Abraham Josef Samson

Veröffentlicht: 28. Dezember 2010 von westermayer in Verlegung

Abraham  Josef SAMSON
geboren am 15. September 1870 in Sandhorst

Recherche: Jörg Peter
Eingabe: Hans Jürgen Westermayer
(Stand 23.03.2016)

Straße: Esenser Straße 107 (füher: Sandhorst 8, Coldehörn)
Todesdatum: Unbekannt (Deportation nach Auschwitz am 26.10.1944)
Todesort: Auschwitz

Abraham Josef Samson (Foto der Kennkarte, StA Aurich)

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Abraham Samson wurde am 15.09.1870 als jüngstes von fünf weiteren Geschwistern geboren. Sein Vater war Joseph Hartog Samson *13.12.1822, seine Mutter Esther Benjamin Wolff. Sie wohnten in Aurich Sandhorst Gut Coldehörn.
Abraham Samson heiratet Hedwig Goldschmidt. Das Paar bekommt zwei Kinder Julius *1907 und Emmy *1908. Der Sohn Julius geht Ostern 1917 auf das Ulricianum und ist für die Übernahme des Viehhandelsgeschäfts bestimmt.
1926 kauft Abraham Samson zusammen mit seinem Bruder Ruben das Gut Coldehörn (s. Foto unten), welches von weiträumigen Ländereien nördlich der Straße Am Tiergarten bis zur Alten Ehe im Westen, umgeben ist. Die anderen Brüder Bendit und Herz haben Nießbrauchsrecht. Zugleich hat Abraham Samson das halbe Besitzrecht am Haus Zingelstraße 3, die andere Hälfte wiederum Ruben.
Diese Samsons waren Viehhändler und Schlachter. Landwirte auch soweit es das Aufstellen und Versorgen der gekauften Tiere betraf. Abraham Samson mit seinen drei Brüdern führen einen sehr prosperierenden Viehhandel und Schlachtbetrieb. Frühere Gewerbesteuerlisten und auch die heute noch existierenden Bauten, wie z.B. die Villa Zingelstraße 3 und der Schlachthof (heute JUZ) mögen davon Vorstellung geben.
Abraham Samson muss seinen ganzen Betrieb aufgrund der behördlichen Berufsverbote auflösen und am 3.08.1938 ein erstes Stück Land verkaufen. Es ist eine Parzelle auf der heute das Ostfrieslandhaus und zwei Marinewohnhäuser an der Weddigenstraße stehen. Er verkauft sie an die benachbarte Reichsmarineverwaltung für 80 Pf/qm insgesamt für 14.064 RM. In der letzten Zeit der Auricher Juden gab es nur im Haus Coldehörn ein Telefon für alle noch in Aurich wohnenden Juden. Nur dieses durften sie benutzen.
1938 geht ihre Tochter Emmy nach Dortmund und heiratet einen Siegfried Stern. Die Eltern Samson ziehen schon Ende 1939, noch vor dem zwangsweisen Wegzug aller Juden im Februar 1940, nach Dortmund. Am 24. November 1939 heiratet sein Sohn Julius in Aurich Dina Buxbaum aus Rennertehausen.
Abraham Samson und sein Bruder Herz sind Trauzeugen (s. u., Urkundenausschnitt). Das Ehepaar Samson wohnt in Dortmund in der Saarlandsraße 71, ein Judenhaus der damaligen Zeit.Der Sandhorster Bürgermeister Harm Harms führt ab 4.04.1940 das Gut treuhänderisch weiter und überweist Pachterträge an Abraham Samson nach Dortmund. Allerdings kann er aus den Erträgen und seinem Vermögen nur bis 200 RM/Monat darüber verfügen, denn: nach dem Gesetz über die Devisenbewirtschaftung- da sie auszuwandern beabsichtigen – „ … erscheint die vorbeugende Maßnahme der Sicherungsanordnung zur Verhinderung einer unerlaubten Verbringung von Vermögenswerten in das Ausland erforderlich“  – so das formalkorrekte Juristendeutsch der OFD Bremen.
