Rosa SECKELS geb. KLEINBERGER
geboren am 25. Januar 1886 in Klęczany in Galizien
| Straße: | Marktstraße 22 |
| Todesdatum: | 1943 Deportation nach Theresienstadt |
| Todesort: | unbekannt |
| Rosa Kleinberger wird am 25.01.1886 in Klęczany in Galizien geboren. Galizien gehörte zu diesem Zeitpunkt zu Österreich, nach dem 1. Weltkrieg zu Polen. Rosa heiratet am 21.09.1926 den Auricher Kaufmann Moses Feibelmann Seckels. Die Hochzeit findet wenige Monate nach dem Tod von dessen zweiter Frau Rieke statt. Die Ehe von Rosa und Moses Seckels bleibt kinderlos.Rosa musse zusammen mit ihrem Mann und dessen Sohn Fritz am 5. April 1940 Aurich verlassen – so wie alle Auricher Juden. Sie ziehen nach Braunschweig, wohnen dort unter schwierigen Verhältnissen in einem mehrstöckigen „Judenhaus“ in der Ferdinandstraße 9 und werden am 16.03.1942 nach Theresienstadt deportiert. Hier verliert sich ihre Spur. Zur Geschichte der Familie ihres Mannes: Moses Zwy Feibelmann wird am 25. November 1857 geboren. Er stammt aus einer Kaufmanns- und Händlerfamilie. Sein Vater ist Feibelmann Jacob Seckels (1821-1907), seine Mutter Mienke Moses Cohen (1819-1874) stammt aus Neustadt-Gödens. Moses heiratet in seiner ersten Ehe Emma Isenburger (1856 – 1901) aus Friedberg in Hessen. Ihre jüngere Schwester Sophie (1864- 1943 nach Auschwitz deportiert) heiratet ebenfalls nach Aurich (den Kaufmann Seckel Joseph Seckels (1861-1936). Für Sophie Seckels wurde am 8.11.2011 der erste von über 400 Stolpersteinen in Aurich verlegt, für ihren Mann Seckel am 16.11.2019 ein weiterer. Aus der Ehe von Moses und Emma Seckels stammen neun Kinder: Zwei seiner Söhne fielen im Ersten Weltkrieg. 1935 wird Moses von der Stadt noch ein Ehrenkreuz verliehen für Eltern, die ihre Kinder im Krieg verloren hatten. Die Kinder aus erster Ehe verlassen Aurich in den zwanziger Jahren. Den Holocaust überlebt hat nur Julius Jacob und zwei Töchter seines Sohnes Harry, die in Israel überlebten. Moses Feibelmanns erste Frau Emma Isenburger stirbt 1901, sie hat sich tragischerweise das Leben genommen. In zweiter Ehe heiratet Moses Feibelmann Seckels die in Gronau, Westfalen, geborene Rieke Rothschild (geb. am 21. September 1871). Sie stirbt mit 55 Jahren am 24. März 1926 in Aurich an „Herzschwäche“. Aus dieser Ehe stammen die beiden Söhne Fritz, geboren am 30. Mai 1907, und Josef, geboren am 6. August 1911. Für sie wurden ebenfalls Stolpersteine verlegt. In dritter Ehe heiratet Moses Feibelmann die aus Galizien stammende Rosa Kleinberger, geboren am 25. Januar 1886 in Klęczany in Galizien. Er heiratet sie am 21. September 1926 wenige Monate nach dem Tod seiner zweiten Frau Rieke. Diese Ehe bleibt kinderlos. Wohl in den zwanziger Jahren zieht Moses Feibelmann Seckels von der Wallstraße in die Marktstraße 22. Er betreibt ein Geschäft für Antiquitäten, wird auch als „Produktenhändler“ bezeichnet. Im Juli 1935 wird in dem Sprachrohr der Nationalsozialisten, der Ostfriesischen Tageszeitung, zum Boykott jüdischer Geschäfte in Aurich aufgerufen. Auf der veröffentlichten Liste steht auch das Geschäft von Moses Feibelmann Seckels. Die Boykottaktionen und Verfolgungen treiben ihn letztlich in den Ruin. In den späteren Entschädigungsverfahren formuliert