Helmut Wolff

Veröffentlicht: 8. März 2010 von westermayer in Verlegung

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Helmut WOLFF
geboren am 8. Mai 1929 in Aurich

Straße: Wallstraße 56
Todesdatum: Unbekannt, Deportation nach Auschwitz am 6.10.1944
Todesort: Auschwitz

Helmut Wolff, Foto der Kennkarte 1939, NLA Aurich

Helmut Wolff, Foto Caroline Wolff jetzt Lea Rotfeld

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Helmut Wolff wird am 8. Mai 1929 als jüngstes von vier Kindern seiner Eltern Daniel Wolff und Henny Wolff geb. Hartogsohn in Aurich geboren. Er wächst bei seiner Familie in der Fockenbollwerkstraße 12 auf. Im Jahr 1936 zieht die Familie vermutlich aus wirtschaftlichen Gründen, da der Vater seinen Betrieb als Schlachter und Viehhändler aufgrund der Repressalien aufgeben musste,  in die Wallstraße 56 um.
Daniel und Henny planen, mit dem zehnjährigen Sohn Helmut in die Niederlande auswandern, doch der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges macht diese Pläne letztendlich zunichte. Als alle jüdischen Einwohner Aurichs Anfang 1940 die Aufforderung erhalten, Ostfriesland bis zum 1. April zu verlassen, ziehen Daniel und Henny nach Dortmund, in die Märkische Straße 70. Später sind sie unter der Adresse Ostenhellweg 41 gemeldet. Da sie nicht wissen, ob und wann sie eine ausreichend große Unterkunft finden, wird der elfjährige Helmut in Köln, vermutlich in einem jüdischen Kinderheim, untergebracht. Viele Kinder aus Ostfriesland wurden damals vorübergehend nach Köln oder Hildesheim geschickt. Sowohl Helmut als auch Senta ziehen später jedoch auch nach Dortmund, wobei das genaue Datum hierfür nicht bekannt ist. Daniel, seine Frau Henny und ihr Sohn Helmut werden am 29. Juli 1942 von Dortmund aus nach Theresienstadt deportiert (Transport X/1, Liste s.u.). Über zwei Jahre leben sie in dem Ghetto. Am 28. September 1944 muss sich Daniel von seiner Frau und seinem Sohn Helmut verabschieden: Er wird von Theresienstadt nach Auschwitz, ins Vernichtungslager, deportiert. Er wird dort vermutlich direkt nach seiner Ankunft ermordet. Daniel wurde 58 Jahre alt. Sein vierzehnjähriger Sohn Helmut und seine Frau Henny werden nur acht Tage nach ihm nach Auschwitz deportiert und dort ebenfalls umgebracht. Lediglich zwei der Kinder, Ernst und Caroline, überleben den Holocaust.In der Biografie von Helmuts Vater Daniel Wolff finden sich ausführliche Informationen über seine Eltern und Geschwister.

Hier der Text der Konfirmanden:
Unsere Konfirmandengruppe hat die Patenschaft für den Stolperstein von Helmut Samuel Wolff übernommen.
Er wurde am 8.05.1929 in Aurich geboren und wohnte in der Wallstraße 26, zwischen der heutigen 54 und 54a. Am 20.04.1940 wurde er im Alter von 10 Jahren von seinen Eltern in den Zug gesetzt mit der Hoffnung, in Köln in einem Kinderheim der jüdischen Gemeinde besser überleben zu können als in Aurich. Er wurde von Köln nach Theresienstadt und von dort nach Auschwitz  gebracht. Dort endete sein Leben.

Wir haben im Staatsarchiv Aurich ein Photo von ihm gefunden, das ihn als 10-jährigen Jungen zeigt. Er trägt dabei eine Trachtenhose. Mit seinem Bruder Ernst Wolff haben wir am 15.10.2014 telefoniert und ihm eine E-Mail gesandt. Sein Bruder Ernst Wolff war 5 Jahre älter als Helmut. Er hat erzählt, dass er selbst im Alter von 14 Jahren nach Holland geflüchtet ist. Dort ist er 1942 gefangen genommen worden und nach Westerbork ins KZ gekommen. Von dort kam er nach Theresienstadt, nach Auschwitz, Schwarzheide und wieder nach Theresienstadt, wo er seine Eltern und seinen Bruder wiedertraf. Als er aus dem KZ befreit wurde, wog er nur noch 27kg. Er konnte nicht mehr laufen. Am Tag vor dem Abtransport konnte er wählen, ob er lieber mit dem LKW transportiert werden möchte. Er entschied sich, doch zu Fuß zu gehen. Das war seine Rettung. Der LKW wurde während des Transports am nächsten Tag zerbombt.

Jetzt lebt Ernst Wolff in Israel. Er ist 90 Jahre alt (2015) und lebt in einem Altersheim. Seine Frau ist am 3. Oktober 2014 verstorben. Die Kosten des Altersheims sind so hoch, dass er sie kaum bezahlen kann.
Er wirkte beim Telefonat offen und gab gerne Auskunft, aber er war auch traurig. Wir hörten gespannt zu, was er erzählte.
Zum Schluss fragten wir ihn, ob er uns noch etwas sagen möchte. Daraufhin sagte er: Ich schätze Euer Gedenken an die Opfer des Dritten Reiches, an die noch Lebenden und die nicht mehr Lebenden. Darauf sagten wir: Wir denken am 9.11. und am 27.1. besonders an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus. Darauf sagte er: Ich denke jeden Tag daran, jede Stunde.
Und wir sagten, dass wir seinem Sohn ein Bild geben möchten von unserer Gruppe, aufgenommen vor dem Haus der Familie in der Wallstraße und auf dem jüdischen Friedhof.

Recherche: Konfirmandengruppe der ev. – ref. Kirche Aurich (2015) und Sandra Weferling
Eingabe: Hans Jürgen Westermayer
(Stand 2.03.2020)
Foto: https://photos.yadvashem.org/photo-details.html?language=en&item_id=976650&ind=8
NLA, Kennkarte Helmut Wolff, 1939
Opfergruppe: Juden
Quellen: Staatsarchiv Aurich: Meldekartei; Liste der Häuser in jüdischem Besitz, Juni 1939; Rep. 248, Nr. 943
Literatur:
Patenschaft: Konfirmandengruppe Ev.-ref. Kirche Aurich 2015
Verlegetermin: 27. Januar  2015

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