Caroline Wolff verh. Rothfeld

Veröffentlicht: 11. Februar 2010 von westermayer in Verlegung

SONY DSC

Caroline WOLFF verh. Rothfeld
geboren am 5. Februar 1921 in Aurich

Straße: Wallstraße 54/54a
Todesdatum: überlebt
Todesort:
Lea Rothfeld wird am 05. Februar 1921 als Caroline Wolff in Aurich geboren und von ihren Eltern und Geschwistern „Lina“ gerufen. Sie ist das erste Kind des Viehhändlers Daniel Wolff und dessen Frau Henny, geborene Hartogsohn. Lea hat drei jüngere Geschwister: Ihre Schwester Senta ist nur eineinhalb Jahre jünger als sie, 1924 wird ihr Bruder Ernst geboren und 1929 folgt das Nesthäkchen Helmut.

Die Geschwister wachsen in Aurich behütet auf, die Familie Wolff ist in Aurich „alteingesessen“ und Leas Vater Daniel hat eine ganze Reihe von Geschwistern, die in Aurich und der näheren Umgebung leben. Die Familie wohnt zunächst in der Fockenbollwerkstraße Nr. 12, später in Nr. 16.
Die Geschäfte des Vaters laufen gut, sodass Henny, Leas Mutter, im Haushalt regelmäßig von Hausmädchen unterstützt wird. Mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 ändert sich diese positive Situation grundlegend: Noch im selben Jahr wird ein Gesetz erlassen, dass das Schächten von Tieren verbietet und damit Leas Vater die Ausübung seines Berufes unmöglich macht. Drei von Leas Onkeln verlassen Deutschland bereits in jenem Jahr: Jonas emigriert in die USA, Hermann und Levi (genannt Louis) ziehen in die Niederlande.

Daniel, Leas Vater, bleibt mit seiner Familie jedoch zunächst in Aurich, er ist nach der Aufgabe seines Betriebes als Arbeiter tätig. Da er im Ersten Weltkrieg gekämpft hatte und mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet worden war, hofft er möglicherweise auch, dass ihm und seiner Familie zu weitgehende Schikanen erspart bleiben.
1936 zieht die Familie in das Haus in der Wallstraße 56 um, hier bewohnen die Wolffs fortan die gesamte obere Etage. Lea wohnt hier jedoch nur sehr kurze Zeit, denn sie hatte die Familie bereits am 1. Mai 1935 verlassen, wohl, um in Wolfrathshausen „in Stellung zu gehen“. Am 03. April 1936 kehrt sie für rund fünf Wochen zurück nach Aurich, jedoch nur, um schon am 14. Mai 1936 erneut umzuziehen – diesmal nach Frankfurt am Main. Es ist unklar, welcher Tätigkeit Lea dort nachging und ob sie wirklich länger in Frankfurt wohnte. Möglicherweise war sie als Hausmädchen tätig, ihre Schwester Senta übernimmt zur etwa gleichen Zeit eine Stelle als Hausmädchen in Aurich, sie arbeitet bei Familie Sternberg.
Später versuchen zwei von Leas Geschwistern, durch eine landwirtschaftliche Ausbildung ihre Chancen für eine Auswanderung nach Palästina zu erhöhen – so sind Ernst und Senta ab 1938 auf „Lehrgütern“ tätig: Sie hoffen, auf legalem Wege nach Palästina einwandern zu dürfen, eine Hoffnung, die sich letztendlich leider nicht erfüllt.

