Karoline Wolff verh. Zuker

Veröffentlicht: 12. Juli 2010 von westermayer in Verlegung

Karoline WOLFF verh. Zuker
geboren am 7. August 1920 in Aurich

Straße: Marktstraße 2
Todesdatum: Flucht nach Palästina
Todesort: überlebt
Karoline Wolff wird am 07. August 1920 als älteste Tochter des Schlachters Benjamin Wolff, genannt Benno, und seiner Ehefrau Regina Wolff, geb. Wolff in Aurich geboren. Beide Eltern sind in Aurich aufgewachsen und ihre Väter waren auch Schlachter.
Geheiratet haben Benno und Regina Wolff am 19. August 1919.  Sie wohnen in der Marktstr.2, in der sich auch die Schlachterei befindet.

Karoline Wolff hat zwei jüngere Schwestern: Fanni, die am 24. September 1921 geboren wird, und Selma, geboren am 15. Juni 1923. Die Kindheit der drei Schwestern mag bis 1933 noch unbeschwert gewesen sein – wie die vieler jüdischer Kinder in Aurich. In dem Haus Marktstr. 2 waren zwischen1926 und 1933  verschiedene Hausmädchen gemeldet, was auf einen gewissen Wohlstand der Familie schließen lässt.

Ab 1935 wurden jedoch die antijüdischen Schikanen im Handel immer stärker, und die Übernahme von jüdischem Haus- und Grundstückseigentum durch die Nationalsozialisten bringt viele jüdische Bürger dazu, Aurich zu verlassen.

Benno Wolff war 1932 noch, neben vielen christlichen Schlachtern, Mitglied der Fleischer-Zwangsinnung und bildete Lehrlinge aus. Aber nach der Pogromnacht vom November 1938 wird er bis zum 17. Dezember 1938 im KZ Sachsenhausen inhaftiert. Erst im Februar 1940 flieht er mit seiner Frau nach Düsseldorf. Von dort werden beide im November 1941 nach Minsk deportiert und haben das Lager dort nicht überlebt.

Karoline Wolff, die älteste Tochter, zieht im April 1936 mit knapp 16 Jahren nach Wuppertal-Elberfeld. Es konnte jedoch nicht ermittelt werden, wo und wie lange sie dort gelebt hat. Sie flieht später nach Palästina und heiratet dort Chjim Zuker. Sie selbst heißt nun Lina Zuker (Tzuker). 1944 wird ihre erste Tochter geboren, Nurit Zuker, und 1951 die zweite Tochter, Raaja Zuker. Beide Töchter heiraten später und bekommen jeweils drei Kinder. Nurit und Jaakov Golda (geb. 1943) sind die Eltern von Ran Golda, Gil Golda (geb.1967) und Dan Golda (geb. 1971).  Raaja und Meir Eshet (geb. 1948) haben ebenfalls drei Kinder: Iris Eshet (geb.1973), Nitzan Eshet (geb.1979) und Dikla Eshet (geb.1981).
Auch Karolines zwei Schwestern, Fanni und Selma Wolff, leben später in Israel. Von ihnen ist jedoch bekannt, dass sie zunächst nach Großbritannien geflohen sind.

Fanni Wolff hat Aurich im Juni 1937 verlassen und ist bis Februar 1939 in Mannheim geblieben. Dort lebte seit 1936 auch ihre Cousine Netta Kussel und die Tante von beiden, Auguste Sommer, die jüngste Schwester ihrer Mutter. Fanni war Hausangestellte bei dem Ehepaar Richard und Mia Neter, das am 5. Februar 1939 mit dem Ziel Tel Aviv ausgewandert ist. Bis zu dem Datum ist Fanni Wolff dort auch nur gemeldet.

Das Archiv der Jüdischen Organisation WJR (World Jewish Relief) in London hat bestätigt, dass es Informationen über Fannis Ankunft in GB gibt.  Später lebt sie in Israel, nennt sich dort Fani Tziporah Wolf und heiratet am 10. Oktober 1952 in Kiryat Motzkin Reuven (Ruben) Weitzner, der am 22. Dezember 1915 in Kalusz / Ukraine geboren wurde. Sie hat mit ihm einen Sohn, Michael Weizner (geb. 1954). Am 29. Dezember 1954 stirbt Fanni Weitzner mit 33 Jahren als junge Mutter in Kiryat Bialik. Ihr Mann Ruben Weitzner wird 91 Jahre alt, er stirbt am 15. November 2007 in Kiryat Bialik. Die Gräber von beiden sind in Tzur Shalom.
Karolines jüngste Schwester, Selma Wolff, geht Anfang Mai 1938 ebenfalls nach Mannheim und ist dort bis zum 10. Dezember1938 gemeldet. Sie gelangt mit einem „Kindertransport“ nach England. Durch „Kindertransporte“, die auch im Englischen so genannt werden, konnten vom Dezember 1938 bis zum Kriegsausbruch am 1. September 1939, nach einem Beschluss des britischen Parlaments, rund 10.000 jüdische Kinder aus Deutschland, Österreich und der Tschechoslowakei vor dem Holocaust gerettet werden.

Selma Wolff lebt zunächst als Studentin in Bournemouth und heiratet am 6.Oktober 1944 Josef Tandeciarz (späterer Name: Jo Tendi), der aus Polen stammt. 1945 bekommen sie einen Sohn, Stevan Tandi. Die Familie zieht ebenfalls nach Israel.

Recherche: Irmtraut Schulze-Rodenberg
Eingabe: Hans Jürgen Westermayer
(Stand 8.07.2022)
Foto:
Opfergruppe: Juden
Quellen: Staatsarchiv Aurich Rep. 248, Nr. 943
Adressbuch für Stadt und Kreis Aurich 1926
Habben, Johannes in: Reyer, Diekhoff, Die Juden in Aurich, Aurich, 1992, S. 124
Literatur:
Patenschaft: Günter Schulze
Verlegetermin: 16. November 2019

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