Gelli WOLFFS verh. Griffiths
geboren am 31. August 1908 in Aurich
| Straße: | Wallstraße 12 |
| Todesdatum: | Überlebt, Flucht nach England 22.August 1939 |
| Todesort: | |
| Gelli Wolffs, geb. 31.08.1908, ist die Tochter von Sarah Wolffs (geb. 20.10.1878) und dem Viehhändler und Schlachter Simon Cossmann Wolffs (geb. 14.9.1877). Ihre Eltern heiraten 1907 in Aurich.
Die Wallstraße 12 gehört zu diesem Zeitpunkt noch Selig Wolff Wolffs, einem Bruder von Sarah. Nebenan, in der Wallstraße 14 wohnte übrigens Sarahs Bruder Abraham Wolff Wolffs (Malermeister), der letzte Synagogenvorsteher in Aurich (vertrieben aus Aurich 1940, Emden, September 1942 Chelmno). Im Jahr 1908 wird Edith, die erste Tochter des Ehepaares, geboren und ein Jahr später ihre zweite Tochter Gelli. Sarahs Ehemann Simon Cossmann verstirbt am 16.03.1912 an „Herzschwäche“, er wird nur 34 Jahre alt. Sarah Wolffs zieht ihre beiden Töchter Edith und Gelli alleine groß. Spätestens 1920 überträgt ihr Bruder Selig Wolff Wolffs ihr das Haus. Sie betreibt ein kleines Geschäft als „Kleinhändlerin“ (Kurzwaren, Billigwaren). Im Erdgeschoss befindet sich der Ladenraum und eine Küche, im 1.Stock gibt es drei weitere Räume. Gelli wird ihrer Mutter vornehmlich im Geschäft und im Laden geholfen haben. Ihre Mutter Sarah musste Ende Februar 1940 Aurich verlassen – ihre Schwester Edith, deren Mann Paul und deren Sohn Siegfried folgten ihr im März nach Essen. Gemeinsam wurden sie von dort ab Düsseldorf am 22. April 1942 nach Izbica (Lublin) deportiert. Dort verlieren sich ihre Spuren: Izbica war ein Durchgangslager für die Vernichtungslager in Sobibor und Belzec. Es ist davon auszugehen, dass sie ermordet wurden. Gelli ist die einzige Überlebende dieser Familie, da sie 1939 nach England emigrieren konnte. 1946 stellt Gelli einen ersten Antrag auf Rückerstattung des enteigneten Vermögens. Obwohl sie in finanziell knappen Verhältnissen lebt, reist sie 1950 nach Aurich, um ihre Ansprüche auf das Haus und die Möbel und Waren, die während des Novemberpogroms 1938 entwendet wurden, geltend zu machen. Im Oktober 1950 zieht sie den Anspruch auf Rückerstattung der Gegenstände, wieder zurück, da sich deren Verbleib nicht mehr klären lässt. Was das Haus anbetrifft, so kommt es im November 1950 vor dem Landgericht Aurich zu einem Vergleich. Das Haus in der Wallstraße 12 war „… aufgrund der 11. Durchführungsverordnung zum Reichsbürgergesetz vom 25.11.1941 durch Verfügung des Oberfinanzpräsidenten Düsseldorf vom 26.5.1942 entschädigungslos zugunsten des Deutschen Reiches eingezogen worden.“ Im April 1942 war ihre Mutter und Eigentümerin Sarah Wolffs nach Izbica deportiert worden, damit befand sie sich im Ausland und das Deutsche Reich konnte aufgrund der Gesetzeslage im Mai 1942 ihr Haus einziehen. Noch 1942 kann ein Auricher vom Oberpräsidenten Weser-Ems /Finanzamt Aurich das Haus in der Wallstraße 12 für 2.600 RM erwerben. Kein Wunder, dass er die Ansprüche der Gelli Griffith zunächst zurückweist. Im November 1950 endlich wird ein Vergleich geschlossen. Gelli Griffith erhält 3.000 DM, dafür geht das Haus in das Eigentum des neuen Besitzers über. Den Betrag kann er über zwei Jahre hinweg abzahlen. Gelli richtet zu diesem Zweck ein Konto bei der Sparkasse Aurich-Norden ein. Sie kehrt nach England zurück und betritt nie wieder ihren Geburtsort. |
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| Recherche: Astrid Parisius Eingabe: Hans Jürgen Westermayer (Stand 10.09.2019) |
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| Opfergruppe: | Juden |
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| Patenschaft: | Sparkasse Aurich-Norden |
| Verlegetermin: | 5. Dezember 2015 |
