Abraham Isaak Wolff

Veröffentlicht: 19. Januar 2010 von westermayer in Verlegung

Abraham Isaak WOLFF
geboren am 7. Juli 1883 in Aurich

Straße: Marktstraße 5
Todesdatum: Überlebt den Völkermord
Todesort:

Abraham Isaak Wolff 1939, Foto der Kennkarte, NLA Aurich

Der Familie Wolff gelingt es rechtzeitig aus Deutschland zu flüchten. Sie entkommen ihrer Vernichtung durch das Nazi Terrorregime mit ihrer Flucht nach Italien und von dort nach Argentinien. Zusammen mit Kindern und Schwiegersohn fahren sie mit dem Zug nach Genua. Von dort legen sie mit dem Schiff  Neptun ab und kommen am 03. Februar 1940 in Buenos Aires an.

Vor der Shoa lebte die Familie Wolff in der Marktstraße 5.  Abraham Isaak Wolff, der am 07. Juli1883  in Aurich geboren wurde, mit seiner Frau Mathilde Wolff geb. Katz, die aus Gilsa in Hessen stammte und am 22. April1884  geboren wurde. Die Vorfahren der Familie Wolff haben schon sehr lange in Aurich gelebt und waren über Generationen als Schlachter tätig.

Der Vater von Abraham Isaak war der Schlachter Isaak Abraham Wolff, geboren 1848 in Aurich, gestorben 1933 in Aurich, verheiratet mit Regine Schulenklopper aus Norden. Abraham war der Älteste von sieben Kindern.  Die Familie Schulenklopper war seit über 100 Jahren in Norden ansässig. Reginas Großvater Joseph Schulenklopper (1823-1912) war ein bekannter Viehhändler in Norden.

Die Eltern von Mathilde Wolff, Moses und Esther Katz  waren ebenso Viehhändler. In Zimmersrode bei Fritzlar wurden der Auricher Schlachterssohn Abraham Wolff und Mathilde Katz am 21. Februar 1913 getraut.

In Aurich gründeten Abraham und  Mathilde eine Familie. Sie bekamen vier Kinder: Erna, Isaak Abraham, Manfred und Ruth

1. Das älteste Kind Erna wird am  08. Juni 1915 in Aurich geboren. Erna war als junges Mädchen Hausmädchen. Sie heiratete kurz vor der Flucht Hermann Altenberger, der in Luxemburg geboren wurde und in Aurich als kaufmännischer Angestellter arbeitete.

Nach der Flucht erwirbt das Paar in der jüdischen Siedlung Monigotes  Land durch einen jüdischen Hilfsfond. Damit sind sie in der Lage einen Viehhandel aufzubauen.

Erna bekommt zwei Kinder: 1941 die Tochter Regina und 1949 den Sohn Ludovico. Erna stirbt am 25. April 2000. Ihr Mann Hermann Altberger stirbt am 11. November 1986. Auch ihre Tochter Regina ist bereits 2007 verstorben. Ludovico ist verheiratet und hat Kinder und Enkelkinder.

2. Als zweites Kind kommt  Isaak Abraham „Bubi“  am 25. April 1918 in Aurich zur Welt. Sein Spitzname war Bubi.  Mathilde nennt  ihren Sohn BUBI, weil er ihr erster Junge war.

Isaak heiratete Hilde Stein, die am 8. Dezember 1923 in Kleinkrötzenburg bei Frankfurt geboren wurde. Sie lernen sich in Buenos Aires kennen, heiraten und bekommen am 22. August 1957 einen Sohn, den sie Mario Alejandro nennen.

Isaak hatte in Hamburg begonnen Tischler zu lernen, musste dies abrechen, als sich die Maßnahmen Zug um Zug gegen die jüdische Bevölkerung richtete und verschärften. Zusammen mit seinem Vater und den Brüdern wurde er nach der Reichspogromnacht im November 1938, wie die meisten jüdischen Männer Aurichs, ohne Grund in das KZ Sachsenhausen gebracht. Wegen seiner Tischlerkenntnisse musste er beim Aufbau des Lagers mithelfen.

