Minna HARTOG geb. Jacobs
geboren am 7. Oktober 1854 in Börger Krs. Hümmling
| Straße: | Osterstraße 11 |
| Todesdatum: | 7. Januar 1937 |
| Todesort: | Sögel |
| Minna Hartog ist eine geborene Jacobs. Sie stammte nicht aus Aurich, sondern wurde in Börger, Kreis Hümmling, im Emsland geboren.
Ihre Eltern waren David JACOBS (*30.07.1821 in Sögel, +18.07.1893) und Rika FRANK (*15.05.1834 in Lathen, +18.07.1916 in Sögel). Minna war die Älteste von vier weiteren Schwestern und vier Brüdern. (Nachweisen konnte ich, dass zwei von ihnen in Theresienstadt umkamen.) Am 28.11.1888 heiratete sie den Auricher Kaufmann Philipp Abraham Hartog (geb. 10.6.1840 bis 3. März 1927) und zog zu ihm nach Aurich. Zu der Zeit war sie 34 Jahre alt, ihr Ehemann schon 48. Es war durchaus nicht ungewöhnlich, dass jüdische Familien aus Aurich in den Orten im Emsland ihre Ehepartner suchten. Ihr Ehemann Philipp hatte ein Jahr zuvor dieses Haus in der Osterstraße gekauft und betrieb dort ein Geschäft für Herrenausstattung (Manschettenknöpfe, Hemden, Fliegen, Krawatten usw.) und Schuhwaren. Drei Jahre später kam ihr Sohn Adolf Philipp (5.04.1891) zur Welt. Er sollte das einzige Kind bleiben. Später übernahm der Sohn das Geschäft des Vaters. Auch Adolf suchte und fand wie sein Vater die Ehefrau im Emsland, im Hümmling, in Sögel: am 04.12.1920 heiratete er dort Bertha JACOB(S). 1927 starb Berthas Ehemann im hohen Alter von 87 Jahren. Minna wurde mit 73 Jahren Witwe. Das Verkaufsgeschäft war schon seit 1910 auf den Sohn überschrieben worden, der Grundbesitz, das Haus mit einem kleinen Garten jedoch gehörte weiterhin Minna Hartog. Doch das Geschäft der Hartogs geriet in finanzielle Schwierigkeiten. Ob das den wirtschaftlichen Krisen der 20er Jahre geschuldet war und inwieweit dies durch die Repressionen des nationalsozialistischen Regimes verschärft wurde, lässt sich nur vermuten. Jedenfalls wurden 1928, 1930 und 1934 Hypotheken auf Haus und Grundstück aufgenommen. Am 10. Juli 1936 verkaufte Minna das Grundstück und die Ladeneinrichtung an einen Auricher für 22.750 RM. Ausbezahlt wurden ihr direkt 1.000 RM. Da auf das Haus und das Geschäft Kredite aufgenommen worden waren, blieben nur noch gut 6.000 RM zusätzlich übrig. Vermutlich gab sie dieses Geld an ihren Sohn und dessen Familie weiter. Zu diesem Zeitpunkt war sie bereits erblindet, so dass der Privatier Salomons und Lotte Wertheim beim Verkauf assistierten. Ihr Sohn und seine Familie verließen noch im August 1936 Aurich und zogen nach Wuppertal-Elberfeld. [Die Familie wurde am 7.5.1942 in Chelmno ermordet.] Entgegen den Behauptungen eines Zeugen ist Minna nicht mit ihnen gezogen. Sie war immerhin schon 73 Jahre alt. Stattdessen suchte sie Zuflucht in ihrer alten Heimat im Emsland und zog zurück nach Sögel (Bahnhofstr. 140), wo noch ein Bruder von ihr lebte. Die Reichspogromnacht musste sie nicht mehr erleben und auch nicht die Verfolgung und Ermordung ihrer Familie. Sie starb am 7. Januar 1937. Ein ruhiger Lebensabend war ihr nicht vergönnt gewesen. |
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| Recherche: Astrid Parisius Eingabe: Hans Jürgen Westermayer (Stand 6.12.2019) |
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| Opfergruppe: | Juden |
| Quellen: | – Holger Lemmermann: Die jüdische Bevölkerung von Sögel, Werlte und Lathen, in: http://lemmermann-genealogie.de – NLA AU Rep. 121 Nr. 851; Rep. 107 Nr. 2961; Dep. 34 C Nr. 1203/1 |
| Literatur: | |
| Patenschaft: | Abi-Jahrgang 1963 (Gymnasium Ulricianum Aurich) |
| Verlegetermin: | 23. Oktober 2017 |
