Joseph WOLFFS
geboren am 16. März 1880 in Aurich
| Straße: | Zuletzt wohnhaft in Leer |
| Todesdatum: | 8. September 1942 |
| Todesort: | Riga |
| Joseph Wolffs wird am 16. März 1880 in Aurich geboren. Er ist das sechste von sieben Kindern der Eheleute Wolff Benjamin Abraham Wolffs (9.11.1839 Aurich – 26.12.1912 Aurich) und Gelli Cosmann Wolffs geb. Hoffmann (16.06.1843 Aurich – 19.02.1884 Aurich). Joseph war noch nicht 4 Jahre alt; als seine Mutter starb, sein Vater hat danach noch einmal geheiratet (Fanny Wolffs 1856-1934).
Joseph arbeitet wie sein Vater als Schlachter und Viehhändler. Er heiratet am 9.05.1909 in Kassel Ida Dannenberg (*9.05.1875 Felsberg Krs. Melsungen). Das Paar wohnt zunächst in Aurich in der Lilienstraße 12 bei Familie Abraham Levy Wolff. Hier werden ihre Kinder Werner (*12.03.1911) und Ruth (*13.06.1912) geboren. Im Jahr 1914 zieht die Familie in die Große Mühlenwall Str. 13 und wohnt dort 12 Jahre lang. Ihre Tochter Ruth besucht die „Höhere Töchter Schule“ in Aurich. Am 9.03.1926 zieht die Familie nach Wittmund. Sohn Werner verbleibt noch bis 1929 in Aurich und zieht dann nach Frankfurt am Main. Von Wittmund aus ziehen Joseph und Ida Wolffs mit ihrer Tochter Ruth am 1.04.1929 nach Leer in die Heisfelder Straße 44 – wohl auch, weil es in Wittmund keine geeignete Schule für ihre Tochter gab. An allen Orten ist Joseph in der Synagoge als Vorbeter/Vorsänger tätig. In Leer wohnt er als Synagogendiener gleich bei der Synagoge. Die Enkeltochter berichtet: „Die Familie war ziemlich streng religiös, und mein Vater (Werner) konnte aus seiner Kindheit noch alle Melodien, die man damals dort gesungen hat, auswendig.“ Ihre Tochter Ruth betätigt sich auch in Leer als erfolgreiche Turnerin und gewinnt verschiedene Wettbewerbe. Im August 1933 emigriert Ruth nach Groningen in die Niederlande, wohnt dort bei Familie Moritz Gerzon in der Jozef Israelstraat 44 (Lt. Meldekarte 18.12.1933) und verdient ihren Lebensunterhalt als Näherin. Als hervorragende Sportlerin wird sie im April 1935 zur Makkabiade nach Palästina geschickt. Ihr Bruder Werner veranlasst sie dort zu bleiben, was ihr das Leben rettete. Diese Makkabiade war für viele Sportler aus Europa eine Gelegenheit, in Palästina zu bleiben. Ruth musst eine Scheinehe (für 4 Jahre) mit einem Araber eingehen, damit sie nicht von den britischen Behörden ausgewiesen wird. Joseph und Ida Wolffs müssen die Reichspogromnacht 9./10.11.1938 in Leer erleben. Dort erhielt das Einsatzkommando gegen drei Uhr nachts von Bürgermeister Erich Drescher genaue Instruktionen, die besagten, dass das Synagogengebäude an der Heisfelderstraße in Brand gesetzt und dabei auch die Wohnung des Synagogendieners „ausgeräuchert“ werden sollte. Außerdem wurde die SA angewiesen, die Schaufenster aller noch vorhandenen jüdischen Geschäfte zu demolieren. An der Synagoge angekommen, wurden zunächst die Wolffs‘schen Möbel aus der Wohnung nach draußen geschafft. Der Kantor der jüdischen Gemeinde Joseph Wolffs und seine Frau Ida wurden rüde aus dem Schlaf gerissen. In Nachtkleidung mussten sie mit ansehen, wie der Bürgermeister Maßnahmen in die Wege leitete, ihr Mobiliar zu verladen und für Absperrungsmaßnahmen Sorge trug, wodurch er erst die Voraussetzungen für die Brandstiftung schaffte. Anschließend wurden die jüdischen Bürger in der Viehhofanlage auf der Nesse zusammengetrieben (vgl. Darstellung s. Link unten). Aus Leer wurden 56 Männer in das KZ Sachsenhausen verbracht, darunter auch Joseph Wolffs. Er kam am 15.12.1938 als gebrochener Mann nach Leer zurück. Als alle Juden Ostfriesland bis zum 1.04.1940 verlassen müssen, ziehen Joseph und Ida Wolffs nach Berlin (C2, Neue Königstraße 42, heute Otto-Braun-Straße). Ihre Kinder konnten dem Völkermord durch Flucht nach Israel entkommen. Die Kinder Werner (dort neuer Name: Benjamin Seewi – 12.03.1911 Aurich – 27.07.1995 Jerusalem) und Ruth (13.06.1912 Aurich – 8.05.1996 Jerusalem), verheiratet mit Arnold Rund (*1906 Berlin), nahmen an der Begegnungswoche 1992 in Aurich teil, Ruth mit Sohn Emanuel. Zu den Geschwistern von Joseph Wolffs: Sein ältester Bruder Abraham 28.03.1868) zog aus Aurich nach Stettin. Er wurde am 12.02.1940 in das Ghetto Glusk deportiert. Dort verliert sich seine Spur. Für Clara Wolff geb. Wolffs wurde am 24.06.21 ein Stolperstein in der Osterstraße 25 verlegt. Für Joseph und Ida Wolffs wurden am 5.02.2023 Stolpersteine in Leer verlegt. |
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| Recherche und Eingabe: Hans Jürgen Westermayer (Stand 27.01.2023) |
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| Opfergruppe: | Juden |
| Quellen: | Gedenkbuch Bundesarchiv Meldekarte Aurich, NLA AurichDatenbank: https://www.online-ofb.de/famreport.php?ofb=juden_nw&ID=I8069&lang=de Pogromnacht Leer: https://pogrome1938-niedersachsen.de/leer/
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| Verlegetermin: | Für Joseph Wolffs wurde in Aurich kein Stolperstein verlegt, da er bereits 1926 Aurich verließ. |
