Hermann WOLFFS
geboren am 22. März 1903 in Großefehn
| Straße: | Lüchtenburger Weg 8 |
| Todesdatum: | überlebt (Flucht nach Argentinien 1936) |
| Todesort: | |
| Hermann Wolffs wird am 22. März 1903 als 3. Kind von Meyer Zwi Wolffs und Helene Wolffs geb. Cohen in Großefehn geboren. Er arbeitet wie sein Vater als Viehhändler.
Sein Vater Meyer Zwi Wolffs wird am 2.11.1870 als Sohn des Schlachters und Viehhändlers Zwy Jacob Wolffs und Süsje Meyer Hoffmann in Aurich geboren. In der ersten Lebenshälfte wohnt er in Ostgroßefehn, wohin vermutlich verwandtschaftliche Beziehungen bestehen. Er ist von Beruf Viehhändler wie sein Vater. Er heiratet die neun Jahre jüngere Helene Cohen aus Emden. Fünf von insgesamt acht Kindern werden in Großefehn geboren: Im Jahr 1907 zieht die Familie nach Aurich in den Lüchtenburger Weg Nr. 8, wo 1913, 16 und 18 die drei jüngsten Kinder Edith, Jakob und Grete geboren werden. 1919 kann die Familie das Mehrfamilienhaus mit Scheune und Stall kaufen und vermutlich beruflich nutzen. Die beiden älteren Söhne erlernen ebenfalls das Handwerk ihres Vaters und haben einen Gesellenbrief. Das Haus ist untervermietet, insgesamt wohnen in den Jahren 1927 – 1935 zehn verschiedene Personen im Hause Wolff. Jedoch scheinen finanzielle Probleme die Familie zu plagen. Bereits 1926 soll das Haus zum ersten Mal zwangsversteigert werden. Immer wieder droht der Verkauf des Hauses, Schulden können aber auch wieder getilgt werden. Als Meyer Zwi 1932 den Viehhandel aufgibt, fehlt der Familie vermutlich die Existenzgrundlage. Am 16.5. 1938 kommt es tatsächlich zur Zwangsversteigerung des Hauses zum Preis von 9000 Reichsmark. Zu diesem Zeitpunkt wohnt hier aber bereits niemand mehr. Laut Zeugenaussagen soll Familie Wolffs verschuldet und das Haus in einem verwahrlosten Zustand sein. Auffallend ist, dass die Familienmitglieder wohl keine Zukunft für sich in Aurich sehen. Sie ziehen aus Aurich fort und wandern zum Großteil nach Amerika und Argentinien aus. Vielleicht wurden sie erfasst von der ersten großen Auswanderungswelle jüdischer Bewohner, die Deutschland wegen der zunehmenden Diskriminierung oder wegen des Boykotts jüdischer Geschäfte verlassen wollten. Zwischen 1933 und 1937 waren es jährlich 20 – 25.000 Juden, die aus Deutschland flohen. Nachdem der Krieg ausgebrochen war, wurde die Auswanderung verboten und zur Zeit der Deportationen ab 1942 war die Flucht beinahe unmöglich. Auf diesem Hintergrund ist es zu erklären, dass die Ausreisen von sechs Familienmitgliedern vor Kriegsbeginn geglückt sind. Sie können sich vor dem Holocaust retten. Im Jahr 1950 beauftragt Helene Wolffs von New York aus den Rechtsanwalt Ellscheid aus Köln mit einem Antrag auf Wiedergutmachung für das zwangsversteigerte Haus Lüchtenburger Weg Nr.8 in Aurich. Es ist jetzt in einem pfleglichen Zustand, sein Wert beträgt 15.000 DM. 1953 kommt es zu einer gerichtlichen Einigung: Helene Wolffs wird nur geringfügig entschädigt. Und auch die drei Geschwister Hermann Wolffs, geb. 22.03.1903, Jakob Wolffs, geb. 1.2.1916 und Grete Wolffs, geb. 20.4.1918 überleben, weil sie rechtzeitig ins Ausland fliehen können. Hermann, von Beruf Viehhändler wie sein Vater, flieht als Einziger aus der Familie 1936 nach Argentinien. Anders ergeht es denen, die wohl Aurich, nicht aber Europa verlassen können. Für ein Jahr wohnen das Ehepaar Fritz und Edith Sorsky im Lüchtenburger Weg 8. Auf der Meldekarte von Fritz Sorsky heißt es mit Datum vom 30.12. 1937: „er ist verheiratet mit der Tochter des Viehhändlers Meyer Zwi und ist Mitte April 1937 nach Holland ausgewandert, befindet sich jetzt in USA“. Tragischer Weise belegt also die Meldekarte, dass die Sorskys vorhatten auszuwandern, dass es ihnen aber nicht gelungen ist. Zunächst wohnen sie, wie aus Ediths Meldekarte hervorgeht, in Rotterdam, wo 1938 ihr Sohn Hans Sorsky geboren wird. Im Februar 1941 ziehen sie noch für kurze Zeit nach Amsterdam in die Mauvestraat 59 I, doch dann werden alle drei im Durchgangslager Westerbork interniert. Das Sammellager Westerbork bei Assen „wurde ursprünglich von den niederländischen Behörden eingerichtet, um dem Flüchtlingsstrom aus dem ´Dritten Reich´ Herr zu werden.“ 1942 bestimmten die deutschen Besatzer Westerbork zum „polzeilichen Judendurchgangslager“ und schufen eine Verbindung zum Eisenbahnnetz des Deutschen Reiches. Die SS nutzte das vorhandene Lager und sammelte Juden aus dem gesamten Land, um sie Richtung Osten zu deportieren und die „Endlösung der Judenfrage in den Niederlanden“ durchzuführen. Am 15. und 16. Juli 1942 gehen die ersten beiden Züge mit insgesamt 2030 Gefangenen ab Westerbork in das Vernichtungslager nach Ausschwitz. Die Sorskys sind darunter. Edith und ihr dreijähriger Sohn werden direkt nach der Ankunft in die Gaskammern geschickt und ermordet. Ähnlich wird es auch der Familie des Bruders Ludwig ergangen sein. Er verließ schon 1925 Aurich als Viehhandelsgeselle und arbeitete zunächst in Viersen am Niederrhein. Seine Spuren findet man erst im Februar 1941 in Amsterdam wieder. Dort wohnt er am Moddermolensteeg zusammen mit seiner Frau Wilhemine und seinen beiden Söhnen Jaques, drei Jahre, und Maurits Simon, 6 Jahre. Genau wie die Sorskys wird Ludwig mit seiner Familie nach Westerbork gebracht. Ein Jahr nach Edith, Fritz und Hans Sorsky wird Luwigs Familie am 8. Juni 1943 in den Zug durch Deutschland nach Polen ins Konzentrationslager Sobibor gebracht. Die Fahrt dauert drei Tage und trägt die Bermerkung: „Kindertransport“. Ludwig und seine Familie werden in Sobibor ermordet und am 11. Juni 1943 für tot erklärt. Für ihn, seine Frau und die beiden Söhne wurden Stolpersteine an ihrem letzten Wohnort in Beilen, Niederlande, verlegt. |
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| Recherche:Astrid Parisius Eingabe: Hans Jürgen Westermayer(Stand 21.10.2016) |
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| Opfergruppe: | Juden |
| Quellen: | – http://www.memorialmuseums.org/denkmaeler/view/66/ Erinnerungszentrum-Lager-Westerbork) |
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| Patenschaft: | Abiturjahrgang 1963, Gymnasium Ulricianum Aurich |
| Verlegetermin: | 21. Oktober 2016 |
