Sara WOLFFS geb. Wolffs
geboren am 20. Oktober 1878 in Aurich
| Straße: | Wallstraße 12 |
| Todesdatum: | Unbekannt, Deportation nach Izbica am 22. April 1942 |
| Todesort: | Izbica |
| Sarah Wolffs (geb. 20.10.1878) ist die Tochter von Wolf Selig Wolffs und Eva Abraham Wolffs, geb. Wolffs. Sie heiratet 1907 den Viehhändler und Schlachter Simon Cossmann Wolffs (geb. 14.9.1877) in Aurich. Die Wallstraße 12 gehört zu diesem Zeitpunkt noch Selig Wolff Wolffs, einem Bruder von Sarah. Nebenan, in der Wallstraße 14 wohnte übrigens Sarahs Bruder Abraham Wolff Wolffs (Malermeister), der letzte Synagogenvorsteher in Aurich (vertrieben aus Aurich 1940, Emden, September 1942 Chelmno).
Im Jahr 1908 wird Edith, die erste Tochter des Ehepaares, geboren und ein Jahr später ihre zweite Tochter Gelli. Sarahs Ehemann Simon Cossmann verstirbt am 16.03.1912 an „Herzschwäche“, er wird nur 34 Jahre alt. Sarah Wolffs zieht ihre beiden Töchter Edith und Gelli alleine groß. Spätestens 1920 überträgt ihr Bruder Selig Wolff Wolffs ihr das Haus. Sie betreibt ein kleines Geschäft als „Kleinhändlerin“ (Kurzwaren, Billigwaren). Im Erdgeschoss befindet sich der Ladenraum und eine Küche, im 1.Stock gibt es drei weitere Räume. Saras Tochter Gelli hält sich von Mai bis August 1939 in Hannover auf. In dieser Zeit muss ihr Entschluss gefallen sein, nach England zu emigrieren. Schon am 22. August 1939 verlässt sie Aurich und heiratet noch im selben Jahr den Engländer William Henry Griffiths, einen „armen Telegraphenvorarbeiter“. Sie leben in Oswestry, einem kleinen Ort der Grafschaft Shropshire, in den West-Midlands in der Nähe zu Wales. Am 9./10.November 1938 (Novemberpogrom) bleiben auch das Geschäft und die Wohnräume von Sara nicht von den Plünderungen verschont. Ihre Tochter Gelli versucht in der Nachkriegszeit vergeblich eine Entschädigung zu erhalten. Sie gibt an, dass Waren im Wert von 4.000 RM und Möbel, Wäsche, Kleidung und Schmuck im Wert von 8.000 RM entwendet wurden. Ein Auricher Bürger sei mit einem kleinen Lastwagen vorgefahren und habe das Wohnhaus leergeräumt. Für dieses „nicht identifizierbares Vermögen“ (Rep. 251, 723), wie es später im Rückerstattungsverfahren heißt, wird Gelli keine Entschädigung erhalten. Sarahs Tochter Eva, genannt Edith, geb. 5.10.1909, sucht sich auch außerhalb Aurichs Arbeit. Mit 18 Jahren geht sie im Sommer 1929 nach Oldenburg (Mai 1928 bis August 1929). Von August 1931 bis April 1932 arbeitet sie in Leuwarden in Holland (18.8.1931 bis 15.4.1932). Wo und wie sie ihren späteren Ehemann Paul Frank, ein Landwirt und Arbeiter, aus Werlte kennengelernt hat, lässt sich nur vermuten. Beziehungen der Familie Frank aus Werlte nach Aurich muss es schon früh gegeben haben. Ein jüngerer Bruder von Paul – Karl Frank, geb. 1914 – ist als Auszubildender schon 1929 in Aurich, er wohnt in der Norder Straße. Und Kurt Frank, geb. 1923, wohnt 1938 bei seiner Großmutter Sarah in der Wallstraße 12 und geht in Aurich vermutlich zur Schule /in die kaufmännische Lehre. Am 17.5.1935 heiraten Edith Wolffs und Paul Frank. Noch im selben Jahr zieht sie zu ihrem Ehemann und dessen Familie ins Emsland. Ihr Sohn Siegfried kommt am 4.06.1936 in Werlte zur Welt. Paul wird nach den Pogromen im November 1938, wie die jüdischen Auricher Männer, in das KZ-Sachsenhausen gebracht, wo er bis zum 17. Dezember 1938 gefangen gehalten wird. Spätestens am 28.6.1939 zieht die kleine Familie in Ediths Geburtsort Aurich zurück, in die Wallstraße 12. Am 18. Februar 1940 meldet sich Sara Wolffs (62 Jahre alt) nach Essen ab, wenige Tage später folgen ihre Tochter mit Ehemann und Kind. Sie finden Zuflucht in der Schutzwehr 24. Ein gutes Jahr später erfolgt ihre letzte Reise. In den Akten heißt es: „Am Mittwoch dem 22.4.1942, 11.06 Uhr, hat Transportzug Nr. Da 52 den Abgangsbahnhof Düsseldorf-Derendorf in Richtung Izbica mit insgesamt 941 Juden verlassen.“ [LAV NRW R, Mikrofilm A 28/2]. Zur Deportation nach Izbica am 22. April 1942: Im Herbst 1941 verschleppten die Nationalsozialisten bei Deportationen aus dem Regierungsbezirk Düsseldorf die ersten Essener Juden nach Lodz und Minsk. Auf der Wannsee-Konferenz im Januar 1942 fiel die Entscheidung, alle Juden im deutschen Herrschaftsbereich zu vertreiben und zu ermorden. Die Gestapo bereitete für April 1942 einen weiteren Transport „nach Osten“ vor. Bombenangriffe auf Essen in der Nacht vom 12. zum 13. April 1942 veranlassten die Gestapo, viele der so genannten Judenhäuser zu räumen und die jüdischen Bewohner sofort in die leer stehenden Baracken am Holbeckshof einzuweisen. Nach wenigen Tagen wurden sie zusammen mit insgesamt 350 Essener Juden von hier nach Izbica im heutigen Ostpolen mit der Reichsbahn deportiert. In den nächsten Monaten ermordete die SS alle Deportierten. |
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| Recherche: Astrid Parisius Eingabe: Hans Jürgen Westermayer (Stand 10.09.2019) |
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| Opfergruppe: | Juden |
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| Patenschaft: | Sparkasse Aurich-Norden |
| Verlegetermin: | 5. Dezember 2015 |