Dr. Karl Anklam es so, „es handele sich um einen typischen Entziehungsfall. Bis zur Verfolgung lebte die Familie in geordneten und guten Verhältnissen. Moses Seckels Antik Sachen waren von anerkanntem Wert und er verdiente Geld, bis die Partei ihm den Handel nach auswärts untersagte und anordnete, dass er alles hier unter ungünstigen Absatzverhältnissen veräußern musste. In den Akten befindet sich auch eine mit Zeugenaussagen belegte Feststellung, dass man ihm sogar wesentliche Geldbeträge erpresst habe“. Soweit eine Stellungnahme von Karl Anklam aus der Nachkriegszeit. Am 1. April 1940 musste Moses Seckels sein Haus und Geschäft zur Zwangsversteigerung freigeben. Die Volksbank verkaufte es am 16.5.1940 dann weiter. (Entschädigungsverfahren endet 1956 in einem Vergleich mit Geldzahlung: 4.300 DM an Julius Seckels am 27.4.1956) Fritz und Josef Seckels, die Söhne aus zweiter Ehe, wohnen im Elternhaus und helfen so gut sie können. Josef hilft als Kaufmann im Laden seines Vaters mit. Er muss sich aber, als die Geschäfte schlechter laufen, in der Landwirtschaft Arbeit suchen. Beide Söhne werden im November 1938 wie viele andere jüdische Bürger aus Aurich nach der sogenannten Reichskristallnacht“ in das Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht. In der Pogromnacht in Aurich vom 9. auf den 10. November 1938 brannte die Synagoge. In der Landwirtschaftlichen Halle zusammengetrieben, wurden die Männer schikaniert. Diejenigen, die jünger als 60 Jahre waren, wurden in sogenannte „Schutzhaft“ genommen. 42 Auricher wurden noch am gleichen Abend ins Gefängnis gebracht. Am 11. November 1938 wurden sie in Bussen nach Oldenburg transportiert. Ein Zug brachte sie von dort weiter in das KZ Sachsenhausen. Viele Auricher Männer blieben dort bis Ende Dezember. Joseph und sein Bruder Fritz konnten am 23. Dezember wieder nach Hause zurückkehren. Josef Seckels heiratet am 14. Februar 1939 Hedwig Marx, die zu der Zeit als landwirtschaftliche Arbeiterin in Sandhorst gemeldet ist. Hedwig (geb. 1. September 1910) stammt aus Brohl, einem kleinen Dorf in der Eifel. Das Ehepaar entschließt sich, Aurich zu verlassen. Sie wählen die Emigration nach Belgien, in der Hoffnung dort den Verfolgungen entgehen zu können. Am 11. November 1939 emigrierten sie nach Brüssel. Vielleicht träumten auch Joseph und Hedwig von einer Auswanderung nach Amerika oder Palästina. Vor Beginn des Zweiten Weltkrieges lebten in Belgien mindestens 56.000 Juden – Schätzungen gehen sogar von 60.000 bis 70.000 aus. Unter ihnen waren viele Juden aus Deutschland und Österreich, die vor den nationalsozialistischen Verfolgungen geflohen waren. Belgien war bei Kriegsausbruch neutral geblieben, aber bis Ende Mai 1940 hatten die Deutschen Belgien besetzt. Nach dem Einmarsch verabschiedeten die deutschen Besatzer zahlreiche antijüdische Verordnungen und Gesetze. Die jüdische Bevölkerung wurde in den vier großen Städten Brüssel, Antwerpen, Lüttich und Charleroi konzentriert, ihre Besitztümer wurden registriert und ab dem 27. Mai 1942 musste sie zur Kennzeichnung einen gelben Stern tragen. Am 11. Juni 1942 erhielt die Brüsseler „Zentralstelle für jüdische Angelegenheiten“ aus Berlin den Auftrag, die Deportation der ersten 10.000 Juden