Simon Samson

Veröffentlicht: 11. September 2010 von westermayer in Verlegung

Simon SAMSON
geboren am 20. August 1857 in Aurich

Straße: Marktstraße 19
Todesdatum: 28. Februar 1942
Todesort: Emden

Simon Samson Foto der Kennkarte 1939 StA Aurich

Im Jahr 2012 besuchte Joram Samson aus Berlin mit seiner Frau und seinem Sohn Aurich. Günther Lübbers hat sie durch die Stadt geführt, ich habe sie auf den jüdischen Friedhof begleitet, auf dem sein Großvater Jakob 1934 begraben wurde. Sein Großvater war der Bruder von Simon und Minka.  Jakob lebte in der Nürnburger Straße 24. Jakobs Sohn Hugo gelang die Emigration und Flucht 1939 nach Palästina, er heiratete dort. Joram wurde 1950 in Petach Tikva, Israel geboren. 1956 kehrte die Familie nach Deutschland zurück, nach Berlin.
Joram Samson hat die Verfolgung und Entwürdigung seiner Familie nicht vergessen. Nur sein Vater überlebte den Holocaust. Joram Samson kam 2012 nach Aurich, um den Ort der Verfolgung seiner Familie kennen zu lernen. Und auch, um als Erbberechtigter die Häuser und die Bankguthaben nach seinem Großvater, Vater und Großonkel Simon Samson zurückzufordern. Für ihn sind die Entschädigungsverfahren in der Nachkriegszeit nicht „gerecht“ verlaufen. Er verlangte, so sagte er „Gerechtigkeit“. Die Ostfriesischen Nachrichten und die Ostriesen Zeitung haben im Herbst 2012 ausführlich darüber berichtet. Ich möchte die rechtlichen, die juristischen Sachverhalte hier außen vor lassen. Mir wurde bei der Begegnung mit diesem auch humorvollen Menschen sehr klar, dass die Verlegung von Stolpersteinen nicht das Letzte ist, was getan werden muss.Simon Samson wurde am 20. August 1857 als Sohn von Rahel Jacob Wolff und Hartog Simon Samson in Aurich geboren. Sein Vater war Schlachter und so wurde er – wie auch sein Bruder Hartog – Schlachter. Mit seiner älteren Schwester Minka (geb. 13.7.1856) betrieb er in der Marktstraße 19 ein kleines Schlachtergeschäft, gemeinsam mit seiner Schwester wohnte er auch hier. Simon hatte nicht geheiratet, so führte ihm seine Schwester, die ebenfalls nicht heiratete, den Haushalt. Weitere Geschwister von Simon Samson:
Jacob wohnte mit seiner Familie in der Nürnburger Str. 24 und verstarb am 9.5.1934 in Aurich (siehe Stolperstein dort).
Schewa Hartog Samson, geb. 28.5.1859, verstorben 31.3.1879
Abraham Hartog Samson, geb. 29.6.1863, verstorben 12.3.1864Simon und Minka wurden gezwungen, im März 1940 Aurich zu verlassen. Ostfriesland sollte zum 1. April 1940 „judenfrei“ sein. Älteren Menschen wurde allerdings `gestattet`, in Emder Altersheime zu übersiedeln. Die 83jährige Minka wird am 18. März 1940 aus Aurich vertrieben und in das Emder Altersheim in der Klaas-Tholen Straße 19 gebracht.
Simon, 84 Jahre alt, wird am 29. März 1940 in das Emder Altersheim in der Schoonhovenstraße gebracht. Minka überlebt die Zwangsumsiedlung nicht. Sie stirbt im Emder Altersheim noch im Jahr 1940.  Simon erleidet noch ein weiteres Jahr die unwürdigen Zustände. Dann werden auch die Insassen des Emder Altersheims deportiert. Vorher mussten sie sämtliche in ihrem Besitz befindlichen Wertgegenstände und Geld abliefern. Simon Samson verließ mit 121 weiteren Insassen am 23. Oktober 1941 in einem Transportzug Emden, am 24.  Oktober wurde Berlin erreicht, einige Tage später der Bahnof Radegast im Ghetto Litzmannstadt (in der polnischen Stadt Lodz).  Simon Samson stirbt am 28. Februar 1942 im Ghetto Litzmannstadt. Das geht aus einer Karteikarte/Abmeldekarte hervor, die Rolf Uphoff mit Schülern im Staatsarchiv von Lodz entdeckte.Simon Samson hatte sein Haus verkaufen müssen.  Am 1. Juli 1940 hatte ein Vermittler einen Käufer gefunden. Der Kaufpreis in Höhe von 1.800 Reichsmark wurde einem Notar überwiesen, Simon Samson hatte nie Zugriff darauf. Sein Konto bei der Sparkasse Aurich Norden ging verloren.

Der Bahnhof Radegast anlässlich einer Gedenkfeier zur Befreiung des Gettos Litzmannstadt im Jahre 2019.

Die Stolpersteine vor dem Haus Marktstraße 18.

Recherche: Astrid Parisius
Eingabe: Hans Jürgen Westermayer
(Stand 10.09.2019)
Fotos:  Günther Lübbers
Opfergruppe: Juden
Quellen:
Literatur:
Patenschaft: Jann Willms
Verlegetermin: 14. November 2013

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