Lea schlägt hier, wohl auch unter dem Eindruck der immer stärker zunehmenden Repressionen sowie der durch den Kriegsausbruch erschwerten Auswanderungsmöglichkeiten einen anderen Weg ein: Sie versucht, illegal nach Palästina zu gelangen.
Am 16. August 1940 beginnt für Lea eine sehr beschwerliche und abenteuerliche Reise: So schlägt sie sich per Schiff über die Donau schließlich bis zum Hafen Sulina in Rumänien durch. Das Schiff ist klein und überfüllt und droht mehrfach auf dem Fluss zu kentern. Lea ist heilfroh, als sie endlich den Hafen Sulina erreicht und dort am 11. Oktober 1940 die Fahrt nach Palästina antreten kann.
Das Schiff, das sie nach Palästina bringen soll, heißt „Pacific“. Es handelt sich um ein altes Frachtschiff, auf dem eigentlich nur rund 100 Personen transportiert werden sollten. Als die Pacific ausläuft, sind jedoch rund 1000 Menschen an Bord. Das Schiff ist gefährlich überladen und völlig überfüllt – es herrschen katastrophale hygienische Zustände, es gibt kaum Trinkwasser und gerade einmal einen einzigen Ofen, der Wärme spendet. Geschlafen werden kann nur abwechselnd, andernfalls reicht der Platz nicht aus.

Die Fahrt dauert bis zum 14. November – an diesem Tag wird die Pacific von zwei englischen Kriegsschiffen aufgebracht und in den Hafen von Haifa geleitet. Um der illegalen Einwanderung Herr zu werden, beschließt die britische Mandatsregierung direkt darauf, alle illegal eingewanderten Personen bis Kriegsende in eine britische Kolonie zu deportieren. Lea soll daher mit den übrigen Passagieren der Pacific sowie weiteren illegalen Einwanderern mit der in Haifa liegenden Patria nach Mauritius gebracht werden. Um die Deportation der Flüchtlinge zu verhindern, schmuggelt die jüdische Widerstandsgruppe Haganah Sprengstoff an Bord des Schiffes: Die Patria soll seeuntüchtig gemacht werden. Doch dieser Versuch, die Aufnahme der Flüchtlinge zu erzwingen, schlägt gründlich fehl, da die Haganah die Sprengstoffmenge falsch berechnet. Die Patria sinkt im Hafen von Haifa, 270 Menschen kommen ums Leben. Lea überlebt zum Glück, doch darf sie sich zunächst doch nicht in Palästina niederlassen: Sie und die anderen Überlebenden des Unglücks werden im Lager Atlit in Palästina interniert.
Es ist unklar, wie lange sie dort bleiben muss – die letzten Internierten werden erst am 10. Oktober 1945 von der Haganah befreit. Lea lässt sich nach ihrer Internierung im Kibbutz Be´erot Yitzhak nieder und heiratet Abraham Rothfeld.
Von ihrer Familie überlebt nur ihr Bruder Ernst den Holocaust. Er wandert nach dem Krieg nach Israel aus und nennt sich Asher Wolff, nach seinem Großvater.

Recherche: Dr. Sandra Weferling
Eingabe: Hans Jürgen Westermayer
(Stand 28.01.2018)
Foto:
Opfergruppe: Juden
Quellen: – geni.com (Genealogiedatenbank)- http://www.infocenters.co.il/gfh/notebook_ext.asp? book=133459&lang=eng&site=gfh, Zugriff vom 12.10.2014
Literatur: http://records.ancestry.com/henny_hartogsohn_records.ashx?pid=76251347, Zugriff vom 12.10. 2014

http://www.yadvashem.org/yv/en/exhibitions/album_Auschwitz/index.asp

http://de.wikipedia.org/wiki/Atlit

http://www.wlb-stuttgart.de/seekrieg/ksp/schwarzmeer/juden_flucht_schiffe.htm
http://www.wlb-Stuttgart.de/seekrieg/ksp/schwarzmeer/juden_flucht_schiffe.htm

http://www.hagalil.com/archiv/2000/11/patria.htm

http://www.hagalil.com/israel/geschichte/palaestina-5.htm

https://stolpersteineaurich.wordpress.com/1914/12/08/levi-louis-wolff/, Zugriff vom 3.12.2014

Patenschaft: Amtsgericht Aurich/Ulrich Kötting
Verlegetermin: 27. Januar  2015

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.