Abraham Jakob COHEN
geboren am 4. Oktober 1910 in Aurich
| Straße: | Marktstraße 16 |
| Todesdatum: | Unbekannt, |
| Todesort: | Quito, Equador |
| Abraham Jakob Cohen wird am 4. Oktober 1910 in Aurich als zweites Kind von Jakob Abraham Cohen (1877-1943) und Jette „Jettchen“ Hess aus Dornum (1890-1950).
Sein Vater Jakob Abraham Cohen wird am 24. Januar 1877 in Aurich geboren. Er ist das erste von vier Kindern seiner Eltern Abraham Jacob Cohen (1842 – 1933) und Betti geb. Driels (1848 – 1891). Seine Schwestern Friederike (1878 – 1933) und Caroline (1888 – 1942) ziehen nach Holland, sein Bruder Wolf Wilhelm Abraham Cohen (1881 – ) lebt in Aurich, arbeitet als Schlachter und gründet eine Familie. Jette Hess ist das 4. von 13 Kindern ihrer Eltern Moses Hess (1861-1932) und Bertha Hess geb. Wolffs (*1863). Eine Schwester von Jette, Eva Hess (*1893) heiratet einen Bruder von Jakob Abraham Cohen, Wolff Wilhelm Cohen (1881-1935). Jakob Abraham Cohen und seine Frau Jette haben zusammen sechs Kinder: Ihr erstes Kind, Moses Jacob Cohen (*14.09.1909) stirbt schon im Alter von 2 Jahren. Danach werden noch fünf Kinder geboren: Abraham Jakob (4.10.1910 Aurich – 4.06.1995 Quito, Equador), Moritz Moses Jakob (20.11.1911 Aurich – 1943), Betti verh. Valk (16.01.1913 Aurich – 6.10.1944 Auschwitz), Wolff Wilhelm (4.01.1915 Aurich – 31.12.1943 Australien) und Josef (25.03.1917 Aurich – 26.06.1941 Neuengamme). Die Ehe zwischen Jakob Abraham und Jette verlief offensichtlich nicht glücklich. Jakob Abraham Cohen berichtet später: „als er (1918) aus dem Krieg kam, habe er Joseph (sein jüngstes Kind, zu dem Zeitpunkt etwa 1 ½ Jahre alt) damals mit einem Kopfaussatz in einer Bremer Hautklinik gefunden, da seine Mutter ihn vernachlässigte und alle Kinder im Stich ließ, als sie ihm damals durchgegangen war.“ Wohin Jette „durchgegangen“ ist wissen wir nicht. Vermutlich gleich nach Italien, denn dort trifft sie 1936 ihren Sohn Abraham Jakob. 1940 hält sie sich in Mailand auf. Sie kann vor der Judenverfolgung in die USA fliehen und lebt mit ihrem zweiten Ehemann in Toledo, Ohio. Dort stirbt sie 1950. Als nach der Besetzung der Niederlande durch deutsche Truppen auch dort die Judenverfolgung einsetzt, werden Jakob Abraham Cohen und seine Frau Eva am 6. April 1943 in Westerbork interniert und am 20. April 1943 nach Sobibor deportiert. Vermutlich werden sie nach ihrer Ankunft ermordet. Ein genaues Todesdatum ist nicht bekannt. Über das Schicksal der Kinder von Jakob Abraham Cohen können wir Folgendes berichten: Sein zweites Kind Abraham Jakob konnte zunächst in die Niederlande fliehen. Sein Sohn Henry erzählt, dass sein Vater auf der Flucht aus Aurich zwei Soldaten erschosssen habe, die sein Haus bewachten. Die Niederlande lehnten einen von Deutschland gestellten Auslieferungsantrag ab, da Abraham Jakob in Selbstverteidigung gehandelt hätte. Er musste aber die Niederlande verlassen und ging nach Italien zu seiner Mutter. Dort heiratet er am 7.11.1936. Als auch in Italien die Situation für die Juden unsicher wird, flieht er mit seiner Familie nach Equador und wählte Quito als neuen Lebensort. Sein drittes Kind Moritz Moses Jacob erlernt den Beruf des Bäckergesellen. Er verlässt 1926 Aurich im Alter von 15 Jahren um drei Jahre in Köln zu leben und kehrt 1929 wieder zurück. Nach Aufenthalten in Assen und Berlin kehrt er immer wieder nach Aurich zurück. Im November 1933 verlässt er endgültig Aurich und zieht nach Den Haag in den Niederlanden. Dort lernt er seine Frau Ester Roffesa (*7.12.1912 Den Haag – 1943) kennen und heiratet sie. Ihre älteste Tochter Jettchen (benannt nach ihrer Großmutter) wird am 25.05.1939 noch in Den Haag geboren. Dann zieht die Familie nach Groningen um. Dort wird am 30.11.1942 ihre zweite Tochter Rika Jacoba geboren. Als nach der Besetzung der Niederlande durch deutsche Truppen die Judenverfolgung beginnt, wird Moses am 9.03.1943 in Westerbork interniert, seine Frau und 2 Kinder folgen am 6.04.1943. Am 13.04.1943 wird die gesamte Familie nach Sobibor deportiert und ermordet. Ein genaues Todesdatum ist nicht bekannt. Wolff Wilhelm Cohen , fünftes Kind von JakobAbraham Cohen, flieht noch rechtzeitig vor der Reichspogromnacht aus Aurich. Er flieht zunächst nach England. Als letzten Wohnort in England gibt er Loxton an. Im Jahr 1938 verlässt er England mit der „SS Orontes“ und erreicht Australien am 25.10.1938 im Hafen Oyster Harbour südlich von Perth. Am 23.10.1939 beantragt er die Einbürgerung (Form of Application for Registration, s. u.). Als Beruf gibt er „Fleischer“ an. Das sechste und jüngste Kind von Jakob Abraham Cohen, Josef Cohen, beginnt 1929 eine Schlosserlehre in Düsseldorf. Er arbeitet dann in verschiedenen Handlangertätigkeiten. 1937 wird er nach §175 zu 10 Monaten Haft verurteilt. Danach arbeitet er zunächst in Hamburg auf der Köhlbrand Werft, dann als Heizer auf verschiedenen Elbdampfern. Im September 1939 wird er verhaftet, am 29.04.1941 wegen Gewaltverbrechen und Rassenschande zum Tode verurteilt und am 26.06.1941 hingerichtet. Sein Fall ist ein Musterbeispiel für nationalsozialistische Willkürjustiz: Widersprüchliche Aussagen über den Tathergang der Notzucht wurden nicht berücksichtigt, in den Verhörprotokollen lässt sich eine Vorverurteilung des „Judenlümmels“ deutlich erkennen, Rechtverordnungen wurden rückwirkend auf seinen Fall angewendet und die sofortige Vollstreckung trotz bestehender Zweifel im Eilverfahren durchgesetzt. |
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| Opfergruppe: | Juden |
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| Patenschaft: | Gunther Siebels-Michel |
| Verlegetermin: | 27. Januar 2015 |