In Buenos Aires baut Isaak eine eigene Tischlerei auf, in der bis heute maßgefertigte Möbel hergestellt werden – zuerst unterm Dach ihrer Wohnung mit ein paar Bekannten. Ihr Sohn Mario ist von klein auf in der Tischlerei des Vaters dabei. Die Tischlerei wird von  Mario dann später übernommen.   Isaak  stirbt am 18.März 2006 in Buenos Aires. Seine Frau Hilde stirbt am 10. Januar 2005 im Alter von 81 Jahren.

3. Das dritte Kind des Ehepaares Wolff heißt Manfred. Er wird am 11. September 1920 geboren.

1948 heiratet Manfred in Las Palmas, Provinz Santa Fe, die aus Korbach in Hessen stammende Ruth Löwenstein  (geb. 10.04.1921).   Sie bekommen zwei Kinder: Alberto Jakobo geb. 1950, gest. 2011 und Armando Ernesto Wolff 1952 (Cousin von Mario).
Sie lebten in der damaligen jüdischen Siedlung Moises Ville und bauten eine Tierzucht und Landwirtschaft auf.
Manfred stirbt am 04.11.1992, seine Frau Ruth lebte noch bis zum 02.04.2015.

4. Die jüngste der Familie ist Ruth. Sie wird am 29. November 1921 geboren.

In Buenos  heiratet sie Walter Pins (geb. 27.07.1919) der aus Dülmen bei Münster stammte. Walter stammte aus einer langansässigen Familie aus Nordrhein- Westfalen. Seine Eltern Herz Pins und Johanna Katz verdienten ihren Lebensunterhalt als Viehhändler.

Herz Pins ältester Sohn Max (1880–1973) heiratete die in Barntrup geborene Johanna Katz (1896–1973) und lebte mit seiner Familie in Dülmen. Zusammen mit ihren zwei Söhnen Walter (1919–2000) und Günter (1921–2007) konnte die Familie im April 1939 nach Argentinien auswandern und so der Vernichtung im Dritten Reich entkommen. Letzterer kam nach 1988 mehrfach zum Besuch nach Dülmen.

1947 kommt Sohn Rudolfo auf die Welt (geb.am  27.10.1947). Er starb früh im Alter von 44 Jahren bei einem tragischen Verkehrsunfall.

Mit seinem Bruder Günter Pins gründet Walter eine metallverarbeitende Fabrik, in der kleine Messinggegenstände, wie z.B. Türgriffe produziert werden.

Vor ihrem unfreiwilligen Abschied aus Aurich waren die beiden Geschwister Erna und Manfred  im jüdischen Sportbund aktiv. 1935 gewann Erna die Klubmeisterschaft im Tischtennis bei den Damen. Manfred wurde 2. bei den Herren B.  Ernas Verlobter Hermann Altenberger wurde 1. bei den Herren  A.

Nach der Ankunft in Argentinien lebt die Familie zunächst in der jüdischen Siedlung Monigotes. Die Siedlung wurde von 1888 jüdischen Flüchtlingen aus Russland gegründet. Es wird jiddisch und spanisch, aber auch deutsch gesprochen. Dort treffen sie viele der aus ganz Europa geflüchteten Juden an.

Dabei hatte Argentinien, wie so viele andere Zufluchtsländer, die Einwanderung jüdischer Flüchtlinge per Dekret gestoppt und nur bis 1938 zugelassen. Vorher sind viele deutsche und österreichische Juden ins Land gekommen. Mit einem geheimen Rundschreiben, der Circular 11 sollte die Erteilung von Visa an Personen, „die ihre Herkunftsländer als Unerwünschte oder Verstoßene verlassen“, verhindert werden. Daran hielten sich zum Glück, auch für unsere Familie Wolff,  nicht alle Konsuln, die vermutlich gegen Geld trotzdem Visa erteilten.

Recherche: Christiane Meissner
Eingabe: Hans Jürgen Westermayer
(Stand 17.01.2019)
Foto:
Opfergruppe: Juden
Quellen: Informationen  von Mario Alejandro Wolff (Sohn  von Isaak Abraham „Bubi“ Wolff)
Literatur: – Pfeiffer/Wahlig, Juden im Sport während des Nationalsozialismus: Ein historisches Handbuch für Niedersachsen und Bremen, 2012- Uki Gondi, Odessa: Die wahre Geschichte: Fluchthilfe für NS-Kriegsverbrecher, 2006
Patenschaft: Christoff Leerhoff
Verlegetermin: 19. September  2018

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