| Eltern: Julius Wolff (geb. 12. 08.1891 in Aurich; verstorben 1946 in Haifa), Henriette Wolff geb. Katz (geb. 10.01.1891 in Guxhagen; verstorben 1954 in Israel)29.04.1920 Dina wird in Aurich geboren, Wohnung und Geschäft der Eltern in der Norderstraße 29
20.03.1927 Bruder Heinz Wolff (in Israel: Schlomo) wird geboren
1./ 2. 03. 1939 Nach der Pogromnacht vom 9. Nov. 1938 verlässt die Familie Aurich mit dem Ziel Palästina.
März 1939 Ankunft der Eltern mit Heinz in Palästina
August 1939 Ankunft Dina Wolff in Palästina
Dina konnte ihren Eltern erst fünf Monate später nach Palästina folgen, da sie auf Grund ihrer Volljährigkeit eine getrennte/eigene Einwanderungserlaubnis benötigte.
Seit 1940 Gemeinsam mit anderen baut Familie Wolff den Moshav‘ Bet-Jizchak auf.
1941 Heirat mit Zwi Selka, den sie in Bet-Jizchak kennenlernt. Er stammt ursprünglich aus Frankfurt am Main. Dina Selka lebt dann mit ihrem Mann Zwi und ihren Kindern im Moshav Bet-Jizchak, bis beide 1993 nach Kfar-Saba in ein Seniorenheim umziehen.
1983 Seit dem ersten Besuch Jugendlicher bei Ex-Aurichern nehmen Dina Selka und ihr Mann an solchen Treffen regelmäßig teil. Dabei erklären sie den jungen Leuten gegenüber immer ihr vorrangiges Interesse, über die Entwicklung der alten Heimat zu hören und die Jugendlichen nicht mit der Historie der vorausgegangenen Generation zu belasten.
 Foto vom Treffen 1983: rechts außen v. r. n.l.: Zwi Selka, Dina Selka geb. Wolff, Schlomo Wolff
1984 Besucht Dina Selka mit ihrem Mann Aurich, trifft auch (wie auch bei allen späteren Besuchen) zu einem Teenachmittag mit den jetzigen Besitzern ihres elterlichen Hauses zusammen.
1992 Mit vielen anderen Ex-Aurichern aus aller Welt besuchen Dina Selka und ihr Ehemann für eine „Woche der Begegnung“ Aurich. Dabei verzichten sie gerne auf eine Unter-bringung im Hotel und sind auch bereit, von Aurichern privat untergebracht zu werden.
 Dina Selka im März 1988
2002 Besuch Aurichs zur zweiten „Begegnungswoche“ mit Einweihung der Gedenksteine auf dem Platz der ehemaligen Auricher Synagoge.
2005 stirbt Dina Selka in Kwa Saba, Israel
I Moshav = genossenschaftliche Siedlung (Dorf) mit gemeinsamer Wasserverwaltung, Landvergabe; oft auch gemeinsames Marketing; Gemeinschaftseinrichtungen; aber in Abhebung zu Kibbuzim: erarbeiteter Gewinn bleibt privat, Nutzung des zugewiesenen Landes ist Einzelentscheidung.
Zwi und Dina Selka bemühen sich bis zu Ihrem Tode sehr intensiv um die Kontakte zu Dina Selkas Heimatstadt. Auch nach ihrem Tod vergeht kein Weihnachtsfest ohne Anruf aus Beth Jitzchak bzw. später aus Kfar-Saba.
Weg nach Palästina
Die Ankunft erfolgte im August 1939.
Die Eltern von Dina befanden sich bereits mit dem Bruder Heinz seit März 1939 in Palästina. Die Tochter benötigte eine getrennte Einwanderungserlaubnis aufgrund eines „Affidavit“ (= Bürgschaftserklärung), da sie das 18. Lebensjahr bereits vollendet hatte. Die Einwanderung erfolgte legal mit Erlaubnis der britischen Mandatsbehörden, die sich solche Zertifikate teuer bezahlen ließ.
August 1939 – Überfahrt nach Palästina; auf einem Rettungsbot, links Dina Wolff
Der Aufbau Israels
Recht bald nach ihrer legalen Ankunft begeben sich die Eltern Julius und Henriette mit ihrer Tochter Dina und den Sohn Heinz (nun: Schlomo) in einen neu gegründeten Moshav. (Ein Moshav ist eine genossenschaftliche, landwirtschaftliche Siedlung. Anders als im Kibbuzz — wo Produktionsmittel und Arbeitserträge als Gemeinschaftseigentum gelten — stellt der Moshav zwar auch eine Selbstverwaltungsform dar. Land- und Wasserzuteilung sowie andere Lebensnotwendigkeiten werden unter den Mitgliedern zugeteilt. Das Einkommen der Familie ist aber weitgehend privat verfügbar.)
Ende der 30er Jahre war der Moshav Bet Jizchak gerade neu gegründet worden. Besonders viele deutschsprachige Auswanderer ließen sich dort nieder. (Noch heute sind einige alte Hinweistafeln aus der Gründerzeit deutschsprachig dort zu finden.) Die Probleme bei der Gründung einer solchen landwirtschaftlichen Siedlung waren viel¬schichtig: Das Gelände war vorher nicht landwirtschaftlich genutzt und musste erst mühsam hergerichtet werden. Zum anderen waren diejenigen, die sich nun nach ihrer Vertreibung solchen Aufgaben gegenüber sahen, hierfür überhaupt nicht vorgebildet. Deshalb konnte 1941 das Foto entstehen, das einen britischen Instrukteur zeigt, der die jüdischen Neueinwanderer darin unterweist, wie Gurkensamen fachgerecht auszubringen waren.
 Fotos aus den 1940er Jahren zeigen Bet Jizchak in karger Umgebung. Heutige Besucher können in der üppig blühenden Umgebung der Dorfgemeinschaft die Aufbauleistung dieser Generation kaum noch erahnen.
Fotos aus den 1940er Jahren zeigen Bet Jizchak in karger Umgebung. Heutige Besucher können in der üppig blühenden Umgebung der Dorfgemeinschaft die Aufbauleistung dieser Generation kaum noch erahnen.
1974 hat die Familie Selka/Wolff Kontakt zu dem Vorsitzenden des Kreissportbundes, Bruno Drees, aufgenommen, als sie von dessen Anwesenheit in Israel zufällig erfuhren. Im darauf folgenden Jahr entstanden Kontakte zu Johannes Diekhoff, der als Schulleiter der Integrierten Gesamtschule Aurich mit einer Schülerarbeitsgemeinschaft über die Geschichte der jüdischen Gemeinde arbeitete. 1982 wurde ein erstes bescheidenes Treffen ehemaliger Auricher für eine Zusammenkunft mit dem stellver-tretenden Landrat Günter Lüttge organisiert.
Nachdem 1983 erstmalig Schülerinnen und Schüler der IGS Aurich-West Bet Jizchak besuchten, entschloss sich das Ehepaar Selka 1984 seinerseits an einer Fahrt nach Aurich, der alten nun gewandelten Heimatstadt von Dina, teilzunehmen. Seitdem bestehen zwischen Jugendlichen der Schule und den Selka’s regelmäßige Kontakte.
(nach Tonband-Gesprächsaufzeichnungen, März 1988) |