Martha Jakob Cohen

Veröffentlicht: 24. Januar 2010 von westermayer in Verlegung

Martha Jakob COHEN
geboren am 9. August 1927 in Aurich

Straße: Wallstraße 33
Todesdatum: Unbekannt, Deportation nach Minsk am 18.11.1941
Todesort: Minsk

Martha Jakob Cohen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Martha Cohen wird am 9.08.1927 in Aurich geboren. Sie ist das dritte Kind der Eltern Jakob Moses Cohen und Hannchen geb. Wolff und hat drei weitere Geschwister: David, Minka (Mia), Manfred. Zwei weitere werden noch geboren, ein Junge vor ihr. Er stirbt am Tag der Geburt, Zilla stirbt 1939 nach 12 Tagen.

Martha wächst in einer regen großen Familie auf, einbezogen die zahlreiche Verwandtschaft aus Onkeln und Tanten, welche fast in Rufweite wohnen. Über allem lenkt und wacht mit gütigem Herz ihre Mutter. Viele weitere Kinder aus der enggebauten auricher Altstadt gehen ein und aus. Er war ein Paradies. „Wir Kinder, die wir zu Besuch waren, liebten dieses Aurich (Interview mit der Nichte und Zeitzeugin Lotte Oelsner in Berlin 12. Februar 2017). Motjes Kinner sünd all dor“, hieß es wenn diese vom Haus der Wallstraße quer durch den Garten Onkel Siegfried Wolff in der Norderstraße 18 aufsuchen – und andere anderswo. Martha ist eine früh erblühende Schönheit, „aber ich war die Ältere“ ... so sagt es heute die Kusine und Zeitzeugin Lotte Oelsner. Aber ab Mitte der 30er änderte sich vieles. Die christlichen Kinder sollen nicht mehr mit den jüdischen spielen. HJ-Führer treiben die Pimpfe durch die Wallstraße, diese das Lied mit dem Judenblut und dem Messer zu brüllen hatten (Erinnerungen des Zeitzeugen und Spielgefährten der Cohen-Kinder – Heinz Determann).

Ihre Eltern verarmen zusehends. Sie müssen ihr Haus in der Wallstraße 33 aufgeben und in das noch in jüdischem Besitz befindlichen Haus Zingel 3 der Samson-Brüder am 6.09.1939 umziehen.

Am Tag des Novemberpogroms 1938 wird ihr Vater in Aurich verhaftet mit vielen anderen am 10. November nach Sachsenhausen deportiert. Dort muss er bis zum 6. Dezember bleiben. Ihre Mutter Hannchen ist zu dieser Zeit hochschwanger mit Zilla.

Im Februar 1940 müssen alle Juden Aurich verlassen. Martha und ihr Bruder Manfred müssen in ein jüdisches Kinderheim nach Köln in der Lützowstraße 55. Ihre Eltern ziehen am 28.04.1940 nach Bremen-Vegesack in die Alte Hafenstraße 23. Sie müssen dort Zwangsarbeit leisten und können sich um ihre Kinder nicht kümmern.

Vor Ostern 41 schließt o.g. Kölner Heim. Sie und ihr Bruder kommen in ein anderes. Zu Pessach sind sie bei den Eltern in Vegesack. Am 27.10.1941 schreibt die Mutter an ihre geflüchteten Geschwister: „Wir werden nun auch die Kinder wieder zu uns nehmen. Martha kommt aus der Schule [=Ende der achtjährigen Zeit in der jüdischen Volksschule] und Manfred soll nicht alleine in Köln bleiben.“

 

Am 18.11.1941 muss Martha mit ihrem Bruder und ihren Eltern in einen Zug zu einer Sammelstation nach Hamburg steigen, der an-schließend nach Minsk Weißrußland fährt. Die Familie lebt im Ghetto in einem von der deutschen Besatzung abgetrennten Gebiet, welches zuvor die weißrussische Judenschaft bewohnt. Diese wird kurz vor Beginn der Deportation aus dem Reich, Mitte November, vollständig ermordet.
Am 28. Juli 42 setzen die deutschen Besatzer erstmals mobile Vergasungsanlagen ein. Möbelwagen, in deren mit Häftlingen vollgepferchten Laderaum Auspuffgase geleitet werden. Es werden alle nichtarbeitsfähigen Lagerinsassen, das sind Martha und ihr Bruder, umgebracht.

Es ist nicht belegt, ob ihre Eltern auch unter diesen Opfern sind. Aber auch alle Arbeitsfähigen erleiden bis zum 21. 10. 1943 ein gleiches Schicksal. Ihr Todestag ist somit nicht bestimmt. Aber in Analogie zu ähnlichen Ereignissen, kann man annehmen, daß auch ihr Todestag der der ihrer Kinder ist. Von den vielen Tausend dort überlebten nur fünf.

Recherche: Jörg Peter
Eingabe: Hans Jürgen Westermayer
(Stand 24.01.2018)
Foto: Martha Jakob Cohen – Foto: Chana Nahari
Opfergruppe: Juden
Quellen: – Nds. Landesarchiv Aurich, Rep 107 Nr. 1786
– Dokumente der Nachkommen
– Interviews mit Zeitzeugen.
Literatur:
Patenschaft: Familie Beninga-Arendt
Verlegetermin: 20. Oktober  2016

 

 

 

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