Am 27. Juli 1942 erreicht Abraham Samson ein Schreiben der Oberfinanzdirektion mit Postzustellungsurkunde. Ihm wird eröffnet, sein Vermögen wird ihm hiermit entzogen, „… nach dem Gesetz über die Einziehung volks- und staatsfeindlichen Vermögens vom Juli 1933 in Verbindung mit Erlaß des Führers u. Reichskanzlers über die Verwertung eingezogenen Vermögens von Reichsfeinden vom 29.5.41.
Abraham Samson muss zwei Tage vor der Verschleppung in den Tod auch noch die Kosten der Zustellung der Enteignungsverfügung zahlen. Es sind 1,05 RM u. a. bestehend aus 10 Pf Formularkosten und 5 Pf Fahrkosten.
Am 29.07.1942 wird er mit seiner Ehefrau Hedwig und seinen anderen Brüdern Ruben, Herz und Bendit mit TransportX1 ab Dortmund nach Theresienstadt deportiert. Von Theresienstadt geht der Weitertransport am 26.10.1944 nach Auschwitz. Dort werden sie sofort in die Gaskammern getrieben.Von den Bewohnern der Samson Häuser Zingelstraße 3 und Coldehörn wurden alle – auch die Nachkommen, zu Opfern der Shoah.
In einem lange Jahre währenden Wiedergutmachungsverfahren in den 50ern bekommen die Überlebenden, das sind die Enkelinnen von Ruben: Sonja Samson, Marga van Geebergen, der Enkel Hans Samson und zwei Söhne eines der vor dem Krieg gestorbenen Samson-Brüder, ihren Anteil an der gerichtlich festgesetzten Nachzahlung als Ausgleich aus Zwangsverkauf und Raub des Samson-Vermögens. In vielen und langen Schriftsätzen der am Raub beteiligten Oberfinanzverwaltung bestreiten deren Juristen das Kriminelle ihrer Amtstaten in ungeheuerlichen Verdrehungen. Der Verkauf wäre freiwillig und der Preis marktüblich gewesen, was örtliche Bodenschätzer bestreiten, und die Konfiskation wäre ein Vorgriff und Äquivalent der Reichsfluchtsteuer (sic!) gewesen.Allerdings konfiszierte die Marine dieses volks- und staatsfeindliche Vermögen bereits Anfang 1940 und verwüstete im Dienstgebrauch Haus und Außenanlagen.
Eine Scheune musste abgerissen werden. Die in der Wiedergutmachung bedachte Sonja Samson – Vollwaise – konnte bezeichnenderweise dieses Geldvermögen nur zum Teil wg. damals geltender Kapitalmarktkontrollen in die USA transferieren. Sie kaufte davon einen Volkswagen, der dann am Ladegeschirr hängend, in Bremerhaven verschifft wurde.Recherche: Jörg Peter
Eingabe: Hans Jürgen Westermayer
(Stand 23.03.2016)
Foto:

 

 

 

– Kennkarte v. 1.03.1939, Staatsarchiv Aurich
– Haus Gut Coldehörn in den 30ern (Foto: Besitzer)
– Heiratsurkunde (Ausschnitt mit Namen der Trauzeugen)
Opfergruppe: Juden
Quellen: – Kennkarte v. 1.03.1939, Staatsarchiv Aurich
– ehem. Melderegister Stadt Aurich Rep. Nds. Staatsarchiv,- Nds. Landesarchiv Aurich, Rep 107 Nr. 1786.
Literatur: Verfolgung und Vernichtung, Dr. Rolf Fischer, Stadt Dortmund Essen 2015
Patenschaft: Margret Mühring
Verlegetermin: 5. Dezember 2015

 

Haus Gut Coldehörn in den 1930ern (Foto: Besitzer)

Heiratsurkunde Julius Abraham und Dina Samson v. 24.11.1939 (Ausschnitt mit Namen der Trauzeugen)

 

 

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