, Simon und Hedwig Wolff verlegt. (www.google/maps)
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| Recherche: Christine Meissner und Maria Deters (Stand 1.01.2013) Eingabe: Hans-Jürgen Westermayer |
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| Opfergruppe: | Juden |
| Quellen: | – Meldekartei der Stadt Aurich 1900 bis 1940 – Staatsarchiv Aurich: Heiratsregister, Geburtsregister, Sterberegister der Stadt Aurich- Stadtarchiv Emden, Dr.Rolf Uphoff – Rep. 251, Nr.365, Entschädigungsakte; – Lea, Enkelin von Hedwig Wolff, Ihr Brief vom 13.10.2012 |
| Literatur: | – db.yadvashem.org, letzter Zugriff 01.11.2012
– Gedenkbuch „Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in deutschland von 1933 bis 1945“ Website, letzter Zugriff 01.1.201 – Johannes Diekhoff: Die Auricher Judengemeinde von 1930-1945, in: Herbert Reyer (Hg.): Aurich im Nationalsozialismus 1993, S. 271f. – http://www.allemannia-judaica.de/aurich_synagoge.htm , letzter Zugriff 01.11.2012 – http://www.geni.com, letzter Zugriff 01.11.2012 – http://www.ancestry.de, letzter Zugriff 01.11.2012 – http://www.joodsmonument.nl, letzter Zugriff 01.11.2012 – Grabinschrift aus: – Toekomstige locatie Stolpersteine Beilen – Google Maps – Thorsten Harms: Die Familien der jüdischen Gemeinden in Ostfriesland, Buch in Vorbereitung – http://www.leer.de/lebens_und_leidenswege_archivpädagogische_ anlaufstelle |
| Patenschaft: | FW Wiegboldsbur, Stefan Regolin |
| Verlegetermin: | 9. November 2012 |


