Rosa WOLFF
geboren am 29. Januar 1926 in Aurich
| Straße: | Marktstraße 25 |
| Todesdatum: | Deportation nach Izbica am 22.04.1942 |
| Todesort: | unbekannt |
| Rosa Wollf wird am 29.01.1926 als erstes Kind des Kaufmanns Wilhelm Moses Wolff und seiner Frau Erna geb. Wallheimer in Aurich geboren. Sie wird nach ihrer Großmutter, der Mutter ihres Vaters, benannt. Die kleine Familie wohnt in Aurich zunächst im Kirchdorferweg 20 und in der Norderstraße 18. Als die Familie weiteren Zuwachs erhält, steht ein Umzug in die Tannenbergstraße 7 an: Rosas kleiner Bruder Berndt Leopold wird am 24. Januar 1930 in Aurich geboren. Seine Eltern geben ihm den Zwischennamen Leopold in Gedenken an Wilhelms Bruder, der 1916 im Ersten Weltkrieg fiel. Drei Jahre später ist die Familie dann komplett: Am 22. August 1933 kommt das Nesthäkchen Erika in Aurich zu Welt. Zeitgleich zieht die Familie in eine Wohnung in der Marktstraße 25 um, wo auch die Stolpersteine verlegt wurden. Am 16.06.1939 muss die Familie erneut umziehen, sehr wahrscheinlich aus wirtschaftlichen Gründen: Ab dem 16. Juni 1939 wohnen Wilhelm, Erna, Rosa, Berndt und Erika in der Wallstraße 24, und von dort melden sie sich dann auch aus Aurich ab, denn bis zum 1. April 1940 sollten alle Juden Aurich verlassen haben.Berndt und Erika, zehn und sechseinhalb Jahre alt, verabschieden sich am 19. Februar 1940 von ihren Eltern und werden gemeinsam mit einer Reihe weiterer Kinder aus Aurich, unter anderem ihrem Cousin Horst und ihrer Cousine Vera Wallheimer, nach Köln gebracht. Rosa, die bereits 14 ist, kommt im jüdischen Altenheim in der Klaas-Tholen-Straße in Emden unter. Hier arbeitet sie möglicherweise als Dienstmädchen oder Haushaltshilfe. Wilhelm und Erna melden sich schließlich am 1. April 1940 aus Aurich ab. Als neue Adresse geben sie Berlin, Rosenstraße 2-4, an – eine Adresse der jüdischen Gemeinde. Unklar ist, wie lange die Wolffs in Berlin bleiben und wann die Kinder zu den Eltern zurückgekehrt sind. Erna zieht zunächst nach Recklinghausen, wohin auch die jüngere Tochter Erika zieht. Möglicherweise lebt auch Berndt dort bereits wieder bei seiner Mutter. Später sind Erna und alle drei Kinder in Oberhausen, in der Ellenbogenstraße 10, gemeldet. Von Oberhausen aus werden Erna, Rosa, Berndt und Erika auch schließlich deportiert: Vermutlich mussten sie sich bereits am 21. April 1942 am Sammelpunkt in Oberhausen einfinden, von wo aus sie nach Düsseldorf gebracht wurden. Die Deportation der Familie sollte am nächsten Tag erfolgen. Zunächst wurden alle Juden, die mit dem Transport DA 52 deportiert werden sollten, genauestens kontrolliert und durchsucht. Offiziell wurden alle „umgesiedelt“ und an ihrem neuen Wohnort im Osten warteten angeblich Arbeitsplätze auf alle. Auch Erna, Rosa, Berndt und Erika werden an Kleidung und Familienandenken soviel mitgenommen haben, so viel sie nur tragen konnten. Am 22. April 1942 verlassen schließlich 20 Personen- und Gepäckwagen den Bahnhof Düsseldorf-Derendorf. Gemeinsam mit Erna, Rosa, Erika und Berndt werden 938 Menschen ins Ghetto Izbica in Polen deportiert. Die Ankunft in Izbica muss für alle ein Schock gewesen sein: Nicht nur, dass allen Deportierten bereits in Lublin das Gepäck abgenommen wurde und die Menschen nun im wahrsten Sinne des Wortes „mittellos“ dastehen – Izbica ist ein ärmliches Dorf, überwiegend aus Holzhäusern errichtet und weitgehend ohne gepflasterte Straßen. Ursprünglich hatte der Ort gerade einmal rund 3000 Einwohner, nun wurde er mit immer neuen sogenannten „Umsiedlern“ vollgestopft. Arbeit gab es zudem fast gar keine. Izbica war ein Ghetto, genauer gesagt ein „Transitghetto“: Hier lebten die Deportierten einige Wochen bis Monate, bevor sie in die Vernichtungslager weiter verbracht wurden. Die Bedingungen in dem völlig überbevölkerten Ort sind katastrophal: Teilweise wohnen bis zu 10 Familien in einem Haus, es gibt kaum Toiletten und kaum etwas zu essen: Wer beispielsweise nicht arbeitet – und das sind fast alle Einwohner – erhält 50 Gramm Brot am Tag und etwas Suppe. Täglich verhungern 20 bis 30 Menschen, zudem grassieren mehrfach Seuchen wie Typhus. Insgesamt werden rund 16 000 Menschen in das das Ghetto Izbica deportiert, von denen rund 5000 im Ghetto selbst durch Krankheit und Hunger den Tod finden oder dort erschossen werden. Die übrigen werden in die Vernichtungslager deportiert, vor allem Belzec, Sobibor und Treblinka. Das Schicksal von Erna Wolff und ihren Kindern Rosa, Berndt und Erika ist bis heute unklar. Ihre Spur verliert sich mit Besteigen des Zuges in Düsseldorf. Am 28. April 1943 wurde das Ghetto Izbica aufgelöst, alle Juden, die dort lebten, waren zu diesem Zeitpunkt in Vernichtungslager deportiert oder erschossen worden. Erna Wolff war bei ihrer Deportation 46 Jahre alt, Rosa 16, Berndt 12 und Erika gerade einmal 9. Ausführliche Informationen zu den Eltern und zur Geschichte der Familie finden sich in den Biografien von Wilhelm Moses Wolff und Erna Wolff geb. Wallheimer. |
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| Recherche: Sandra Weferling Eingabe: Hans Jürgen Westermayer (Stand 8.03.2020) |
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| Opfergruppe: | Juden |
| Quellen: | Judenregister Aurich, Rep. 248, Nr. 943, S. 188, Nr. 255 Meldekarte, NLA Aurich Zwangsversteigerung: Rep. 121, Nr. 2088 und Rep. 91, Nr. 262 Deportationsliste: http://statistik-des-holocaust.de/OT420422-50.jpgStammbaum: https://www.geni.com/people/Wilhelm-Wolff/600000003373126114 http://www.online-ofb.de/famreport.php?ofb=juden_nw&ID=I5932&nachname=WOLFF&modus=&lang=en0 |
| Literatur: | http://www.bildungswerk-ks.de/izbica/deportationen-von-und-nach-izbica-1 |
| Patenschaft: | Gymnasium Ulricianum Aurich |
| Verlegetermin: | 5. Dezember 2015 |
