Merri Therese GIDANSKY verh. Knurr
geboren am 25. Mai 1911 in Aurich
| Straße: | Marktplatz 31 |
| Todesdatum: | Überlebt den Völkermord, verstirbt am 14. März 2002 |
| Todesort: | Chicago |
| Merri Therese Gidansky wird am 25. Mai 1911 als Tochter von Karl Gidansky und Gertrude Gidansky geb. Hoffmann in Aurich geboren. Die Familie wohnt zunächst in einer Wohnung oberhalb der Synagoge, denn Karl Gidansky ist dort Hausmeister und Gelli ist verantwortlich für die rituellen Bäder der Frauen.
Im April 1914 wird Merris Bruder Erich geboren. 1921 zieht die Familie um in das Haus Marktplatz 31, das der Vater gekauft hat, um dort im Erdgeschoss einen Tabakladen zu betreiben. Merri besucht in Aurich das Mädchengymnasium. Sie wäre gern Zahnärztin geworden, aber entweder die Einschränkungen für Juden oder ein Mangel am nötigen Geld (oder beides zusammen) verhindern das. Anfang der dreißiger Jahre macht sie mehrere Reisen, ihrem Reisepass des „Deutschen Reiches“ und ihrer Meldekarte zufolge nach Memel in Litauen. Dort besucht sie vermutlich Familienmitglieder, denn ihr Vater Karl Gidansky stammt von dort. Im Spätsommer 1930 muss eine Verwandte von ihr, nämlich Paula Gidansky aus Memel, wie Merri Jahrgang 1911, für einige Wochen als „Haustochter“ bei den Gidanskys in Aurich gewohnt haben. Merri lebt nach ihren Reisen weiter bei ihren Eltern im Haus am Marktplatz und hilft im Tabak-Geschäft aus, bis ihr Vater Karl 1936 vermutlich an einem Krebsleiden stirbt. Danach ist Merri überwiegend mit ihrer Mutter zu Hause. Das Leben für Menschen jüdischen Glaubens wird immer schwieriger, so dass sie und ihre Mutter daran denken, aus Deutschland zu fliehen. Im August 1938 verkauft ihre Mutter das Haus am Marktplatz. Die Pogromnacht ( 9./10. November 1938) behält Merri in sehr bedrückender Erinnerung. Im Dezember 1938 wird ihr von der Reichsregierung mitgeteilt , dass ihr 2. Name nun „Sarah“ sei. Am 15. November 1938 bekommt sie vom Amerikanischen Konsulat ein Visum für ihre Flucht. Sie muss im Januar 1939 von Hamburg aus allein gestartet sein. Zuerst fährt sie nach New York City, wo sie für eine kurze Zeit bei Verwandten bleibt, danach geht sie nach Pittsburg PA, um die Familie ihres Onkels und ihrer Tante, die Levys, wiederzusehen, die schon viele Jahre früher aus Memel gekommen sind. In deren großem Haus bleibt sie, bis ihre Mutter und ihr Verlobter, Hermann Knurr, 1940 auch in die USA kommen können. Merri (nun Mary) und Hermann, der auch aus Aurich stammt (geb. 1908), heiraten am 23. Februar 1941 im Haus von Verwandten in Chicago und ziehen danach um nach Baton Rouge, in Begleitung von Mary‘s Mutter, Gertrude. Sie leben dort viele Jahre. Hermann und Mary arbeiten beide in dem Kaufhaus, das Hermanns Schwester und seinem Schwager gehört (Lea und Erich Sternberg). 1944 wird ihre Tochter Carol geboren, und ihre Großmutter Gertrude kümmert sich um sie und um den Haushalt der Familie. In den 1950-er Jahren bekommt Mary Probleme mit der Wirbelsäule und kann nicht mehr in dem Geschäft arbeiten. Nach einer Operation beginnt sie für die Regierung in Louisiana zu arbeiten und bleibt dort für längere Zeit. Am 24. Juli 1974 stirbt ihr Mann Hermann. Mary kehrt danach als Büroangestellte ins Kaufhaus Sternberg zurück, wo sie bis über ihren 80. Geburtstag hinaus arbeitet. In ihrer Synagogen-Gemeinde ist sie ein treues Mitglied und besucht regelmäßig die Gottesdienste. Nach dem Tod ihrer Mutter (1983) lebt sie allein bis 1997 in Baton Rouge. Zu dem Zeitpunkt verschlechtert sich ihr Gesundheitszustand so sehr, dass sie nach Chicago umzieht, wo ihre einzige Tochter, Carol, mit ihrer Familie lebt. Die letzten Jahre ihres Lebens verbringt sie in Chicago in einer Selbsthilfe-Einrichtung für ältere Menschen. Die ist in den 1950-er Jahren von anderen deutschen Juden, die auch aus Deutschland fliehen mussten, für deren Eltern gegründet worden. Sie lebt dort zusammen mit vielen anderen Bewohnern, die wie sie selbst aus Deutschland geflohen sind. Mary stirbt am 14. März 2002 und wird in Baton Rouge in der Nähe der Gräber ihres Mannes Hermann und ihrer Mutter Gertrude beigesetzt. |
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| Recherche: Irmtraut Schulze-Rodenberg Eingabe: Hans Jürgen Westermayer (Stand 16.02.2019) |
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| Foto: | Carol Kain |
| Opfergruppe: | Juden |
| Quellen: | Nds. Landesarchiv Aurich, Rep. 16/1; Korrespondenz mit Nachkommen |
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| Patenschaft: | Familie Knurr/Gidansky |
| Verlegetermin: | 23. Oktober 2017 |



