Joseph Wolffs

Veröffentlicht: 23. Januar 2010 von westermayer in Verlegung

Joseph WOLFFS
geboren am 16. März 1880 in Aurich

Straße: Zuletzt wohnhaft in Leer
Todesdatum: 8. September 1942
Todesort: Riga Ghetto
Joseph Wolffs wird am 16. März 1880 in Aurich geboren. Er ist das sechste von sieben Kindern der Eheleute Wolff Benjamin Abraham Wolffs (9.11.1839 Aurich – 26.12.1912 Aurich) und Gelli Cosmann Wolffs geb. Hoffmann (16.06.1843 Aurich – 19.02.1884 Aurich). Joseph war noch nicht 4 Jahre alt; als seine Mutter starb, sein Vater hat danach noch einmal geheiratet (Fanny Wolffs 1856-1934).

Joseph arbeitet wie sein Vater als Schlachter und Viehhändler. Er heiratet am 9.05.1909 in Felsberg Ida Dannenberg (*9.05.1875 Felsberg Krs. Melsungen). Das Paar wohnt zunächst in Aurich in der Lilienstraße 12 bei Familie Abraham Levy Wolff. Hier werden ihre Kinder Werner (*12.03.1911) und Ruth (*13.06.1912) geboren.

Im Jahr 1914 zieht die Familie in die Große Mühlenwall Str. 13 und wohnt dort 12 Jahre lang. Am 9.03.1926 zieht die Familie nach Wittmund. Sie ist dort am 15.03.1926 gemeldet.
Sohn Werner verbleibt noch bis 1929 in Aurich und zieht dann nach Frankfurt am Main. Tochter Ruth zieht nach Groningen und erlernt dort das Schneiderhandwerk

Von Wittmund aus ziehen Joseph und Ida Wolffs am 1.04.1929 nach Leer in die Heisfelder Straße 44. An allen Orten ist Joseph in der Synagoge als Vorbeter/Vorsänger tätig. In Leer wohnt er als Synagogendiener gleich bei der Synagoge. Die Enkeltochter berichtet: „Die Familie war ziemlich streng religiös, und mein Vater (Werner) konnte aus seiner Kindheit noch alle Melodien, die man damals dort gesungen hat, auswendig.“

In der Reichspogromnacht 9./10.11.1938 erhielt das Einsatzkommando in Leer gegen drei Uhr nachts von Bürgermeister Erich Drescher genaue Instruktionen, die besagten, dass das Synagogengebäude an der Heisfelderstraße in Brand gesetzt und dabei auch die Wohnung des Synagogendieners „ausgeräuchert“ werden sollte. Außerdem wurde die SA angewiesen, die Schaufenster aller noch vorhandenen jüdischen Geschäfte zu demolieren.
An der Synagoge angekommen, wurden zunächst die Wolffs‘schen Möbel aus der Wohnung nach draußen geschafft. Der Kantor der jüdischen Gemeinde Joseph Wolffs und seine Frau Ida wurden rüde aus dem Schlaf gerissen. In Nachtkleidung mussten sie mit ansehen, wie der Bürgermeister Maßnahmen in die Wege leitete, ihr Mobiliar zu verladen und für Absperrungsmaßnahmen Sorge trug, wodurch er erst die Voraussetzungen für die Brandstiftung schaffte.

Anschließend wurden die jüdischen Bürger in der Viehhofanlage auf der Nesse zusammengetrieben (vgl. Darstellung s. Link unten).

Aus Leer wurden 56 Männer in das KZ Sachsenhausen verbracht, darunter auch Joseph Wolffs. Er kam am 15.12.1938 als gebrochener Mann nach Leer zurück.

Als alle Juden Ostfriesland bis zum 1.04.1940 verlassen müssen, ziehen Joseph und Ida Wolffs nach Berlin (C2, Neue Königstraße 42, heute Otto-Braun-Straße).
Von dort werden sie am 31. August 1942 ab Berlin-Moabit in das Ghetto Riga deportiert (Nr. 34 und 35 auf der Transportliste, s.u.). Andere Quellen nennen den 5.09.1942 als Transportbeginn. Demnach wären sie am 8. September in Riga angekommen. Vermutlich wurden sie nach der Ankunft ermordet, denn dieses Datum gilt als Todestag.

Ihre Kinder konnten dem Völkermord durch Flucht nach Israel entkommen.

Die Kinder Werner (Seewi) und Ruth (Rund) nahmen an der Begegnungswoche 1992 teil, Ruth mit Sohn Emanuel. Werners Tochter Schulamith wohnt in Ramat Gan, Israel, die Tochter Ada Zeevi Ohana wohnt in Jerusalem.

Zu den Geschwistern von Joseph Wolffs:
Zwei seiner Geschwister (Cossmann Wolff 1870-1873 und Sara 1874-1876) sterben bereits im Kindesalter. Über die jüngste Schwester Sara (*31.10.1882) konnten wir nichts in Erfahrung bringen.

Sein ältester Bruder Abraham 28.03.1868) zog aus Aurich nach Stettin. Er wurde am 12.02.1940 in das Ghetto Glusk deportiert. Dort verliert sich seine Spur.
Seine Schwester Clara „Clärchen“ Wolff geb. Wolffs heiratete den Auricher Schlachter Levy Abraham Wolff (1862-1937) und hatte mit ihm vier Kinder. Sie wohnte in der Osterstraße 25, floh 1938 zu ihrem Sohn Abraham Levy Wolff nach Groningen in die Folkingerstraat 19, wurde am 12. März 1943 im Durchgangslager Westerbork interniert, kurz darauf in das Vernichtungslager Sobibor deportiert und dort am 25. März 1943 ermordet.

Für Clara Wolff geb. Wolffs wurde am 24.06.21 ein Stolperstein in der Osterstraße 25 verlegt.
Für Joseph und Ida Wolffs werden Stolpersteine in Leer verlegt.

Recherche und Eingabe: Hans Jürgen Westermayer
(Stand 22.01.2023)
Foto:
Opfergruppe: Juden
Quellen: Gedenkbuch Bundesarchiv
Meldekarte Aurich, NLA Aurich
Meldebuch Wittmund
Datenbank: https://www.online-ofb.de/famreport.php?ofb=juden_nw&ID=I8069&lang=de
Pogromnacht Leer: https://pogrome1938-niedersachsen.de/leer/
Transportliste: https://www.statistik-des-holocaust.de/OT19-2.jpg
Literatur:  

 

Patenschaft:
Verlegetermin: Für Joseph Wolffs wurde in Aurich kein Stolperstein verlegt, da er bereits 1926 Aurich verließ.

 

 

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