Max Sternberg

Veröffentlicht: 15. Dezember 2010 von westermayer in Verlegung

Max STERNBERG
geboren am 26. Mai 1889 in Aurich

Straße: Osterstraße 18
Todesdatum: 1938 Flucht in die USA, verstorben 23.04.1969
Todesort: Baton Rouge, Louisiana, USA
Eine Gruppe von Jugendlichen der Kirchengemeinde Victorbur hat zur Geschichte der Familie Sternberg recherchiert. Hier ihre Ergebnisse:

Max Sternberg, geboren am 26.05.1889 in Aurich, war der älteste Bruder von Erich Sternberg. Auch Max setzte die Tradition der Auricher Textilkaufleute Sternberg fort und stieg in das elterliche Geschäft mit ein. Er heiratet Frieda Wolff, geboren am 24.07.1894. Seine Frau Frieda (oft genannt „Ida“) Wolff, geboren am 24.07.1894, stammte ebenfalls aus Aurich. Sie hat viele ihrer engsten Verwandten im Holocaust verloren, ein Bruder Moritz starb 1942 im Ghetto Lodz, eine Schwester Erna im KZ Stutthof bei Danzig.
Die Eheleute Max und Frieda Sternberg haben einen Sohn: Manfred Sternberg wurde am 25. Dezember 1921 in Aurich.

Mitte der 1930er Jahre hatte sich Max Sternberg endgültig entschlossen, das elterliche Geschäft so gut wie möglich in Aurich weiterzuführen, selbst angesichts der immer stärker werdenden Bedrohungen durch die Nazis. Er wollte sich auch gerne um seine kranke Mutter Röschen kümmern.

Der Lebensweg des Sohnes Manfred steht beispielhaft für die Sorge der jüdischen Familien um die Zukunft ihrer Kinder. Was war Mitte der 1930er Jahre richtig? Sollte man die Familie um jeden Preis zusammenhalten, selbst bei Lebensgefahr? Oder die Kinder an einen sicheren Ort schicken und so eventuell die Trennung für immer zu riskieren? Max und Ida Sternberg wollten nichts lieber, als ihren einzigen damals 14jährigen Sohn Manfred bei sich in Aurich zu behalten. Andererseits erlebten sie rund um sich herum so viel Schreckliches, das den jüdischen Familien angetan wurde, dass sie auch ahnten, welches Risiko sie damit eingingen.
Die Verwandten Mel und Ethel Sternberg in New Orleans, die Manfreds Onkel Erich bei seinem Start so sehr unterstützt hatten, bedrängten Max und Ida, ihren Sohn doch zu ihnen nach New Orleans zu schicken. Sie hatten selbst keine Kinder und wollten Manfred gerne nach Kräften unterstützen und ihm eine gute Ausbildung ermöglichen. Doch die Eltern Max und Ida konnten sich nicht entscheiden.

Schließlich kam es 1937 doch zur Auswanderung Manfreds. Seine Eltern blieben immer noch in Aurich, doch sein Onkel Leo Sternberg aus Emden, hatte sich mit seiner Familie auch zur Auswanderung nach Amerika entschlossen.
Im April 1937 findet sich Manfreds Name auf der Passagierliste des Dampfers „Washington“, mit seiner Tante Recha aus Emden. Recha und Leo Sternbergs Töchter nahmen Manfred unter ihre Fittiche und die drei landeten wohlbehalten bei ihren Verwandten in New Orleans, die sie auf die Weiterreise nach Baton Rouge in Louisiana vorbereiteten.
Noch war Manfred allein unterwegs in Amerika, doch quasi in letzter Minute entschlossen sich seine Eltern Max und Frieda mit Manfreds Großvater, dem schon 81jährigen Jakob Sternberg, auch zur Auswanderung. Wir haben ihre Namen auf der Passagierliste des Dampfers „Queen Mary“ gefunden, der am 6. Juni 1938 New York erreichte.

Nach seinem Schulabschluss besuchte Manfred drei Jahre lang ein College, später die Louisiana State Universität in Baton Rouge. Kurz danach brach der Zweite Weltkrieg aus und der junge Manfred Sternberg wurde in den USA zum Militärdienst eingezogen. Am 15. Februar 1943 wurde er zum Dienst in der US-Army einberufen und am 20. Dezember 1945 aus dem Militärdienst entlassen.
Am 10. Juli 1955 heiratete Manfred Audrey Lehmann, deren Eltern in North Carolina lebten. Audreys Großvater war schon früh aus Westpreußen nach Amerika ausgewandert. Das Ehepaar blieb wie so viele andre Verwandte in Baton Rouge ansässig und Manfred Sternberg arbeitete in der Immobilienverwaltung.
Manfred Sternberg wurde nur 49 Jahre alt und starb am 12. Januar 1971. Sein Grab liegt auf dem Friedhof „Hebrew Rest Cemetery“ in New Orleans, Louisiana.

Max Sternberg verstarb am 23.04.1969, seine Ehefrau Frieda am 7.04.1986 im Alter von 91 Jahren.

Recherche: Jugendliche der Kirchengemeinde Victorbur
Eingabe: Hans Jürgen Westermayer
(Stand 5.10.2021)
Foto:
Opfergruppe: Juden
Quellen: Niedersächsisches Landesarchiv Aurich Rep. 91, Nr. 263 OL C 1
www.ostfriesischelandschaft.de/fileadmin/user_upload/BIBLIOTHEK/Dokumente Adressbuch_Aurich_1926.pdf
Polk`s Greater Baton Rouge City Directory 1943, R.L. Polk & Co Publishers, 202 Thomas Bldg, Dallas 1, Texas. Copyright 1943.
Literatur: Hans J. Sternberg: Von Ostfriesland nach Louisiana. Flucht einer jüdischen Familie, Auszug des Buches „We were merchants“, hrsg. v. Rainer Wehlen und der DIG, Aurich 2012.
Patenschaft: Paul Sternberg
Verlegetermin: 5. Oktober 2021

 

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.