Prof. Adolf Friedrich Jensen

Veröffentlicht: 20. Februar 2010 von westermayer in Verlegung

Prof. Adolf Friedrich JENSEN
geboren am 21. Januar 1878 in Landwehr bei Kiel

Straße: Oldersumer Str. 74 (Ort des Verstecks)
Todesdatum: 6. Februar 1965
Todesort: Aurich
Adolf Friedrich Jensen wird am 21. Januar 1878 in Landwehr bei Kiel geboren. Sein Vater war dort Gutsinspektor auf dem Gut Quarmbeck. Adolf hat vier Brüder und vier Schwestern und wächst mit einer Gouvernante auf.

Prof. Adolf Friedrich Jensen, Foto: Wikipedia

Nach der Lehrerausbildung beginnt er 1899 seine Berufstätigkeit als Lehrer in Kiel. 1903 wird er nach Lauenburg versetzt, 1905 nach Hamburg.
1920 wird Adolf Jensen zum Rektor an die Neuköllner Versuchsschule „Rütlischule“ berufen. Hier kann er seine Vorstellungen von einer modernen, schülerfreundlichen Schule umsetzen. Nach Vortragsreisen im gesamten Reichsgebiet zur Reformpädagogik wird er 1929 als Professor für Methodik und Didaktik an die Technische Hochschule in Braunschweig berufen.

Im Jahr 1933 wird der Sozialdemokrat (Parteimitglied seit 1907) Adolf Jensen von den Nazis aus dem braunschweigischen Staatsdienst entlassen. Danach versucht er seinen Lebensunterhalt mit Privatunterricht zu verdienen und unterrichtet ab 1942 verwundetet deutsche Soldaten in Utrecht (NL). Seine Äußerungen „Juden seien auch nur Menschen“ werden von einer Agentin kolportiert und bringen ihn vor den Kriegsgerichtshof in Den Haag. Dort wird er zum Tode verurteilt, aber mit Rücksicht auf sein Alter nicht hingerichtet.

Als ihm kolportiert wird, dass er „auf der Flucht erschossen“ werden soll, flieht er aus den Niederlanden, erst mit dem Zug, dann zu Fuß über die Grenze und schließlich mit „Jan-Klein“ von Leer nach Aurich zu seiner Schwester. Bei ihr in Haxtum 49, heute: Oldersumer Straße 74 wird er auf dem Dachboden versteckt und kann sich nur in den Nachtstunden im Garten an frischer Luft bewegen.

Portrait von Adolf Friedrich Jensen, gemalt von dem mit ihm befreundeten Kunstmaler Rudolf Frederik

Nach Kriegsende wird er 1946 von der Technischen Hochschule in Braunschweig rehabilitiert, lehnt aber eine Lehrtätigkeit ab. Stattdessen hilft er in Aurich dabei, die SPD im Landkreis wieder aufzubauen.
Am 20.04.1947 wird Adolf Jensen für die 1. Wahlperiode des Niedersächsischen Landtages als Mitglied der SPD-Fraktion berufen und arbeitet dort bis zum 30.04.1951 als Mitglied im Schulausschuss.

In Aurich unterstützt Adolf Jensen die Gründung einer Ortsgruppe der SPD und hilft bei den Vorbereitungen für die anstehenden Wahlen zum Stadtrat und Kreistag.
Im November 1956 wird er in den Stadtrat und den Kreistag gewählt. Bis 1957 gehört er dem Kreistag und bis 1960 dem Stadtrat an.

Am 3.06.1963 wird ihm das „Verdienstkreuz erster Klasse der Bundesrepublik Deutschland“ verliehen.

Von 1963 an wohnt Adolf Jensen im Wilhelminenholz 4.
Er verstirbt am 6. Februar 1965.

Recherche und Eingabe: Hans Jürgen Westermayer
(Stand 1.02.2023)
Foto:
Opfergruppe: Politisch Verfolgte
Quellen: https://de-academic.com/dic.nsf/dewiki/2232567

https://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_Jensen_(Politiker)

Literatur: Groeneveld, Albert: Professor Adolf Jensen 23.01.1878 – 6.02.1965. Ein Sozialdemokrat und Schulreformer von ganzem Herzen, Aurich 2020

Jensen, Adolf; Lamszus, Wilhelm: Unser Schulaufsatz ein verkappter Schundliterat: ein Versuch zur Neugründung des deutschen Schulaufsatzes für Volksschule und Gymnasium, Hamburg, 1910

Patenschaft: IGS Aurich
Verlegetermin: x.04.2023 (in Planung)

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.