Hans “Henry“ SAMSON
geboren am 7. November 1929 in Aurich
| Straße: | Breiter Weg 21 |
| Todesdatum: | Flucht nach Belgien, überlebt den Holocaust |
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| Hans Samson wird als zweites Kind des Viehhändlers Iwan Samson und seiner Frau Hannchen geb. Wolff am 7. November 1929 in Aurich geboren. Seine ältere Schwester Marga kommt am 14. September 1926 zur Welt. Während die Kinder den Holocaust in Belgien überleben (s. u.), weil es gelingt, sie mit Hilfe eines katholischen Priesters zu verstecken, werden die Eltern dort verraten, nach Auschwitz deportiert und ermordet.
Ihre Mutter, Hannchen Wolff, stammt aus einer Familie von Schlachtern und Viehhändlern. Ihre Eltern sind Wolff Jacob Wolff und Marianne, geb. Aschendorf, aus Norden. Hannchen wird am 12. März 1900 geboren, im Abstand von rund zwei Jahren kommen jeweils ihre jüngeren Brüder Jacob, Richard und Walter zur Welt. Richard und Walter sollte später die Flucht nach New York bzw. nach Argentinien gelingen. Hannchen lernt Iwan Wolff kennen. Das junge Paar heiratet am 2. Mai 1926 und zieht eine Woche später in die erste gemeinsame Wohnung in der Esenser Straße 14. Iwan Samson ist der Sohn des Viehhändlers Ruben Samson und dessen Frau Amalie, geb. Simon. Iwan wird am 11. Mai 1899 in Aurich geboren, er ist das erste Kind seiner Eltern. Rund eineinhalb Jahre später erblickt sein jüngerer Bruder Josef am 17. Dezember 1900 das Licht der Welt. Josef Samson arbeitet als Viehhändler. Er kann mit Frau und Tochter nach Frankreich fliehen, wird aber nach der deutschen Besetzung interniert und wie seine Frau in Auschwitz ermordet. Für seine Familie wurden Stolpersteine in der Straße Am Neuen Hafen 2 verlegt. Die Samsons sind eine seit langem in Ostfriesland eingesessene und angesehene Familie: Iwans Vater, sein Großvater und seine Onkel sind erfolgreiche Schlachter und Viehhändler. Den Großeltern gehört das große Gut Coldehörn in Sandhorst und sein Onkel „Benjamin“ Bendit Samson sitzt schließlich sogar in Aurich im Stadtparlament. Wie sein Vater und Großvater und auch sein Bruder ergreift Iwan den Beruf des „Schlachters und Viehhändlers“. Ursprünglich wohnten Iwan und seine Eltern in der Wilhelmsstraße 19 (heute Burgstraße), 1926 kommt es jedoch zu mehreren Umzügen: Während die Eltern von Iwan sich zunächst in diesem Haus im Breiten Weg niederlassen, zieht Iwan in die Esenser Straße 14. und gründet nämlich nun seinen eigenen Haushalt mit Hannchen. Der jungen Familie geht es finanziell gut, Iwan arbeitet zunächst im erfolgreichen Betrieb seines Vaters und seiner Onkel mit und hat schließlich auch selbst ein Gewerbe angemeldet. Hannchen wird im Haushalt sogar noch bis 1938 von Hausmädchen unterstützt. Am 1. Februar 1933 zieht die junge Familie um in das Haus im Breiten Weg 21. Die Gründe für den Umzug zu diesem Zeitpunkt sind unklar – möglicherweise geht es Amalie, Iwans Mutter, gesundheitlich nicht mehr so gut und Hannchen und Iwan möchten die Eltern stärker unterstützen. Amalie Samson verstirbt schließlich am 15. Oktober 1933 im Alter von gerade einmal 60 Jahren. In den folgenden Jahren geht es der Familie wirtschaftlich immer schlechter, so dass sie das Haus im Breiten Weg 1937 schließlich verkaufen müssen. In der Folge ziehen Iwan, Hannchen und die Kinder am 1. Juli 1937 in die Von-Jhering-Straße 27 um. Ruben Samson zieht bei seinem Bruder Bendit ein, dem das Haus in der Zingelstraße 3 gehört. Hans und Marga überleben Dank der Hilfe des Priesters. Nach Ende des Krieges planen beide, in die USA auszuwandern. Doch Marga kommt etwas Entscheidendes „dazwischen“: Sie verliebt sich in den Belgier Gerard Vangeebergen, den sie heiratet und mit dem sie einen Sohn bekommt: Ivan. Sie lebt bis heute in Brüssel hat inzwischen einen Enkelsohn, Vincent. Leider geht es ihr gesundheitlich nicht gut. Hans wandert tatsächlich in die USA aus. Er dient dort zwei Jahre in der US-Army und lässt sich in Edison, New York, als Kaufmann nieder. Während er in Belgien unter dem Namen „Jean“ gelebt hatte, nennt Hans sich nun „Henri H.“ (Hans) Samson. 1956 lernt er Esther Meworach kennen, die über Italien und die Schweiz schließlich in die USA geflohen war und die ebenfalls viele Familienmitglieder im Holocaust verloren hat. 1966 heiratet das Paar. Esther und Hans/Henri bekommen zwei Töchter, Annette und Shari, und haben drei Enkelkinder: Andrew, Randy und Alexa. Henry und Esther nehmen an der „Woche der Begegnung“ im Jahre 2002 teil. Am 27. April 2006 stirbt Hans/Henri. Seine Frau lebt anschließend bis zu ihrem Tod am 21. März 2020 in Somerset/New Jersey, nahe bei ihren Töchtern.
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| Recherche: Dr. Sandra Weferling Eingabe: Hans Jürgen Westermayer, Ergänzungen und Fotos von der Stolpersteinverlegung: Günther Lübbers (Stand 17. Januar 2024) |
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| Foto: | Foto der Kennkarte 1939, NLA Aurich |
| Opfergruppe: | Juden |
| Quellen: | NLA Aurich Rep. 34c, 186a und 143 Rep. 248, Nr. 943 / Rep. 249b, Nr. 2930 / Rep. 248, Nr. 947 / Rep. 127, Nr. Acc 2010/064 Nr. 1449 / Rep., 54 Nr. 195 |
| Literatur: | |
| Patenschaft: | Günther und Elfriede Lübbers |
| Verlegetermin: | 21. Oktober 2016 |




