Jakob WOLFF
geboren am 3. Juli 1902 in Aurich
| Straße: | Osterstraße 27 |
| Todesdatum: | Flucht nach Argentinien 1938, verstorben 1982 |
| Todesort: | Buenos Aires |
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Jakob Wolff wird am 3. Juli 1902 als Sohn des Schlachters und Viehhändlers David Levin Wolff (1847-1911) und seiner Frau Marianne geb. von Oss (1855-1931) in Emden geboren. Jakob ist das jüngste von 15 Kindern. Fünf seiner Geschwister sterben bereits im Kindesalter. Sieben Geschwister werden Opfer des Völkermordes an den Juden. Nur drei der Kinder, darunter Jakob, können vor dem Naziterror noch rechtzeitig fliehen. Jakobs Eltern wohnen in der Wallstraße 16. Sein Vater stirbt 1911 im Alter von 64 Jahren. Jakob ist zu diesem Zeitpunkt erst 9 Jahre alt. Seine Mutter und die älteren Geschwister kümmern sich um ihn. Später arbeitet er zusammen mit seinem Bruder Julius im Haus der Eltern als Viehhändler (Einwohnerverzeichnis 1926). und zieht im März 1933 zu seinem Bruder Julius Wolff in die Norder Str. 18. Jakob heiratet 29.11.1933 die 10 Jahre jüngere Herta Ronsheim (*12.11.1902) aus Abterode im Kreis Eschwege. Zwei ihrer Kusinen, auch wohnhaft in Abterode, heiraten ebenfalls nach Aurich. So heiratet Rosi Ronsheim 1938 den Auricher Arzt Dr. Manfred Hoffmann und deren Schwester Bettina den Auricher Siegfried Wolff. Hertas Eltern sind Moses (1870-1935) und Ida Ronsheim geb. Laub (*1874). Herta hat einen älteren Bruder Max Ronsheim (*20.04.1900). Jakob und Herta ziehen gleich nach ihrer Eheschließung im November 1933 in die Osterstraße 27 und wohnen dort für dreieinhalb Jahre. Am 30.08.1934 wird ihr Sohn Dietz geboren. Im August 1938 gelingt Jakob mit Frau und Sohn die Flucht nach Argentinien. Die Reichspogromnacht müssen sie nicht miterleben. Anders ergeht es Hertas Bruder, dem Viehhändler Max Ronsheim, in Abterode. Er wird in der Reichspogromnacht durch die Stadt gehetzt und beinahe von der Empore der Synagoge gestützt, wenn der Pfarrer des Ortes nicht eingeschritten wäre. Bei der ersten Woche der Begegnung in Aurich im Jahr 1992, zu der frühere jüdische Einwohner Aurichs und deren Angehörige aus aller Welt eingeladen sind, kommt auch Dietz/Diego Wolff mit seiner Frau Dora nach Aurich. Davon gibt es einige Fotos. Genaueres über sein Leben in Buenos Aires und über das seiner Eltern konnten wir zunächst nicht in Erfahrung bringen. Mit Hilfe von Tito Wolff – ganz herzlichen Dank dafür an dieser Stelle, lieber Tito! – konnten wir Kontakt zu einer Tochter von Diego, zu Irene Wolff, herstellen. Sie freute sich sehr über den Kontakt zu uns und nimmt über Videotelefon an der Verlegung der Steine für ihren Vater und ihre Großeltern teil. Von Irene Wolff bekamen wir dann viele Informationen über den weiteren Lebensweg der Familie in Buenos Aires. Jakob, Herta und ihr Sohn Diego Wolff kommen am 19.09.1938 mit dem Schiff GROIX aus Hamburg in Buenos Aires in Argentinien an. Eine Passagierliste, auf der sich ihre Namen finden, ist noch erhalten. Auch Hertas Kusine Bettina und ihr Ehemann Siegfried Wolff befinden sich an Bord der GROIX. Nach ihrer Ankunft bleiben sie zunächst im „Hotel de los immigrants“. Hier konnten direkt am Hafen bis zu 4.000 Einwanderer vorübergehend untergebracht werden. Nach einigen Tagen finden sie in der Stadt eine Unterkunft. Jakob findet zunächst Arbeit in einem Vorort von Buenos Aires und betreibt später ein Feinkostgeschäft namens „Spineto“ auf einem Markt. Am 29.12.1943 bekommen Herta und Jakob Wolff einen zweiten Sohn. Er wird Mario José genannt. Mit seiner Frau Ana hat er eine Tochter, Roxana Hilda, geboren 26.06.1970. Sie ist verheiratet mit Sergio Dobzewicz und hat zwei Kinder, Kevin and Shirly. Diego Wolff ist 1938 bei der Ankunft in Argentinien vier Jahre alt. Er muss zunächst für einige Monate mit einer schweren Bindehautentzündung im Krankenhaus behandelt werden. Nach dem Abitur richtet sich Diego im hinteren Teil seines Elternhauses eine Metallwerkstatt ein. Im Laufe der Zeit, mit viel Mühe und Arbeit, gründet er eine Autoteilefirma. Diegos große Leidenschaft ist der Wasserballsport. Er ist sehr talentiert, trainiert fleißig und wird 1959 sogar in die Argentinische Wasserball Nationalmannschaft aufgenommen. Auf der Position des Torhüters gewinnt er mit der Nationalmannschaft bei den Panamerikanischen Spielen 1959 die Silbermedaille und 1963 die Bronzemedaille. Er nimmt 1960 auch an den Olympischen Spielen in Rom teil. Als herausragender Schwimmsportler wird er in der „International Swimming Hall of Fame“ in Fort Lauderdale, Florida, geehrt. Diego heiratet am 26.12.1959 Doris Lowenstein, nun Dora genannt. Sie ist Tochter deutsch-jüdischer Einwanderer, die ebenfalls vor dem Nazi-Terror aus Deutschland geflohen waren. Diego und Dora haben 2 Kinder: Irene und Eduardo. Irene, geboren am 3.07.1963, ist Sportlehrerin und arbeitet als Lehrerin und Studienleiterin. Sie ging in diesem Jahr (2021) in den Ruhestand. Irene ist mit Eduardo Katzenell verheiratet, Sohn eines österreichischen Vaters und einer deutschen Mutter, die aufgrund ihres jüdischen Status aus ihrer Heimat geflohen sind. Sie haben 2 Kinder: Nicolas, 25 Jahre, studiert Ernährungswissenschaft und Micaela 21 Jahre alt, studiert Betriebswirtschaftslehre. Das zweite Kind von Diego und Dora, Eduardo German, geboren am 11.10.1965, ist klinischer Arzt und arbeitet in einer renommierten Klinik in der Stadt Buenos Aires. Er ist mit Laura Solari verheiratet, sie haben keine Kinder. Diegos Mutter Herta verstirbt 1968 im Alter von 56 Jahren, sein Vater Jakob 1982 im Alter von 80 Jahren. Beide sind in Buenos Aires bestattet. Diego Wolff stirbt im Jahr 2010 im Alter von 76 Jahren. |
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| Recherche und Eingabe: Hans Jürgen Westermayer (Stand 5.10.2021) |
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| Opfergruppe: | Juden |
| Quellen: | Judenregister Aurich, Rep. 248, Nr. 943, S. 188, Nr. 255 Meldekarte, NLA Aurich geni.com (Familiendatenbank) Informationen von Irene Wolff |
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| Patenschaft: | Bündnis 90/Die Grünen, Ortverband Aurich |
| Verlegetermin: | 5. Oktober 2021 |