aus Belgien vorzubereiten. Für diesen Zweck wurde in einer alten Kaserne (Dossinkaserne) in Mechelen (Flämisch) / Malines (französisch), ein SS-Sammellager eingerichtet: das „SS-Sammellager Mechelen“ (zwischen Brüssel und Antwerpen) eingerichtet. Am 4. August 1942 verließ der erste Transport das Lager. Bis zum 31. Juli 1944 folgten 27 weitere, die bis auf wenige Ausnahmen in Auschwitz-Birkenau endeten. Insgesamt wurden aus Belgien 25.124 Juden, darunter 5.430 Kinder, deportiert. Nur 1.207 (weniger als 5 Prozent) von ihnen überlebten die Deportation und kehrten nach dem Krieg zurück. Josef und Hedwig Seckels können sich nicht verstecken. Sie egefangen genommen und im Sammellager Mechelen/Malines interniert. Am 15. Januar 1944 werden sie deportiert – der Zug erreicht am 17. Januar 1944 das Vernichtungslager Auschwitz (23. Transport, 657 Juden und Sinti und Roma). Auch der in Osnabrück geborene jüdische Künstler Felix Nussbaum und seine Frau Felka Platek waren nach ihrer Verhaftung am 20. Juni 1944 in Brüssel für einige Wochen Gefangene in Mechelen. Mit dem letzten Transport am 31. Juli wurden sie nach Auschwitz deportiert und dort am 9. August 1944 ermordet. Fritz Seckels bleibt in Aurich, er steht seinem alten Vater und seiner Stiefmutter Reisel/Rosa bei. Sie gehören zu den letzten 20 jüdischen Bürgern Aurichs, die im März 1940 noch in der Stadt wohnen. Zum 1. April sollte Aurich für „judenfrei“ erklärt werden können. Das ist auch der Tag, an dem Moses, Rosa und Fritz ihr Haus, ihr Eigentum, ihre Heimat verlieren. Sie hatten sich bemüht, außerhalb Aurichs eine Unterkunft zu finden. Am 5. April liegt endlich auch die Zuzugsgenehmigung von Braunschweig vor. Sie finden Aufnahme in der Ferdinandstraße 9. Das war ein mehrstöckiges Haus, das ursprünglich einen jüdischen Besitzer hatte. Erst ab 1942 lebten nur noch Juden in der Ferdinandstraße 9, von denen die meisten um die 70 Jahre alt waren. Bis 1943 lebten sie hier, auf die Spenden jüdischer Bürger angewiesen. Am 16. März 1943 werden Moses, Rosa und Fritz mit anderen Juden zum Alten Bahnhof getrieben. Der Zug hält noch einmal in Berlin. Am 17. März verlässt der Transport Berlin, er erreicht das Ghetto Theresienstadt am 18. März 1943. Dort verlieren sich die Spuren. Moses Feibelmann verstirbt schon während der Deportation. Er wird 86 Jahre alt. Moses Seckels wurde ein Opfer der unmenschlichen Umstände des Transportes. Die Juden wurden in Viehwaggons gezwängt, es gab keine Toilette. Die kleinen Fenster, die einzige Luftzufuhr, waren mit Stacheldraht umwickelt, es gab nichts zu trinken. Auch die Dauer des Transportes (2-3 Tage) war ein Grund für die hohe Sterberate unter den Deportierten. Nachtrag: 2010 wurde in Braunschweig am Haus in der Ferdinandstraße 9 eine Gedenktafel mit folgender Aufschrift angebracht: |
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| Recherche: Astrid Parisius Eingabe: Hans Jürgen Westermayer (Stand 17.12.2022) |
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| Opfergruppe: | Juden |
| Quellen: | Meldekarte, NLA Aurich geni.com (Familiendatenbank) |
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| Patenschaft: | GAP Aurich, Wiard Coordes |
| Verlegetermin: | 14. Dezember 2013 |



